Jura-Streifenfarn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jura-Streifenfarn

Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum) in Mallorca

Systematik
Farne
Klasse: Echte Farne (Polypodiopsida)
Ordnung: Tüpfelfarnartige (Polypodiales)
Familie: Streifenfarngewächse (Aspleniaceae)
Gattung: Streifenfarne (Asplenium)
Art: Jura-Streifenfarn
Wissenschaftlicher Name
Asplenium fontanum
(L.) Bernh.

Der Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum) ist ein in Mitteleuropa selten vorkommender Vertreter der Streifenfarne (Asplenium).

Beschreibung

Der Jura-Streifenfarn erreicht Wuchshöhen von 5 bis 20 cm. Die Wedel sind doppelt bis dreifach gefiedert und sind strahlig zu einer Rosette ausgebreitet. Ihr Umriss ist lineal-lanzettlich und ist zum Grund wie zur Spitze hin stark verschmälert. Der Blattstiel ist kürzer als die Spreite. Der Stiel-Grund ist schwarzbraun, der Rest grün. Die Fiedern sind sehr kurz gestielt, sie sind hellgrün und es stehen 12 bis 24 auf jeder Seite der Blattspindel. Die Fiederchen haben stachelspitzige Lappen. Die Sori stehen der Mittelader der Fiedern angenähert. Die Sporen werden im Juli bis September reif.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 72.[1]

Verbreitung

Der Jura-Streifenfarn ist in Deutschland selten und regional ausgestorben. Er kommt in Baden-Württemberg (bei Geislingen an der Steige, Schwäbische Alb), Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland vor. In Bayern und Hessen ist er ausgestorben. Die Vorkommen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind ebenfalls erloschen. Weiters kommt die Art in Europa in der Steiermark, in Vorarlberg, in der Schweiz, in Frankreich, in Spanien, in Italien und in der Tschechischen Republik vor. In Luxemburg[2] und in Ungarn ist sie ausgestorben. In Vorarlberg kommt die Art an halb beschatteten Nagelfluhfelsen am Pfänderhang vor. Sie wurde dort von F. Sündermann entdeckt und von E. Dörr 1998 wieder aufgefunden.[3] Wegen ihres Verbreitungs-Schwerpunkts in den Juragebieten Frankreichs, der Schweiz und Süddeutschlands heißt die Art Jura-Streifenfarn. Gelegentlich findet sich auch der unrichtige Name Quell-Streifenfarn. Die Art kommt aber nie an Quellen vor. Es liegt hier nur eine falsche Übersetzung der lateinischen Bezeichnung "fontanum" vor. Die Brüder Johann Bauhin und Caspar Bauhin, auf die der Name zurückgeht, haben aber diese Bezeichnung so gewählt, weil sie die Art aus dem Schweizer Jura nur von einem Fundort kannten, der "die Wasserfalle" heißt. Außerhalb Europas kommt die Art noch in Marokko vor und in Turkestan, Usbekistan, Afghanistan, Pakistan, Nord-Indien und Nepal vor, hier allerdings in der Unterart Asplenium fontanum subsp. pseudofontanum (Koss.) Reichst. & Schneller.

Die Art wächst auf schattigen, feuchten Kalkfelsen der collinen bis montanen Höhenstufe. Sie ist in Mitteleuropa eine lokale Assoziationscharakterart des Asplenio viridis-Cystopteridetum fragilis (im Verband Cystopteridion fragilis) und eine Ordnungscharakterart der Potentilletalia caulescentis.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 1 (ozeanisch).[4]

Taxonomie

Das Basionym Polypodium fontanum L. wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[5] Johann Jakob Bernhardi stellte ihn 1799 als Asplenium fontanum (L.) Bernh. in die Gattung Asplenium.[6]

Belege

  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
  • Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. 1: Pteridophyta (Psilotaceae to Azollaceae). Akateeminen Kirjakaupa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1972, S. 72.
  • Tadeus Reichstein: Aspleniaceae. In: Karl Ulrich Kramer (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band I. Teil 1 Pteridophyta. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2, S. 221–224..
  • Tadeus Reichstein, J. Schneller: Asplenium pseudofontanum Kossinsky (Aspleniaceae, Pteridophyta). Studies in Asplenium for Flora Iranica: 3. In: Candollea, Band 37, Nr. 1, 1982, S. 117–128.

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 77.
  2. Krippel, Y., 2017. Asplenium fontanum (L.) Bernh. In: Online atlas of the pteridophytes of Luxembourg. URL: https://pteridophytes.lu/asplenium-fontanum/ [12.12.2017].
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 85.
  4. Asplenium fontanum (L.) Bernh. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. März 2021.
  5. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 1089 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D1089%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Johann Jakob Bernhardi: Tentamen nouae generum filicum et specierum earum Germaniae indigenarum dispositionis. In: Journal für die Botanik (herausgegeben von Heinrich Adolf Schrader). Jahrgang 1799, Nr. 1, 1799, S. 291–316 (hier: S. 314).

Weblinks

Commons: Asplenium fontanum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien