Johannes Jaenicke
Johannes Jaenicke, (auch Jänicke, Jännecke, Jenjk, Jeník, Johann), (* 6. Juli 1748 in Berlin; † 21. Juli 1827 ebenda) war Prediger und Gründer der ersten Missionsschule in Deutschland.
Jänicke war zunächst Webergeselle, begann eine Lehrerlaufbahn in Dresden, studierte aber ab 1774 Evangelische Theologie und Philosophie in Leipzig. Er erhielt 1778 zunächst eine Anstellung als Lehrer, wurde 1779 Zweiter und 1792 Erster Geistlicher an der böhmisch-lutherischen Gemeinde an der mit der böhmisch-reformierten Gemeinde simultan genutzten Bethlehemskirche in der Friedrichstadt zu Berlin, wo er bis zu seinem Tode tätig war. Sein theologisches Denken war nachhaltig von der herrnhutischen Frömmigkeit geprägt.[1]
Gemeinsam mit dem von der Londoner Missionsgesellschaft zum Direktor der Mission für Deutschland ernannten August Carl Friedrich Freiherr von Schirnding (* 14. Oktober 1753 in Schleusingen; † 11. Juni 1812 in Dobrilugk) eröffnete er mit sieben Schülern am 1. Dezember 1800 die erste deutsche Missionsschule, an der bis 1824 etwa 80 Missionare eine bis zu vierjährige Ausbildung erhielten, bevor sie von verschiedenen, oft ausländischen Missionsgesellschaften übernommen wurden.
Angeregt zur Gründung der Missionsschule wurde er durch den Tod seines jüngeren Bruders Joseph Daniel Jänicke (* 27. Juli 1759 in Berlin, 1776 Lehrer bei der böhmischen Gemeinde in Dresden, nach Studium in Halle ordiniert 1787 in Wernigerode), der seit 1788 als Missionar in Indien tätig und dort am 10. Mai 1800 in Tanjore gestorben war.
1805 gründete er die „Biblische Gesellschaft“ und regte die 1814 daraus entstehende „Preußische Hauptbibelgesellschaft“ mit an. Auch gründete er 1811/12 einen Traktatverein, der ab 1816 als Berliner „Hauptverein für christliche Erbauungsschriften in den preußischen Staaten“ firmierte.
Aus der Berliner Missionsschule entstand 1823 unter seinem Nachfolger und Schwiegersohn Johann Wilhelm Rückert die „Berliner Missionsgesellschaft“.
Wichtigste Schüler der Missionsschule waren Karl Gützlaff („der Missionar Chinas“, der in Ostasien, besonders auch in Korea, tätig war) sowie Karl Th. E. Rhenius (Missionar und Gegner des Kastenwesens in Süd-Indien) und Johann Hinrich Schmelen (der in Südafrika und Namibia missionierte).
Johannes Jaenicke starb 1827 im Alter von 79 Jahren in Berlin und wurde auf dem Friedhof der Bethlehems-Gemeinde vor dem Halleschen Tor beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.[2]
Sein Nachfolger in der Pfarrstelle an der Berliner Bethlehemskirche wurde der in der Inneren sowie Äußeren Mission tätige Johannes Evangelista Goßner.
Quellen
- Werner Raupp (Hrsg.): Mission in Quellentexten. Geschichte der Deutschen Evangelischen Mission von der Reformation bis zur Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910, Erlangen/Bad Liebenzell 1990 (ISBN 3-87214-238-0 / 3-88002-424-3), S. 240–243 (Korrespondenz Jaenickes, 1814,1816; Karl Th. E. Rhenius’ Wirken in Tinnevelly, 1838).
Literatur
- Karl Friedrich Ledderhose: Jänicke, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 699 f.
- Karl Friedrich Ledderhose: Johann Jänicke, der evangelisch-lutherische Prediger an der böhmischen oder Bethlehems Kirche zu Berlin: nach seinem Leben und Wirken dargestellt. Berlin: Selbstverlag des Hrsg. 1863
- E. Strümpfel, J. J., in: AMZ 27, 1900, 308–315
- Julius Richter: Geschichte der Berliner Missionsgesellschaft 1824-1924. 1924
- Walter Holsten: Jänicke, Johannes. In: RGG3 III, 513f.
- Gunda Wittich: Johannes Jaenicke. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1440–1441.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Werner Raupp (Hrsg.): Mission in Quellentexten, 1990 (w.o., Quellen), S. 241.
- ↑ Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 221.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Jaenicke, Johannes |
ALTERNATIVNAMEN | Jänicke; Jännecke, Johann; Jenjk, Johann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Prediger |
GEBURTSDATUM | 6. Juli 1748 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 21. Juli 1827 |
STERBEORT | Berlin |