Johanneskirche (Wolfen)

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Johanneskirche Wolfen

Die Johanneskirche in Wolfen ist ein evangelischer Sakralbau in der Stadt Bitterfeld-Wolfen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Kirchlich gehört das Evangelische Kirchspiel Wolfen zum Regionalpfarramt Bitterfeld-Wolfen in der Region Bitterfeld-Wolfen-Sandersdorf-Brehna des Kirchenkreises Wittenberg.[1] Dieser Kirchenkreis befindet sich im Propstsprengel Halle-Wittenberg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Geschichte

Wolfen war lange Zeit lediglich ein Dorf bei Bitterfeld, das um ein Rittergut konzentriert war und sich entlang der Leipziger Straße zog. Es besaß eine eigene Kirche auf dem Dorfplatz, die im Jahr 1596 erbaut wurde. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im 19. Jahrhundert, der mit dem Fund von Braunkohle im Jahr 1846 begann, und 1880 zur Gründung einer eigenen Brikettfabrik führte, wuchs der Ort und die Kirche wurde zu klein.[2][3] Südöstlich des Dorffriedhofs wurde im Jahr 1897 an der heutigen Ecke der Kirchstraße zur Leipziger Straße der Bau der Johanneskirche begonnen und 1898 abgeschlossen. Der Entwurf stammte vom Baurat Alexander Lauth (1842–1924) aus Delitzsch, der dort seine letzte Station als Kreisbauinspektor von 1895 bis 1899 ausübte, bevor er in den Ruhestand eintrat.[4][5]

Den Auftrag zur Errichtung gab die Agfa, die sich mit der Farbenfabrik Wolfen im Jahr 1896 zwischen Greppin und Wolfen angesiedelt hatte, und für diese eine Wohnsiedlung südlich des alten Wolfen errichtete.[6] In den Jahren 1963 und 1964 musste die hohe, vierseitige Turmhaube abgenommen und durch ein einfacheres Satteldach ersetzt werden. In den Jahren 1999 und 2000 fand eine umfassende Sanierung statt, die diesen Zustand aber beibehielt.[7][3] Regelmäßig finden mittlerweile Konzerte in der Kirche statt.[8]

Baubeschreibung

Auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes mit vorgelagertem Ostturm entstand eine Kirche im neuromanischen Stil, bei der aber einige Details – wie die Schiff- und Chor-Fenster – neugotisch gestaltet wurden. Neben dem im Westen angeordneten Chor und mehreren Anbauten im Südwesten und Nordwesten gibt es im Nordosten und Südosten des Schiffs jeweils einen Treppenturm, so dass diese den Ostturm flankieren. Der Kirchturm selbst beherbergt den Haupteingang, über dem sich eine Fensterrose befindet. Diese Ausgestaltung als Bauwerk des Übergangs zwischen Romanik und Gotik wird „Übergangsstil“ genannt, häufig aber auch schlichtweg Eklektizismus und ist bei Bauten des Historismus häufiger zu finden.[4][9]

Wie bei vielen Gebäuden der Stadt wurden Greppiner Klinker verbaut.[3] Das Gotteshaus steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis mit der Nummer 094 14490 erfasst.[10]

Ausstattung

Mit der Überbaggerung von Niemegk wurde der Niemegker Schnitzaltar aus dem 16. Jahrhundert im Jahr 1981 nach Wolfen gebracht.[3] Im Schrein finden sich die Mondsichelmadonna, Petrus und Paulus dargestellt, in den Flügeln Katharina und Barbara sowie an den Außenseiten Lukas und Mauritius.[6] Neben der Kanzel mit Greppiner Terrakotten finden sich Emporen sowie romanisch gestaltete Säulen mit Kapitellen, die die rundbogigen Arkaden tragen. Auf der Ostempore befindet sich die Orgel.[4] Die neuromanische Ausstattung wurde in den 1950er Jahren stark reduziert. Erhalten ist aber eine Glocke von 1898 der Glockengießerfamilie Ulrich aus Laucha. Die Decke des quadratischen Schiffs wurde achtteilig gestaltet, so dass der Eindruck einer Kuppel entsteht.[6]

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4.
  • Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Landkreis Bitterfeld, Band 13, erarbeitet von Sabine Oszmer, Michael Imhof Verlag, Petersberg, ISBN 3-937251-53-7, Seite 181.

Weblinks

Commons: Johanneskirche (Wolfen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Regionalpfarramt Bitterfeld-Wolfen. In: kirchenkreis-wittenberg.de. Abgerufen am 21. August 2022.
  2. Herbert Wolf: Wolfen. In: Provinz Sachsen / Anhalt (=Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands; Band XI), hrsg. v. Berent Schwineköper. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-31402-9, Seite 513–514.
  3. a b c d Kultur- und Heimatverein Wolfen e. V.: Historischer Rundweg. Ein Streifzug durch die Wolfener Geschichte. (PDF) In: bitterfeld-wolfen.de. Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen, abgerufen am 18. August 2022 (dort Nr. 15).
  4. a b c Denkmalverzeichnis, Band 13, Seite 181.
  5. Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink, Reinhard Glaß: Lauth, Johann Wilhelm Konrad Alexander. In: Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902). Abgerufen am 21. August 2022.
  6. a b c Dehio, Seite 901.
  7. Informationstafel an der Kirche.
  8. Auswahl von Beispielen: Thomas Schmidt: Jubiläumskonzert in Johanneskirche Wolfen. In: wochenspiegel-web.de. 1. Juli 2015, abgerufen am 22. August 2022 (Abschlusskonzert der Musikschule „Gottfried Kirchhoff“ jährlich seit 2011).Thomas Schmidt: Das Vereins- und Familienfest in der Wolfener Fuhneaue. In: wochenspiegel-web.de. 10. Juni 2017, abgerufen am 22. August 2022 (9. Juni 2017).Literarisch-musikalisches Kirchenkonzert in Wolfen. In: at-wolfen.de. AmateurTheater Wolfen e.V., 2016, abgerufen am 22. August 2022 (4. Juni 2016).Festmusik an Klein-Ostern „Jubelt doch alle“ in der Johanneskirche Wolfen. In: ev-kirche-zoerbig.de. Evangelischer Kirchengemeindeverband Zörbig, 2019, abgerufen am 22. August 2022 (28. April 2019).Wolfen, Konzert. In: pfarrbereich-sandersdorf-brehna.de. Evangelischer Pfarrbereich Sandersdorf-Brehna EKM, 2022, abgerufen am 22. August 2022 (24. April 2022).Was geht ab 2022. In: szwolfen.de. Spielmannszug Stadt Wolfen e. V., 2022, abgerufen am 22. August 2022 (29. Mai 2022).Kirchenmusik. In: landeskirche-anhalts.de. 2022, abgerufen am 22. August 2022 (27. August 2022).
  9. Unity WebGL Player - Kirche Wolfen. In: johanneskirche-wolfen.de. Abgerufen am 21. August 2022 (360°-3D-Modell des Außenbaus).
  10. Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670).

Koordinaten: 51° 39′ 50,1″ N, 12° 16′ 29,2″ O