Johannes von Lambsheim

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Johannes von Lambsheim, Titelblatt Libelli tres perutiles (Autorenname in rot, unter dem Marienbild)
Inkunabelseite aus De fraternitate rosarii (1495), Brief von Johannes Oudewater an Johannes von Lambsheim

Johannes von Lambsheim (* um 1450 in Lambsheim, Pfalz; † um 1500) war ein katholischer Priester, Augustiner-Chorherr, Gelehrter und geistlicher Schriftsteller in Worms.

Historischer Hintergrund

Das 1235 erstmals urkundlich erwähnte Zisterzienserinnenkloster Kirschgarten lag vor dem Speyerer Tor der Stadt Worms und war um 1430 nahezu ausgestorben. Der Wormser Bischof Friedrich von Domeneck und Kurfürst Ludwig IV. (Pfalz) wandten sich wegen einer Neubesiedlung an die Windesheimer Reformkongregation der Augustinerchorherren. Diese entsandte Regularkanoniker aus dem Kloster Böddeken, welche 1443 dort einzogen, das Kloster reformierten und es schnell zu einem lokalen Zentrum der kirchlichen Erneuerung machten. Während des Bauernkrieges wurde der Konvent 1525 durch Aufständische zerstört und ging unter. Es sind keinerlei bauliche Reste erhalten.[1]

Leben und Wirken

Johannes von Lambsheim, auch Johannes de Lambsheim oder von bzw. de Lamsheim, kam aus dem Ort Lambsheim bei Frankenthal (Pfalz), nach dem er sich benannte.

Er trat um 1470 in das südwestlich vor Worms liegende Augustinerkloster Kirschgarten ein. 1472 wird er erstmals dort urkundlich als Novize erwähnt, 1474 übergab er dem Kloster eine Spende seiner Großmutter. Später war er dort Ökonom und 1496/97 auch Prior des Kirschgartener Filialkonvents Höningen.[2]

Johannes von Lambsheim wirkte als fruchtbarer religiöser Schriftsteller, der mehrere Werke verfasste, die teilweise heute in seltenen Inkunabel-Bänden überliefert sind. Er war befreundet mit dem Heidelberger Drucker Heinrich Knoblochtzer, in dessen Offizin er sich auch als Korrektor betätigte. Ebenso verband ihn eine Freundschaft mit dem Abt Johannes Trithemius, der ihn im Catalogus Illustrium (Seite 180) einen emsigen, in der Heiligen Schrift bewanderten Gelehrten nennt und über ihn schrieb: „Dieser Johann, Prokurator des Klosters, sollte eigentlich mit Besorgung irdischer Angelegenheiten ganz verschont bleiben, um den Wissenschaften um so ungetheilter sich widmen zu können.“[3]

Über den Todeszeitpunkt bzw. -ort des Chorherren ist nichts bekannt, 1497 amtierte er noch im Kloster Höningen als Prior.

Von besonderer Bedeutung ist sein Werk De fraternitate rosarii, verlegt in Leipzig, bei Konrad Kachelofen, 1494 und in Mainz bei Peter von Friedberg,[4] 1495; ein Betrachtungs- und Lehrbuch über das damals neu aufgekommene Rosenkranzgebet und seine Gemeinschaft. In dem Buch abgedruckt ist auch ein Sendbrief des marianischen Theologen Johannes Oudewater (1433–1507; hier genannt Johannes de Aqua veteri)[5] an Johannes von Lambsheim.[6]

Johannes Heydekyn von Sonsbeck war ein kontemporärer Autor, der ebenfalls im Kloster Kirschgarten wirkte.

Werke (Auswahl)

  • Libelli tres perutiles. Heidelberg um 1485; Digitalisat
  • Libellus perutilis de fraternitate sanctissima et Rosario beate marie virginis. Leipzig 1494, Mainz 1495; Digitalisat
  • Arra aeternae salutis. Peter Drach, Speyer 1495; Digitalisat
  • Speculum officii missae expositorium. Heinrich Knoblochtzer, Heidelberg 1495; Digitalisat
  • Speculum conscientiae et novissimorum. Speyer 1496; Digitalisat

Literatur

  • Joachim Kemper: Klosterreformen im Bistum Worms im späten Mittelalter (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte. Bd. 115). Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 2006, ISBN 3-929135-49-3, S. 236 (Zugleich: Mainz, Universität, Dissertation, 2003/2004), online (PDF; 2,63 MB).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Webseite zum Wormser Kloster Kirschgarten
  2. Joachim Kemper: Klosterreformen im Bistum Worms im späten Mittelalter, Seite 236 und Seiten 340–342.
  3. Geschichtsblätter für die mittelrheinischen Bistümer, 1. Jahrgang, Nr. 3, 1. April 1884; Digitalisat
  4. Ernst Kelchner: Friedberg, Peter aus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 388.
  5. Franz StanonikOudewater, Johannes von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 780.
  6. Digitalscan des Briefabdrucks