Johanneskirche (Aalen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Johanneskirche aus Nordwesten

Die Johanneskirche, auch Johanniskirche oder St.-Johann-Kirche genannt, ist eine evangelische Kirche in Aalen. Die nach Johannes dem Täufer benannte Kirche liegt auf dem St.-Johann-Friedhof unmittelbar vor dem Osttor des ehemaligen Römerkastells Aalen und unterhalb des heutigen Limesmuseums. Zum Bau der Nord- und Westwand wurden etliche römische Spolien verwendet.[1]

Geschichte

Es ist anzunehmen, dass bereits kurz nach dem Einfall der Alamannen in das Römische Reich über den Limes im 3. Jahrhundert an der Stelle der heutigen Kirche ein Sakralbau mit Baumaterial aus dem Kastell errichtet wurde, des Weiteren könnte sich an derselben Stelle zuvor auch schon ein römischer Tempel befunden haben.[2] Die heutige Kirche wurde vermutlich im 9. Jahrhundert als Dorfkirche des heute wüsten Dorfes Aalen erbaut, damit gilt sie als eine der ältesten Kirchen Württembergs.[3] Im 13. Jahrhundert und nochmals 1561 wurde der Bau nach Osten erweitert und erneuert. Um 1550 wurde der Friedhof der Stadt Aalen von der Stadtkirche zur Johanneskirche außerhalb der Stadtmauern verlegt.[4]

1802 wurde die Kirche umgebaut, um Platz für den Einbau der Orgel zu schaffen.

1997 fanden an der Westseite der Kirche archäologische Ausgrabungen statt, die frühmittelalterliche Baureste erbrachten.[5]

Einrichtung

Abendmahl-Fresko an der Westwand
Epitaph (Ausschnitt) mit Stadtansicht im Hintergrund

Der Innenraum der Kirche hat die Abmessungen 20 × 6 Meter und ist bis zu drei Meter hoch. An der Westwand im Innern der Kirche ist ein romanischer Freskenzyklus in Secco-Technik aus dem frühen 13. Jahrhundert[2] erhalten. An der östlichen Südseite der Kirche befinden sich Epitaphe, von denen bei einigen im Hintergrund Darstellungen der Stadt Aalen um 1570 erkennbar sind.

Ein römischer Weihealtar für Iupiter Dolichenus wurde nach links gekippt in das Fundament eingemauert, dieser Altar wurde bei einer Renovierung im Jahr 1973 entdeckt; die gekippte Lage wird als Symbol für die Ablösung der römischen Religion gedeutet.[6] Ebenso wurde bei der Renovierung 1973 die romanische Südpforte wieder freigelegt.

Orgel

Die Allgeyer-Orgel von 1802

Die Orgel der Johanneskirche wurde 1802 von dem Wasseralfinger Orgelbauer Joseph Nikolaus Allgeyer gebaut und 1829 um ein eigenständiges Pedalwerk mit vier Registern ergänzt. Der damalige Aalener Ratsherr Christian Friedrich Fürgang stiftete sie aus Dankbarkeit über die Rückkehr seiner von zu Hause ausgerissenen Tochter. 1947 wurde die bis dahin weitgehend original erhaltene Orgel unter der Leitung von Helmut Bornefeld nach dessen Geschmack und unter Verlust von Originalsubstanz umgebaut. 1974 wurden im Rahmen der Kirchenrenovierung Pfeifen gemäß der wiederentdeckten Originaldisposition ergänzt.[7] Nachdem 2010 die originale Windanlage mit Bälgen und Kanälen auf dem Dachboden gefunden wurde und bei einer Ausreinigung weitere Informationen über den Urzustand entdeckt wurden, fiel die Entscheidung zu einer originalgetreuen Restaurierung, die 2014 durch Kristian Wegscheider abgeschlossen werden konnte.

Das Instrument hat 14 Register auf einem Manual und Pedal. Die Trakturen sind mechanisch.[8]

Manualwerk C–c3
1. Holtz Prinzipal 8′
2. Viola da Gamba 8′
3. Groß Gedeckt 8′
4. Prinzipal 4′
5. Flöte 4′
6. Quinte 3′
7. Flöte 2′
8. Oktav 2′
9. Mixtur IV 2′
10. Flöte 4′
Pedal C–c1
11. Subbass 16′
12. Oktavbass 8′
13. Posaunenbass 8′
14. Bassmixtur

Weblinks

Commons: Johanneskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Pfeifer: Vom Frühmittelalter bis zum Ende des alten Reiches. In: Diethelm Winter (Hrsg.): Der Ostalbkreis. 2. Auflage. Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0891-3, S. 119 ff.
  2. a b Konrad Theiss: Kunst- und Kulturdenkmale im Ostalbkreis. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0596-5, S. 37 ff.
  3. St.-Johann-Kirche, Stadt Aalen, abgerufen am 24. August 2014
  4. Aalen – Stadtgeschichte, abgerufen am 24. August 2014.
  5. R. Krause, U. Gross, R. Scharig: Die frühmittelalterliche Keimzelle Aalens bei der St. Johannis-Kirche, Aalen, Ostalbkreis, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, Jg. 1997, S. 154 bis 159.
  6. Peter Rempis: Martinus – Soldat und Christ (Memento des Originals vom 7. Dezember 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/homepages.uni-tuebingen.de. Abgerufen am 3. Januar 2010
  7. Orgeln in Aalen (Memento des Originals vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtkirchenorgel-aalen.de, Förderverein Stadtkirchenorgel Aalen, abgerufen am 3. Januar 2010
  8. Nähere Informationen zur Geschichte und Disposition

Koordinaten: 48° 50′ 11,8″ N, 10° 5′ 12,5″ O