Josef Hechenberger

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Josef Hechenberger (geboren am 2. Oktober 1974 in Reith im Alpbachtal) ist ein österreichischer Landwirt und Interessenvertreter der Bauern und Politiker der ÖVP. Er ist seit 2007 Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer und kandidierte bei der Nationalratswahl 2019 an ursprünglich aussichtsloser Stelle. Aufgrund von 12.835 Vorzugsstimmen konnte er ein Mandat als Abgeordneter zum Nationalrat erringen.

Leben

Hechenberger absolvierte die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Rotholz und erhielt dort seinen Meisterbrief. Mit 18 Jahren übernahm er den Oberhaslachhof im Alpbachtal, einem Tal in den Kitzbühler Alpen, in dem er auch geboren wurde. Er besuchte einen berufsbegleitenden Lehrgang an der HBLA Kematen und danach das Diplomstudium an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien. Er führt den Titel als Ingenieur. Als Nebenerwerbsbauer hat er gemeinsam mit seiner Frau Katharina rund 30 Milchkühe und 35 Jungrinder. Zehn Jahre lang war er Invekosleiter an der Bezirkslandwirtschaftskammer Kufstein und arbeitete an zwei Tagen in der Woche als Berater, bis er im Mai 2007 zum Präsidenten der Tiroler Landwirtschaftskammer bestellt wurde. Als wichtigstes Ziel nannte er damals, die flächendeckende Landwirtschaft in Tirol aufrechtzuerhalten.[1] Als Funktionär seiner Berufsgruppe möchte er insbesondere die Förderungen verbessern und die Bürokratie abbauen. Für nachhaltiges Wirtschaften als bäuerliches Prinzip gründete die Kammer unter seiner Leitung den „Josef Willi-Nachhaltigkeitspreis“.[2]

Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Politische Laufbahn

Seite 2002 ist Hechenberger Ortsobmann des Bauernbundes Reith im Alpbachtal. Im Jahr 2004 wurde er Mitglied des Gemeindevorstandes der Gemeinde Reith im Alpbachtal. Seit 2006 ist er Ortsparteiobmann der ÖVP Reith im Alpbachtal.[3]

Bei der Nationalratswahl 2019 kandidierte Hechenberger auf Platz 4 im Wahlkreis 7C im Tiroler Unterland, einem Rang ohne Aussicht auf ein Mandat.[4] Im Vorfeld der Wahl positionierte er sich klar für die Anliegen Tierwohl und Nachhaltigkeit.

Er sprach sich klar gegen ein Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Ländern aus. Ein Abkommen mit Südamerika würde laut Hechenberger enorme Wettbewerbsnachteile für die heimischen Bäuerinnen und Bauern bedeuten. Er kritisierte vor allem die Rodung des Regenwaldes für den Anbau von Monokulturen und zur Gewinnung von Weideflächen. Außerdem gibt es laut Hechenberger in den Mercosur-Staaten keine genaue Kontrolle bezüglich dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, auch die Punkte Nachhaltigkeit, artgerechte Tierhaltung und Umweltschutz sieht er in diesen Ländern sehr kritisch. Sie würden in keiner Weise den österreichischen Standards entsprechen.[5][6][7]

Eines seiner Hauptthemen im Wahlkampf bei der Nationalratswahl 2019 war die Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung. Dafür setzt sich der Tiroler bereits seit Jahren ein.[8]

Im Vorfeld der Wahl kam es zu Verwerfungen zwischen den traditionellen Bünden der Tiroler Volkspartei, die den bisherigen Abgeordneten Josef Lettenbichler vom Wirtschaftsbund zum Rückzug bewegten. Sein Listenplatz ging an eine Vertreterin des ÖAAB, des Arbeiter- und Angestelltenbundes.[9] Mit 12.835 Vorzugsstimmen konnte Hechenberger das Mandat im Tiroler Unterland für den Bauernbund gewinnen.[10] Am 23. Oktober 2019 wurde Hechenberger als Nationalratsabgeordneter angelobt.[11]

Der Tiroler ist Hauptmitglied im Ausschuss für Konsumentenschutz, Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft, Gesundheitsausschuss und im Volksanwaltschaftsausschuss.[12] Wie schon im Wahlkampf setzt sich Hechenberger für die Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung ein. Dazu stellte er eine Anfrage an den Gesundheitsminister.[13][14]

Hechenberger positionierte sich auch klar gegen die Rückkehr der Wölfe. Seit 20. Juli 2020 ist er Obmann des Vereins zum Schutz und Erhalt der Land- und Almwirtschaft in Tirol.[15] Die Rückkehr der Wölfe gefährdet laut Hechenberger die traditionelle Almwirtschaft. Er setzt sich für die Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes auf europäischer Ebene ein.[16]

Trivia

Im Oktober 2011 wurde Hechenberger für einen Monat der Führerschein entzogen, nachdem er mit 0,8 Promille am Steuer erwischt wurde.[17]

Einzelnachweise

  1. ORF Tirol: Hechenberger rückt an Spitze der Kammer, 11. April 2012
  2. bio-austria: Josef Willi-Nachhaltigkeitspreis für Familie Fahringer (Memento des Originals vom 3. Januar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bio-austria.at, abgerufen am 3. Januar 2020
  3. Ing. Josef Hechenberger, Biografie. Abgerufen am 7. September 2021.
  4. Tiroler Volkspartei: UNSERE KANDIDATEN NRW 2019, abgerufen am 3. Januar 2020
  5. Mercosur-Abkommen: Tirols Bauern warnen. 14. Juli 2019, abgerufen am 7. September 2021.
  6. Mercosur: Hechenbergers Kritik am EU-Mercosour-Deal. Abgerufen am 7. September 2021.
  7. Landwirtschaftsausschuss spricht sich mehrheitlich gegen das Mercosur-Abkommen in der derzeitigen Form aus. Abgerufen am 7. September 2021.
  8. Stefan Eckerieder: Zwist um Tiroler Herkunftskennzeichnung und Streit um Fleisch. 14. Februar 2019, abgerufen am 7. September 2021.
  9. Die Presse (Wien): Keine Lust auf „Hahnenkampf“: Tiroler ÖVP-Abgeordneter zieht sich zurück, 17. Juli 2019
  10. ORF Tirol: Hechenberger ist Vorzugsstimmen-Kaiser, 1. Oktober 2019
  11. Nationalratswahl 2019 - ÖVP: Josef Hechenberger als Nationalrat angelobt. Abgerufen am 30. April 2020.
  12. Ing. Josef Hechenberger, Biografie. Abgerufen am 30. April 2020.
  13. Hechenberger bringt parlamentarische Anfrage zur Herkunftskennzeichnung ein. In: Meinklub. 26. Februar 2021, abgerufen am 7. September 2021 (deutsch).
  14. Victoria Schmidt: Parlamentarische Anfrage zur Herkunftskennzeichnung. In: Bauernzeitung. 1. März 2021, abgerufen am 7. September 2021 (deutsch).
  15. Wir über uns. In: Alm ohne Wolf. 29. Juni 2020, abgerufen am 7. September 2021 (österreichisches Deutsch).
  16. Hechenberger: Petition Wolf geht in Brüssel in die nächste Runde. Abgerufen am 7. September 2021.
  17. Tirol.orf.at: Alkofahrt: Hechenberger gesteht Fehler ein, abgerufen am 3. Januar 2020

Weblinks