Joseph Ferdinand Guidobald von Spaur

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Joseph Ferdinand Guidobald von Spaur (zeitgenössischer Stich)
Wappen als bayerischer St. Georgsritter, mit Kurzwerdegang im Orden

Joseph Ferdinand Guidobald von Spaur (auch Joseph Ferdinand Guidobald Reichsgraf von Spaur und Valör) (* 21. Oktober 1705 in Innsbruck; † 26. März 1793 in Salzburg) war ein katholischer Prälat und Hofbischof am pfalz-bayerischen Kurfürstenhof in München.

Leben und Wirken

Er stammte aus altem Tiroler Adel und war der Sohn von Guidobald Franz von Spaur und dessen Gattin Helena Margaritha Gräfin von Wolkenstein-Trostburg. Seine Schwester Marie Adelheid Fortunata von Spaur (1693–1781)[1] hatte einen unehelichen Sohn mit Prinz Ferdinand Maria Innozenz von Bayern. Es war dies Graf Joseph Ferdinand Maria von Salern (1718–1805), der eine eigene Wittelsbacher Nebenlinie begründete.

Joseph Ferdinand Guidobald von Spaur wurde katholischer Priester. Von 1740 bis 1767 amtierte er als Pfarrer der zum Erzbistum Salzburg gehörenden Pfarrei in Höslwang, wo er die Pfarrkirche St. Nikolaus sehr qualitätsvoll barock ausstatten ließ.[2] Ab 1772 fungierte Spaur als Propst des Münchner Liebfrauenstiftes, 1780–87 auch Propst des Kollegiatstiftes Altötting.[3]

1749 nahm man den Grafen in den bayerischen Ritterorden vom Hl. Georg auf, 1761 wurde er Kommandeur und geistlicher Ordensdekan, 1774 Großkreuzinhaber sowie infulierter Ordenspropst, wonach er bei feierlichen Anlässen, ehrenhalber in Bischofsmitra auftreten durfte. Damit verbunden war die Propstei des Kollegiatstiftes St. Wolfgang am Burgholz.[4] Am 24. April 1780 avancierte er zum Titularbischof von Abila in Palaestina. Die Bischofsweihe spendete ihm Ludwig Joseph von Welden, Fürstbischof von Freising, am 6. Juni des Jahres, in der Münchner Theatinerkirche.

Seit 1783 wirkte Joseph Ferdinand Guidobald von Spaur als Wirklicher Geheimer Rat und Präsident des kurfürstlichen Geistlichen Rates in München. Auf Antrag des pfalz-bayerischen Kurfürsten Karl Theodor richtete Papst Pius VI., am 15. Dezember 1789, für diesen ein exemtes Hofbistum ein, das direkt dem Hl. Stuhl unterstand. Es umfasste lediglich die Hofkapelle bzw. Hofpfarrei, die allerdings neben der fürstlichen Familie auch für alle Hofbediensteten zuständig war, sowie für die offiziellen Hofkirchen.[5]

Als ersten Bischof dieses Hofbistums und somit obersten Münchner Hofgeistlichen bestimmte man Joseph Ferdinand Guidobald von Spaur. Im Kriegsfalle fiel ihm automatisch auch das Amt des bayerischen Feldbischofs zu. Seine Nachfolge als Propst des St. Georgsordens trat Graf Damian Hugo Philipp von Lehrbach (1738–1815) an.

Spaur hatte die Bischofswürde nicht angestrebt und bat wegen seiner zunehmenden Gebrechlichkeit mehrfach um Entbindung vom Amt.[6] 1791 erhielt er den Theatiner Kajetan von Reisach (1735–1805) zum Koadjutor, der ihm auch als Hofbischof nachfolgte, als er 1793 starb.[7][8] Nach dessen Tod ließ Kurfürst Maximilian IV. Joseph am 22. Juli 1805 das Hofbistum aufheben. Es lebte niemals mehr auf.[9]

Literatur

  • Max Spindler, Andreas Kraus: Handbuch der Bayerischen Geschichte, Band 2, Seite 1281, C.H.Beck, 1988, ISBN 3406323200; Scan aus der Quelle
  • Ingrid van Skyhawk: Adieu Diana: Zum 400. Geburtstag der Maria Isabella Gräfin von Spaur, ISBN 3837026361, Seiten 71 und 72; Scans aus der Quelle
  • Uwe Distler: Franz Albert Leopold von Oberndorff – die Politik Pfalzbayerns 1778-1795, Beiträge zur Pfälzischen Geschichte, Band 17, Bezirksverband Pfalz, 2000, ISBN 978-3-927754-40-9, Seiten 175 und 176

Weblinks

Commons: Joseph Ferdinand Guidobald von Spaur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genealogische Webseite zur Schwester
  2. Webseite zur Geschichte der Pfarrkirche St. Nikolaus Höslwang, mit Erwähnung von Pfarrer Spaur (Memento des Originals vom 25. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.erzbistum-muenchen.de
  3. Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Beiheft, 1972, Seite 221, Fußnote 4; Ausschnitt aus der Quelle
  4. Gottlob Friedrich Krebel: Europäisches Genealogisches Handbuch, Leipzig, 1768, S. 178 (Digitalscan)
  5. Karl Otmar von Aretin: Das Alte Reich (1648–1806), Band 3, Klett-Cotta, 1997, Seiten 288 und 289, ISBN 360891398X; Ausschnitte aus der Quelle
  6. Georg Schwaiger: Monachium sacrum: Festschrift zur 500-Jahr-Feier der Metropolitankirche Zu Unserer Lieben Frau in München, Band 1, Seite 189, Deutscher Kunstverlag, 1994, ISBN 3422061169; Ausschnitt aus der Quelle
  7. Datenseite zu Bischof Kajetan von Reisach
  8. Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte, Bände 40–42, 1991, Seite 76; Ausschnitt aus der Quelle
  9. Helmuth Stahleder: Chronik der Stadt München, Band 3, Erzwungener Glanz: die Jahre 1706-1818, 2005, ISBN 3937904123; Ausschnitt aus der Quelle