Josef Odložil
Josef Odložil (* 11. November 1938 in Otrokovice; † 10. September 1993 in Domašov) war ein tschechoslowakischer Leichtathlet, der in den 1960er Jahren als Mittelstreckenläufer erfolgreich war. Er nahm an zwei Olympischen Spielen teil und gewann eine Silbermedaille.
Leben
Josef Odložil verbrachte seine Kindheit in Bělá pod Pradědem. Den acht Kilometer weiten Weg zur Schule legte er zu Fuß – laufend – zurück. Mit der Leichtathletik begann er jedoch erst im Alter von 18 Jahren. Er trat zunächst dem Verein „Slován“ in Olmütz bei. Sein Trainer war Jaroslav Slavíček. Als er zwecks Ableistung seines Grundwehrdiensts nach Košice übersiedelte, wurde er Mitglied des dortigen Vereins „Slávia“. Sein neuer Trainer für die kommenden zwei Jahre wurde Jan Liška, unter dessen Obhut er sämtliche Strecken zwischen 400 und 2000 m lief. 1961 bis 1968 startete er unter Aleksandr Zvolenský und Aleš Poděbrad für die Prager Vereine Dukla und Sparta. Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn im Jahr 1969 wurde er Trainer bei Sparta Prag.
Im Jahr 1977 promovierte er an der Prager Karlsuniversität. Das Thema seiner Dissertation lautet: „Das Training von Spitzenläufern über 800 m“. Von 1979 bis 1981 arbeitete er am Institutio Nationale Del Deporte in Mexiko. Von 1992 bis 1993 befehligte er ein Friedenskorps im Irak. Er hatte Ende der 60er Jahre aus politischen Gründen die Streitkräfte verlassen müssen, war jedoch nach der Wende rehabilitiert worden.
Aus seiner ersten Ehe mit der Turn-Olympiasiegerin Věra Čáslavská, die er 1968 während der Olympischen Sommerspiele in Mexiko-Stadt geheiratet hatte, ging ein Sohn, Martin, hervor. Mit seiner zweiten Frau Eva hatte er zwei weitere Kinder, Tochter Andrea und Sohn Honza.
1993 kam es in einem Restaurant in Domašov zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Josef Odlozil und seinem Sohn Martin, in deren Verlauf Martin seinen Vater zurückstieß, woraufhin dieser mit dem Kopf auf der Thekenkante aufschlug und aufgrund der dabei erlittenen Verletzungen nach einmonatigem Koma verstarb. Über Ursache und Verlauf der tödlichen Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn gibt es jedoch verschiedene Versionen. Odložil wurde auf dem Kostel svatého Jana Křtitele (deutsch Friedhof an der Kirche Johannes der Täufer) im Ortsteil Domašov der Stadt Bělá pod Pradědem beigesetzt. Martin Odložil wurde zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Später wurde er von Staatspräsident Václav Havel begnadigt.[1]
Seit 1993 findet in Prag alljährlich ein Josef-Odložil-Memorial statt.
Anlässlich seines 10. Todestages veröffentlichte seine Schwester Miloslava Ševčíková eine Biografie mit dem Titel Prostě zabil jsem svého otce (deutsch „Ich habe einfach meinen Vater erschlagen“).
Leistungen
Olympische Spiele
- 1964 in Tokio: Silber über 1500 m in 3:39,6 min vor dem zeitgleichen Neuseeländer John Davies und hinter dem siegreichen Peter Snell, ebenfalls Neuseeland, in 3:38,1 min
- 1968 in Mexiko-Stadt: Achter über 1500 m in 3:48,6 min
Europameisterschaften
Bei Europameisterschaften hatte Josef Odložil wenig Erfolg. 1962 in Belgrad, bei seinem ersten internationalen Wettkampf, gelangte er mit 1:51,0 min über 800 m nur bis ins Halbfinale, und 1966 in Budapest schied er über 1500 m mit 3:42,1 min bereits im Vorlauf aus.
Bei den Europäischen Hallenspielen 1967 in Prag gewann er über 1500 m Silber in 3:49,6 min.
Rekorde
- Weltrekord über 2000 m in 5:01,2 Min., erzielt am 8. September 1965 in Stará Boleslav
- Landesrekorde:
Tschechoslowakische Meisterschaften
- 800 m: 1960, 1962 und 1963
- 1500 m: 1964 bis 1967
Weblinks
- Josef Odložil in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
- Eintrag bei www.memorial-odlozil.cz (Archivlink)
- Eintrag bei zivotopisyonline.cz (Archivlink)
- Eintrag bei www.atletika.cz
Einzelnachweise
- ↑ Das Grab von Josef Odložil. In: knerger.de. Klaus Nerger, abgerufen am 24. September 2018.
Personendaten | |
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NAME | Odložil, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | tschechoslowakischer Leichtathlet |
GEBURTSDATUM | 11. November 1938 |
GEBURTSORT | Otrokovice, Südmähren |
STERBEDATUM | 10. September 1993 |
STERBEORT | Domašov, Nordmähren |