Jomswikinger

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Die Seeschlacht von Svold, bei der die Jomswikinger mit Dänemark gegen Norwegen kämpften. Gemälde von Otto Sinding.
Datei:Jomsvikings @ Battle of Svolder.jpg
Die Jomswikinger (kleines Boot) beteiligen sich an besagter Schlacht. Gemälde von Nils Bergslien.

Die Jomswikinger waren ein legendärer wikingischer Söldnerbund im Bereich der südlichen (evtl. der heute zu Polen gehörenden) Ostseeküste. Die altnordische Jómsvíkinga saga berichtet von Aufstieg und Fall des gefürchteten Männerbundes mit strengem Reglement.

„Kein Mann sollte hier aufgenommen werden, der älter wäre als fünfzig, und kein jüngerer als achtzehn Jahre. Dazwischen sollten alle sein. Blutsverwandtschaft sollte keine ausgleichende Rolle spielen, wenn Männer aufgenommen werden wollten, die nicht den Gesetzen entsprachen. Kein Mann sollte vor einem gleich streitbaren und gleich gerüsteten fliehen. Jeder sollte den andern rächen wie seinen Bruder. Keiner sollte ein Wort der Furcht sprechen oder in irgendeiner Lage verzagen, wie hoffnungslos sie auch schiene. Alles, was sie auf den Heerfahrten erbeuteten, sollten sie zur Stange bringen, minderes oder größeres Gut, das Geldeswert hätte. Und wenn einer das nicht getan hätte, so sollte er fort müssen. Keiner sollte eine Verleumdung ausbringen. Wenn aber eine Neuigkeit bekannt würde, sollte niemand so vorlaut sein, sie öffentlich mitzuteilen; denn Palnatoki sollte dort alle Neuigkeiten verkünden. Niemand sollte ein Weib in der Burg haben und keiner länger als drei Nächte auswärts sein. Und wenn ein Mann aufgenommen wäre, der den Vater oder Bruder eines Mannes erschlagen hätte, der zuvor dagewesen, oder sonst irgendeinen verwandten Mann, und das späterhin herauskäme, nachdem er aufgenommen wäre, so sollte Palnatoki das alles entscheiden, und so auch bei jeder andern Uneinigkeit, die unter ihnen entstünde.“

Walter Baetke: Jómsvíkinga saga

Ihr Sitz soll die Jomsburg gewesen sein, deren Standort entweder auf der Insel Wollin oder an der Peenemündung auf der Insel Usedom angenommen wird. Der damalige Hafen konnte angeblich 300 Langschiffe aufnehmen. Der Platz gilt auch als das „Atlantis des Nordens“, wo die versunkene Stadt Vineta lag. Nach den altnordischen Quellen folgte ein Großteil der Jomswikinger dem schwedischen Thronanwärter Styrbjörn und fiel zusammen mit Styrbjörn 983 oder 986 in der Schlacht von Fýrisvellir gegen die Schweden. Gegen die Norweger verloren die Jomswikinger im Jahre 994 die Schlacht bei Hjørungavåg, was ihren Untergang besiegelt haben soll. Dennoch sollen sie noch im Jahr 1000 an der Seeschlacht von Svold teilgenommen haben.

Man nimmt an, dass die Jomsvikinga-Saga größtenteils Fiktion ist. Dass der beschriebene Söldnerbund tatsächlich existiert hat, ist allerdings anzunehmen, da andere Sagas und Dokumente der Zeit darauf Bezug nehmen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Saga wegen ihrer inhaltlichen Bezüge zur Männerbundtheorie sehr häufig rezipiert und übersetzt. So wurden zwischen 1934 und 1939 nicht weniger als acht Übersetzungen vom Altisländischen ins Deutsche vorgelegt.

In Anlehnung an den historisch-legendären Wikinger-Männerbund haben sich zahlreiche Living-History-Gruppen nach den Jomswikingern benannt. Das zehnte Studioalbum der schwedischen Musikgruppe Amon Amarth trägt den Namen Jomsviking.

Literatur

  • Roderich SchmidtJumne. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 16, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016782-4, S. 120 f. (Artikel abgerufen über Germanische Altertumskunde Online bei De Gruyter Online)
  • Sebastian Brather, Jürgen UdolphWollin. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 34, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2007, ISBN 978-3-11-018389-4, S. 218–223. (Artikel abgerufen über Germanische Altertumskunde Online bei De Gruyter Online)
  • Julia Zernack: Jómsvíkinga saga. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 16, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016782-4, S. 69–71. (Artikel abgerufen über Germanische Altertumskunde Online bei De Gruyter Online)
  • Lutz Mohr: Die Jomswikinger – Mythos oder Wahrheit. Edition Pommern, Elmenhorst 2009, ISBN 978-3-939680-03-1.
  • Felix Genzmer: Germanische Seefahrt und Seegeltung. Zweiter Teil: Die Jomswikinger. F. Bruckmann Verlag, München 1944, S. 169–211; Dritter Teil: König Olaf Tryggvason. S. 212–246.
  • Lutz Mohr: Die Saga der Jomswikinger. Edition Pommern, Martensdorf 2006, ISBN 3-939680-00-1.
  • Lutz Mohr, Harald Krause: Die Jomsburg in Pommern. Geschichte und Technik einer verschollenen Wikinger-Seefeste. 2., erw. Auflage. Wessels Puppet Media, Essen 2002, DNB 964377365.
  • Lutz Mohr: Drachenschiffe in der Pommernbucht. Die Jomswikinger, ihre Jomsburg und der Gau Jom. (= edition rostock maritim). Hrsg. von Robert Rosentreter. Koch, Rostock 2013, ISBN 978-3-86436-069-5.
  • Reinhard Barth: Taschenlexikon Wikinger. (= Serie Piper. Band 3420). Piper, München/ Zürich 2002, ISBN 3-492-23420-8.
  • Georg Domizlaff: Die Jomsburg. Untersuchungen über die Seeburg der Jomswikinger. Curt Kabitzsch Verlag, Leipzig 1929.
  • Hans Jänichen: Die Wikinger im Weichsel- und Odergebiet. Curt Kabitzsch Verlag, Leipzig 1938.
  • Otto Kunkel, Karl August Wilde: Jumne, Vineta, Jomsburg, Julin, Wollin. 5 Jahre Grabungen auf dem Boden der wikingerzeitlichen Großsiedlung am Dievenowstrom 1934–1939. Stettin 1941.
  • THULE. Altnordische Dichtung und Prosa. Bände 14–16: Heimskringla = Snorris Königsbuch I-III; Band 19: Geschichten von den Orkaden, Dänemark und der Jomsburg (Knytlingasaga und Jomsvikingasaga). Hrsg. von Felix Niedner und Walter Baetke. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1924.
  • Martin Wehrmann: Geschichte von Pommern in zwei Bänden. Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1919/1921.
  • Manfred Schnell: Wikinger am Wegesrand. Historische Plätze der europäischen Wikingerzeit in Deutschland, Dänemark und Südschweden. II. Kapitel: Pommern – Orts- und Platzverzeichnis:, u. a. Hiddensee, Arkona, Menzlin, Jomsburg, Spandowerhagen, Peenemünde, Usedom. BoD-Books on Demand, Norderstedt 2018, ISBN 978-3-7431-2471-4, S. 44–59.
  • Dietrich Schumacher: Slawen und Wikinger in Vorpommern. Wo das sagenhafte Vineta, die Seefestung Jomsburg ... wirklich lagen! 1. Auflage. Nordwest Media Verlag, Grevesmühlen 2020, ISBN 978-3-946324-32-4.
  • Vedel Simonsen: Geschichtliche Untersuchung über Jomsburg im Wendenlande. Aus dem Dänischen von Ludwig Giesebrecht. Morin, Stettin 1827.
  • Lutz Mohr: Die Jomswikinger – Nur ein Mythos?. Einbandgestaltung: Kristian Salewski, Elmenhorst: Verlag Edition Pommern 2021, 204 S., mehr. Farb-u. SW-Abb., umfangr. Quellen- u. Litverz., ISBN 978-3-939680-65-9

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