Joseph Peruschitz

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Pater Joseph Peruschitz, OSB

Pater Joseph Peruschitz, OSB (bürgerlich Benedikt Peruschitz, 21. März 1871 in Straßlach; † 15. April 1912 im Nordatlantik beim Untergang der Titanic).[1] war ein deutscher Benediktinerpater. Er gehörte zu den Opfern aus den Reihen der Passagiere zweiter Klasse des Schiffes und wurde durch Berichte Überlebender über sein vorbildliches Verhalten beim Untergang der Titanic bekannt.

Leben

Peruschitz lebte ab 1872 in Dorfen, wo sein Vater Mathias Peruschitz († 24. März 1923 in Dorfen mit 89 Jahren)[2], eigentlich von Beruf Mauerpolier einen Baumaterial-Handel eröffnete.[3] Sein väterlicher Nachname lässt auf ungarische oder kroatische Herkunft schließen.[2] Seine Mutter war Elisabeth Peruschitz (* 1847 in Annabrunn; † 14. Februar 1925 in Dorfen), geborene Neudecker.[2] Von 1877 bis 1882 besuchte Benedikt die Volksschule und hatte dann schon 1882 als deren Lateinschüler Kontakt zum Kloster Scheyern.[4] Ab 1886 war er Schüler am Königlichen Studienseminar Freising (heute Dom-Gymnasium Freising). Dort machte er im August 1890 sein Abitur. Anschließend nahm er sein Studium in Philosophie und später Theologie im Königlichen Lyceum auf.

Im sechsten Semester trat er in das Noviziat des Klosters Scheyern ein. Am 28. April 1895 wurde er, noch vor seinen Ordensgelübden, in Scheyern durch Erzbischof Antonius von Thoma zum Priester geweiht.[5] Er hieß fortan Pater Joseph OSB und übernahm in Scheyern Lehrtätigkeiten in den Fächern Mathematik, Musik und Sport. Die Karwoche des Jahres 1912 verbrachte er im Benediktinerkloster St. Augustine in Ramsgate (Grafschaft Kent). Von dort machte er sich auf nach Minnesota, wo er beim Aufbau einer Benediktinerschule Unterstützung leisten sollte.[3] Er sollte dort an der Preparatory School des Saint John's Abbey in Collegeville unterrichten.[6] Er sollte zudem die Leitung der High School der Congregations Benedictine School übernehmen.[6] Er reiste am 30. März 1912 von Scheyern ab, um seine Reise am 10. April 1912 an Bord der Titanic fortzusetzen.[6]

Auf der Titanic

Er buchte die Passage zweiter Klasse von Southampton nach New York für £13 (umgerechnet heute ca. 650 EURO[7]) auf der Titanic. Nach Aussagen einiger Überlebender der Katastrophe las er an Bord regelmäßig die Hl. Messe und predigte auf Deutsch und Ungarisch für die 3. und später auch die 2. Klasse des Schiffes, zusammen mit seinem englischsprachigen Mitbruder Father Thomas Byles.[3][8] Als erkennbar wurde, dass das Schiff untergehen würde, beteten die Geistlichen mit den gläubigen Passagieren, hörten die Beichte und sprachen den Verzweifelten gut zu. Als den Priestern Plätze in einem Rettungsboot angeboten wurden, lehnten beide ab, einzusteigen.[9]

Der Benediktinerpater Joseph Peruschitz aus Scheyern und Pater Byles aus England waren, als die Katastrophe eintrat und Frauen und Kinder in die Boote geschafft wurden, sofort zur Hand, um allen, soweit es möglich war, zu helfen. [...] Als das letzte Boot hinabgelassen war, sahen die Insassen dieses Bootes ganz deutlich, wie die beiden Priester den Rosenkranz vorbeteten, und hörten, wie eine große Anzahl kniender Passagiere in inbrünstigen Gebeten antworteten. Dann erloschen die Lichter der Titanic, so dass man nicht mehr sehen konnte; aber man hörte weder Jammergeschrei noch Schreckensrufe.

Zeitschrift »America«, New York 1912[9]

Peruschitz überlebte die Titanic-Katastrophe nicht und konnte auch unter den geborgenen Opfern nicht identifiziert werden. In Scheyern bekam der damalige Abt Metzenleiter am 22. April eine Nachricht, dass Peruschitz wahrscheinlich umgekommen sei und am 4. Mai 1912 wurde dies zur traurigen Gewissheit.[6]

Gedenken

Am 4. Mai 1912 – auf den Tag genau 17 Jahre nach Peruschitz' Priesterweihe[3] – erreichte das Kloster Scheyern die Nachricht vom sicheren Tod des Pater Joseph Peruschitz. In Scheyern erinnert heute eine Gedenktafel aus Solnhofener Kalkstein im Ostflügel des Kreuzganges an ihn:

R.I.P. R.P.Josephus Peruschitz, O.S.B. qui in nave ista Titanica die 14.IV.1912 pie se devovit aetatis anno 42. sacerd. et profess.17.

P. Joseph Peruschitz, O.S.B., der sich auf dem berühmten Schiff Titanic gottesfürchtig geopfert hat. Im 42. Jahr seines Lebens, im 17. Jahr seiner Priesterwürde und Ordensprofess.

Im Jahr 2012, einhundert Jahre nach der Katastrophe, organisierte Perutschitz' Heimatpfarrei Mariä Himmelfahrt in Dorfen und das Kloster Scheyern einige Gedenkfeiern und Ausstellungen unter dem Titel "Der Trostengel von der Titanic".[10][11]

Literatur

  • Jens Ostrowski: Berufung Titanic: Die Reise des Benediktinerpaters Joseph Peruschitz. Füssen 2001, ISBN 978-3831114665.
  • Joseph Peruschitz. In: Lukas Wirth OSB (Hrsg.): Kloster Scheyern: 900 Jahre Benediktiner am Stammsitz der Wittelsbacher, Pustet, Regensburg 2019, ISBN 978-3-7917-3037-0, S. 702–703

Weblinks

Commons: Joseph Peruschitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lukas Wirth OSB (Hrsg.): Kloster Scheyern: 900 Jahre Benediktiner am Stammsitz der Wittelsbacher, ISBN 978-3-7917-3037-0, S. 702
  2. a b c Kloster Scheyern: Die Eltern von Pater Peruschitz (Memento vom 21. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 27. November 2020
  3. a b c d Bayerischer Benediktiner starb beim Titanic-Unglück - Der Mönch auf der Titanic. In: domradio.de. 15. April 2012, abgerufen am 21. April 2016.
  4. Als Zögling in Scheyern (Memento vom 7. Mai 2016 im Internet Archive), abgerufen am 27. November 2020
  5. Orden online: Joseph Peruschitz. Abgerufen am 27. November 2020.
  6. a b c d Lukas Wirth OSB (Hrsg.): Kloster Scheyern: 900 Jahre Benediktiner am Stammsitz der Wittelsbacher, ISBN 978-3-7917-3037-0, S. 703
  7. Tatsachen über die Titanic. Abgerufen am 18. Mai 2016 (englisch).
  8. Deutscher Titanic-Verein von 1997. Abgerufen am 27. November 2020.
  9. a b Kloster Scheyern: Der Untergang der Titanic (Memento vom 21. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 27. November 2020
  10. Kloster Scheyern: Gedenken zum 100. Jahrestag der Katastrophe (Memento vom 21. Januar 2015 im Internet Archive), abgerufen am 27. November 2020
  11. Pressemitteilung (Memento vom 28. Dezember 2018 im Internet Archive)