Jon Hassell

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Jon Hassell in Stockholm (2009)

Jon Hassell (* 22. März 1937 in Memphis (Tennessee); † 26. Juni 2021) war ein US-amerikanischer Trompeter und Komponist der Fusionmusik. Er war für seinen Einfluss auf die Weltmusikszene und seine akustischen und elektronischen Veränderungen des Trompetenklangs bekannt.

Leben und Wirken

Nach einer Kindheit in Memphis, Interesse für Cool Jazz und einer klassischen Ausbildung auf der Eastman School of Music und an der Catholic University studierte Hassell in Köln bei Karlheinz Stockhausen. Er kehrte 1967 in die USA zurück, wo er Terry Riley traf und an dessen Erstaufnahme von In C beteiligt war. Während seines Promotionsstudiums in Buffalo war er mit Katrina Krimsky verheiratet und Mitglied des Dream House-Ensembles von La Monte Young. In der New Yorker Minimalisten-Szene wurde er über Pandit Pran Nath bekannt, bei dem er ab 1972 Unterricht nahm. Dessen klassisch indischer Gesangsunterricht eröffnete ihm Möglichkeiten zu einem neuartigen Trompetenspiel:[1] Die sprachähnlich modulierten Luftströme, die Jon Hassell durch sein Instrument fließen lässt, führen zum Entstehen von scheinbar „undefinierten“ (mikrotonalen) Klängen.

Hassell verwendete den Begriff „Fourth World“, um seinen Musikstil zu fassen: „Mein Ausdruck Fourth World umschreibt ein sinnliches Koordinatensystem, in dem sich für die Balance zwischen uralter Weisheit und neuesten Technologien organische Formen finden lassen.“[2]

Karl Lippegaus beschreibt Hassell als einen der wenigen Fusion-Trompeter, die sich nicht vollständig dem Einfluss von Miles Davis verschrieben, sondern ihren eigenen Sound kreiert haben. Allerdings macht Mark Gilbert in Grove Music Online darauf aufmerksam, dass Hassell Davis im Gebrauch der Elektronik, der Modalharmonien und des Lyrizismus sehr ähnlich ist. Trompeter wie Arve Henriksen und Nils Petter Molvær wurden von Hassells Musikstil beeinflusst, der Zeiten und Räume relativiert.

Musiker wie Brian Eno, Peter Gabriel[3] oder David Sylvian entdeckten nach Spielerfahrungen mit Jon Hassell ihre eigenen Ambient-World-Visionen. Gemeinsam mit Pete Scaturro hat Hassell die Titelmusik für die Fernsehserie Practice – Die Anwälte geschrieben. Für das Kronos Quartet schrieb er das Streichquartett Pano de Costa, das auf deren Album White Man Sleeps veröffentlicht wurde.

Am 26. Juni 2021 starb er im Alter von 84 Jahren.[4]

Diskografie

Literatur

  • Mark Prendergast: The Ambient Century. Bloomsbury Publishing, New York / London 2000.
  • Jon Hassell: Liner Notes zu Vernal Equinox
  • Konrad Heidkamp: Vom Beatmen eines Mundstücks. In: Die Zeit, Nr. 15/2006; über Hassell
  • Karl Lippegaus: Die Stille im Kopf – Interviews und Notizen über Musik, Ammann Verlag 1989; überarbeitete und erweiterte Neuauflage: Nieswand Verlag, Kiel 1991, 1994, ISBN 3-926048-47-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jon Pareles: Jon Hassell with Trumpet and Electronics. In: New York Times, 21. September 1989, S. C15. Online
  2. zitiert nach dem Programm des Deutschen Jazzfestivals 2007 (Hessischer Rundfunk) Jon Hassell and Maarifa Street feat. Kurt d' Haeseleer: Magischer Video-Realismus: "Mein Ausdruck 'Fourth World’" umschreibt ein sinnliches Koordinatensystem, in dem sich für die Balance zwischen uralter Weisheit und neuesten Technologien organische Formen finden lassen."
  3. Hassell unterstützte ihn bei der Komposition der Filmmusik zu Martin Scorseses Film Die letzte Versuchung Christi. siehe Jon Hassell auf laut.de: „Brian Eno entwickelte nach der Zusammenarbeit sowohl sein Ambient-Konzept als auch den multi-rhythmischen Ansatz weiter.“ „Sogar Peter Gabriel gibt offen zu, durch gemeinsame Werke wie den Soundtrack zu Martin Scorseses "Die Letzte Versuchung Christi" erst so richtig das eigene Worldmusic-Konzept entwickelt zu haben.“
  4. Noah Yoo: Jon Hassell, Influential Avant-Garde Composer, Dies at 84. In: pitchfork.com. 26. Juni 2021, abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).