Johannes VIII. (Papst)

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Johannes VIII. (* vor 852 in Rom; † 16. Dezember 882 ebenda) war römisch-katholischer Papst von 872 bis 882.

Leben und Wirken

Johannes stammte aus Rom, war Sohn eines gewissen Gundo und wurde 852 Archidiakon. Am 14. Dezember 872 wurde er auf den Stuhl Petri gewählt. Als Papst bemühte er sich, nach dem Zerfall des Frankenreiches in Italien die päpstliche Vorherrschaft zu erhalten und das Land gegen die Sarazenen zu verteidigen. 875 krönte er den westfränkischen König Karl den Kahlen zum Kaiser. Ebenso krönte er 881 dessen Nachfolger, den ostfränkischen König Karl III. den Dicken.

Johannes übernahm von seinen Vorgängern den Konflikt mit Photios I., dem Patriarchen von Konstantinopel, mit dem die Westkirche seit Nikolaus I. im Streit lag. Das Viertes Konzil von Konstantinopel (869/870) hatte Photios exkommuniziert. Johannes hob die Beschlüsse dieses Konzils auf (JE 3273 und 3276)[1] und erreichte auf dem Konzil von Konstantinopel (879/880) eine Einigung. Photios wurde rehabilitiert, das Konzil anerkannte die päpstliche Jurisdiktion über die Bischöfe des Westens (und nur dort) anerkannt wurde und bestätigte gleichzeitig zwar einen Ehrenprimat von Rom für die übrigen Patriarchate.

Er unterstützte den Slawen-Apostel Methodios und ließ 880 in seiner Bulle Industriae tuae die slawische Sprache in der Liturgie zu: „Der die drei Hauptsprachen Hebräisch, Griechisch und Latein schuf, hat auch alle anderen Sprachen geschaffen zu seinem Lob und Ruhm.“[2]

Johannes ist der erste von acht mittelalterlichen Päpsten, deren Leben bekanntermaßen durch einen gewaltsamen Tod endete. Aus den Quellen lassen sich unterschiedliche Versionen belegen: Entweder starb er im Kampf gegen die Sarazenen am 16. Dezember 882 oder er starb einen anderen gewaltsamen Tod in Rom: Nachdem seine Verwandten zunächst versucht hatten, ihn zu vergiften, sollen sie ihn, als das Gift nicht schnell genug wirkte, mit einem Hammer erschlagen haben.

Legendenbildungen zum Geschlecht des Papstes

Die Legende, der Papst sei weiblichen Geschlechts gewesen, ist ab dem 13. Jahrhundert nachweisbar und bis in die Gegenwart in Belletristik oder Spielfilmen verbreitet.

Bereits einige Chronisten des Spätmittelalters, wie z. B. Martin von Troppau (1278) und Bartolomeo Sacchi (1479), behaupteten, Johannes VIII. sei eine Frau gewesen. Diese Behauptung entwickelte sich zur Legende der Päpstin Johanna, wofür es keine wissenschaftlich anerkannten Belege gibt. In neuerer Zeit gibt es verschiedene Hypothesen zur Legendenbildung, etwa dass spätmittelalterliche Autoren eine Satire missverstanden hätten, in der Papst Johannes VIII. für sein, wie auch das anderer Päpste, als „weibisch“ empfundenes Verhalten lächerlich gemacht worden sei.[3]

Literatur

  • Michael PlathowJohannes VIII. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 203–204.
  • Antonio Sennis: GIOVANNI VIII, papa. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 55: Ginammi–Giovanni da Crema. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2000, S. 560–566.
  • Antonio Sennis: GIOVANNI VIII. In: Massimo Bray (Hrsg.): Enciclopedia dei Papi. Rom 2000 (treccani.it).
  • Simon Groth: How to Become Emperor – John VIII and the Role of the Papacy in the 9th Century, in: Christian Scholl, Torben R. Gebhardt, Jan Clauß (Hrsg.): Transcultural Approaches to the Concept of Imperial Rule in the, Peter Lang, Frankfurt u. a. 2017, S. 117–138 (zentrale Rolle Johannes' in der Legitimierungstradition der Kaiserkrönungen durch den Papst, aber auch des päpstlichen Monopols auf die Krönung der Könige Italiens). (online, PDF)

Weblinks

Commons: Johannes VIII. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Josef Wohlmuth: Viertes Konzil von Konstantinopel - 869-870. Einführung. In: Josef Wohlmuth (Hrsg.): Konzilien des ersten Jahrtausends. Vom Konzil von Nizäa (325) bis zum Vierten Konzil von Konstantinopel (869/70) (= Dekrete der ökumenischen Konzilien. Band 1). 3. Auflage. Schöningh, Paderborn, München, Wien, Zürich 2002, S. 157–159, 157.
  2. Epistolae (in Quart) 7: Epistolae Karolini aevi (V). Herausgegeben von Erich Caspar, Gerhard Laehr u. a. Berlin 1912, S. 222–224 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat), hier S. 224: „Qui fecit tres linguas principales, Hebraeam scilicet Graecam et Latinam ipse creavit et alias omnes ad laudem et gloriam suam.“
  3. Jan von Flocken: Die Legende von der Päpstin Johanna. In: Die Welt, erschienen am 9. Februar 2007, abgerufen am 17. Oktober 2013.
VorgängerAmtNachfolger
Hadrian II.Papst
872–882
Marinus I.