Johann Leonhard von Wutgenau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Johann Leonhard von Wutgenau (* 9. Mai 1690 in Kaltvorwerk; † 13. Oktober 1764 in Breslau) war der letzte kaiserliche Stadtkommandant von Breslau und nachmaliger preußischer Oberst und Regimentschef.

Leben

Herkunft

Wutgenau entstammte einer schlesischen, 1678 in den böhmischen Adelstand erhobenen Familie.[1] Seine Eltern waren der Erbherr auf Kaltvorwerk Hans Heinrich von Wutgenau (1655–1730) und Helene Margarete Riedel von Löwenstern.

Werdegang

Wutgenau war Erbherr auf Pühlau, Schleibitz und Dörndorf. Er war kaiserlicher Oberstleutnant und bis in den Ersten Schlesischen Krieg Stadtmajor von Breslau.[2] Als der preußische König Friedrich II. 1741 in Breslau einrückte, ritt Wutgenau in der Annahme, die Neutralität Breslaus würde weiterhin respektiert, als Vertreter der Breslauer Stadtregierung dem Zug der Preußen voran. Mit der Besetzung Breslaus durch die Preußen endete die 500 Jahre lang bestandene Selbstregierung der Stadt. Wutgenau wurde zwar zum preußischen Oberst befördert, musste aber die Stadt verlassen.

Zunächst wurde er im Juni 1746[3] Kommandeur des Kalsowschen Regiments (Nr. 43), übernahm dann aber 1746 als Regimentschef des Infanterieregiments (Nr. 48) v. Wobeser und nahm Garnison in Minden. 1755 hat Wutgenau seinen Abschied bekommen.[4]

Familie

Wutgenau vermählte sich 1720 in Breslau mit der Ratsherrentochter Christiane Sophie von Tarnau (1698–1771). Aus der Ehe ging die Tochter Charlotte Wilhelmine (1727–1802) hervor, die letzte ihres Geschlechts war. Sie heiratete Christian Leopold von Koschembahr und Skorkau (1720–1780), Erbherr auf Ober- und Nieder-Ossen, Schwiegereltern von Heinrich Leopold von Forcade.

Literatur

  • Anton Balthasar König: Biographisches Lexikon aller Helden und Militärpersonen, welche sich in preussischen Diensten berühmt gemacht haben. 4. Teil, Berlin 1791, S. 291
  • Oskar Pusch: Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741. Band 4 (= Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund. Reihe B, Band 39), Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Dortmund 1990, ISBN 3-923293-26-7, ISSN 0931-5306, S. 5 (im Artikel Sachs, Sachs von Löwenheim [S. 5–14]), S. 285 (im Artikel von Tarnau und Kuehschmaltz [S. 279–288]); Band 5 (= Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund. Reihe B, Band 41), Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Dortmund 1991, ISBN 3-923293-31-3, ISSN 0931-5306, S. 114–115 (im Artikel Wuttke (Wutke), Wuttky von Wutginau, von Wuthgenau [S. 107–118])

Einzelnachweise

  1. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 2005, ISBN 3-7980-0837-X, ISSN 0435-2408, S. 429.
  2. Gustav Adolph Harald Stenzel: Actenstücke, Berichte und andere Beiträge zur Geschichte Schlesiens seit dem Jahre 1740. Band 5, Breslau 1851, S. 13 u. 37
  3. Christian Friedrich Hempel, Johann Friedrich Seyfart: Helden- Staats- und Lebens-Geschichte (...), Band 5, Frankfurt und Leipzig 1760, S. 63–64
  4. Eduard Lange: Die Soldaten Friedrich’s des Grossen. 1853, S. 251