Jordanów Śląski
Jordanów Śląski Jordansmühl | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Niederschlesien | |
Powiat: | Wrocławski | |
Gmina: | Jordanów Śląski | |
Geographische Lage: | 50° 52′ N, 16° 52′ O | |
Einwohner: | 1148 ([1]) | |
Postleitzahl: | 55-065 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 71 | |
Kfz-Kennzeichen: | OB |
Jordanów Śląski (deutsch Jordansmühl, schlesisch Jottsmühle) ist ein Ort im Powiat Wrocławski der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Er liegt südwestlich der Stadt Breslau und ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde mit 3197 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).
Geschichte
Das jungsteinzeitliche Gräberfeld von Jordansmühl führte zur Einführung der gleichnamigen Jordansmühler Kultur. Ein tönerner Widder von diesem Fundplatz ist im Wappen des Ortes abgebildet.[2] Es ist dem Wappen des ritterlichen Geschlechts von Gregersdorf entlehnt, die bis ins 17. Jahrhundert Erbherren von Jordansmühl waren.[3]
Möglicherweise wurde das Straßenangerdorf im 13. Jahrhundert als Ostsiedlung nach deutschem Recht gegründet. Die Ersterwähnung erfolgte 1282 in einer Urkunde, die Graf Franz von Tinz ausstellte.[4] Es gehörte zum piastischen Herzogtum Brieg, mit dem es 1675 durch Heimfall an Böhmen fiel. 1299 tritt in einer Urkunde als Zeuge der Bürger von Breslau Hermann, Scholz de Jordani molendivo auf.[5][6] Die Kirche von Jordansmühl wurde 1335/42 erstmals erwähnt.[7]
Jordansmühl bestand aus zwei Anteilen. 1471 besaß Ruprecht Tschesch einen Anteil, Anfang des 14. Jahrhunderts die Herren von Schweinichen. Letztere brachten bis 1517 den größten Teil des Dorfes an sich. Nach dem Aussterben der Herren von Gregersdorf kaufte 1630 der Landesälteste des Fürstentums Brieg, Sigismund von Pfeil und Klein-Ellguth das Gut. Nach dessen Tod fiel der Besitz an die Witwe Ludmilla geborene von Gregersdorf. 1682 kaufte es Sebald von Saurma. 1771 waren die Besitzer die Familie von Taubadel, nach ihnen die Herren von Münchow und 1773 Graf von Sandreczky und Sandraschütz. Ende des 18. Jahrhunderts gehörte es Hans Graf von Sandreczky. 1845 besaß den ersten Anteil der Erb-Landmarschall Erdmann Graf von Sandreczky-Sandraschütz, den zweiten Anteil die Bahr'schen Erben, bis 1810 die Malteser Kommende. Von 1862 bis 1945 gehörte der Besitz der Familie von Kriegsheim.
Der Dreißigjährige Krieg bewirkte einen Bevölkerungsrückgang. In Jordansmühl existierten zu dieser Zeit sieben verlassene Bauernhöfe. 1651 zählte die Pfarrei 300 Erwachsene Gläubige. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Jordansmühl mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst und Jordansmühl in den Kreis Nimptsch eingegliedert. 1783 zählte der Ort zwei herrschaftliche Vorwerke, eine evangelische Kirche, ein Pfarr- und Schulhaus, 14 Bauern, 29 Gärtner, eine Mühle und 20 Angerhäusler. Der zweite Anteil gehörte zur Landgemeinde Groß-Tinz und enthielt drei Bauern und fünf Häusler. Die Einwohneranzahl in beiden Anteilen betrug 567 Menschen.[8]
1845 umfasste der erste Anteil: 70 Häuser, ein herrschaftliches Schloss, zwei Vorwerke, 808 Einwohner, davon 38 katholisch und der Rest evangelisch, eine evangelische Pfarrkirche mit Pfarrwidum unter dem Patronat der Grundherrschaft, eine evangelische Schule, eine Freischoltisei, eine Wassermühle, eine Brau- und Brennerei, 19 Handwerker, sieben Händler und zwei Krämer. Der zweite Anteil enthielt: Drei Bauerngüter, eine Freihäuslerstelle, ein Auergarten, ferner zwei Wiesen und zwei einzelne Hufen, insgesamt 11 Häuser, 39 Einwohner, davon 6 katholisch und der Rest evangelisch.
Die Kirche von Jordansmühl besteht seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der heutige Bau geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Mit der Einführung der Reformation 1534 wurde sie den Protestanten übergeben. 1715 wurde ein neuer Kirchturm errichtet. 1738 wurde der gotische Vorgängerbau durch einen Neubau ersetzt. Zur hiesigen Parochie waren gepfarrt: Jordansmühl, Bischkowitz, Dankwitz, Dürr-Hartau, Jeseritz, Mlietsch, Poppelwitz, gastweise Gleinitz, Johnsdorf und Kanigen.[9]
1880 wurde aus den Landgemeinden Jordansmühl, Mlietsch und Poppelwitz der Amtsbezirk Jordansmühl gebildet.[10] 1943 wurden 1300 Einwohner gezählt.
Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Jordansmühl mit dem größten Teil Schlesiens 1945 an Polen. Nachfolgend wurde es durch die polnische Administration in Jordanów Śląski umbenannt. Die deutschen Einwohner wurden, soweit sie nicht schon vorher geflohen waren, vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner stammten teilweise aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.
Sehenswürdigkeiten
- Katholische Pfarrkirche St. Stanislaus, ehemals evangelische Pfarrkirche. Im 15. Jahrhundert erbaut, 1715/38 im Barockstil umgebaut und erweitert, 1945 teilweise zerstört, 1946 den Katholiken übergeben und neu geweiht. Von der barocken Innenausstattung haben sich erhalten: ein Hölzerner Altar und Kanzel aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, ein hölzernes Taufbecken aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ein hölzerner Orgelprospekt von 1887 aus der Werkstatt des Schweidnitzer Orgelbauunternehmens Schlag & Söhne, hinter dem Altar und an der Südwand des Presbyteriums Grabsteine aus dem 16./17. Jahrhundert, umgeben von einem Friedhof mit Umfassungsmauer.[11]
- Ehemaliges Pfarrhaus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, diente nach 1945 zeitweise als Schule.
Landgemeinde
Verkehr
Der Bahnhof Jordanów Śląski lag an der Bahnstrecke Kobierzyce–Piława Górna.
Persönlichkeiten
- Konrad Schor (1828–1908), preußischer Generalmajor
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Szukacz.pl, Jordanów Śląski - Informacje dodatkowe, abgerufen am 18. September 2010
- ↑ Seger H.: Der Widder von Jordansmühl. In: Jahrbuch für prähistorische und ethnographische Kunst (IPEK) 4 1928 S. 13–17
- ↑ Jahrbuch für schlesische Kirchengeschichte. Verlag Unser Weg, 1980, ISBN 978-3-87836-341-5 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2020]).
- ↑ Winfried Irgang, Historische Kommission für Schlesien: Schlesisches Urkundenbuch: 1282-1290. Böhlau, 1971, ISBN 978-3-412-06191-3 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2020]).
- ↑ Aloys Lerche: Die territoriale Entwicklung der schlesischen Johanniter-Kommenden Gross-Tinz, Beilau, Lossen und Alt-Zülz bis zum Jahre 1333: Kapitel 3: I. Gross-Tinz. Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau., 1912 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2020]).
- ↑ Gerhard Pfeiffer: Das Breslauer Patriziat im Mittelalter. Trewendt & Granier, 1929 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2020]).
- ↑ Verein für Geschichte Schlesiens: Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens. F. Hirt, 1930 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2020]).
- ↑ Friedrich Albert Zimmermann: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien: So das Fürstenthum Brieg in fünf einzelnen Stücken enthält. Tramp, 1783 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2020]).
- ↑ Johann G. Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Auflage. Graß, 1845 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2020]).
- ↑ Amtsbezirk Jordansmühl. Abgerufen am 4. Dezember 2020.
- ↑ Gmina JORDANÓW ŚLĄSKI. Abgerufen am 4. Dezember 2020.