Königlich Bayerisches 16. Reserve-Infanterie-Regiment

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Das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 16 wurde als Infanterieregiment der Bayerischen Armee bei Kriegsbeginn 1914 aufgestellt und im Ersten Weltkrieg als Teil der 6. Bay. Reserve-Division an der Westfront, zunächst vor Ypern eingesetzt. In dieser Ersten Flandernschlacht am 31. Oktober 1914 fiel der Regimentskommandeur Oberst Julius List, worauf das Regiment den Ehrennamen „List“ erhielt. Bei der Auflösung der Bayerischen Armee stand das Regiment in Lagerlechfeld zwischen Augsburg und Landsberg.

Das Regiment wird, bedingt durch die Propaganda des Dritten Reichs, aber auch in neueren Publikationen oft als Freiwilligenregiment bezeichnet, obwohl dies nicht den Tatsachen entspricht.

Bekannte Mitglieder des Regiments

Adolf Hitler (rechts sitzend) mit Regimentskameraden im Ersten Weltkrieg

Das Regiment ist vor allem deshalb bekannt, weil ihm Adolf Hitler angehörte. Nach der Mobilmachung am 3. August 1914 stellte der Österreicher ein Gesuch an König Ludwig III. von Bayern um Eintritt in das bayerische Heer. Am 16. August wurde Hitler als Kriegsfreiwilliger angenommen und dem Königlich bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 16 (List) zugewiesen. Bald zum Gefreiten befördert, war er bis zum Kriegsende als Melder des Regimentsstabes eingesetzt. Der Historiker Thomas Weber bezweifelt Hitlers Behauptung, er habe eine Sondergenehmigung vom bayerischen König erhalten. Wahrscheinlicher ist, dass bei der Masse an Freiwilligen im Wehramt gar nicht nach Hitlers Staatszugehörigkeit gefragt worden ist oder er auf diese Frage log.

Ab dem 9. November 1914 bis zum Ende des Krieges diente Hitler als Meldegänger zwischen Regimentsstab und Bataillonsstäben mit 1,5 bis 5 Kilometer Abstand zur Hauptkampflinie der Westfront.[1] Forschungen bzw. Veröffentlichungen des Historikers Thomas Weber machten 2010/11 neue Fakten aus dieser Zeit bekannt und widerlegten die bis in die Gegenwart nachhallende Propaganda der Nationalsozialisten, Hitler sei ein kampferprobter und überaus tapferer Soldat gewesen.[2]

Weitere bekannte Angehörige des Regiments waren der Dichter Eugen Roth, der Maler Albert Weisgerber, der am 10. Mai 1915 als Leutnant und Kompanieführer westlich von Lille fiel, und der Maler Adalbert Wimmenauer, ferner Fritz Wiedemann, späterer Adjutant Hitlers, Max Amann, nationalsozialistischer Funktionär und Publizist, sowie Hugo Gutmann (später Henry G. Grant), der als jüdischer Offizier während des Ersten Weltkrieges daran beteiligt war, dass dem Gefreiten Hitler das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen wurde, und der dafür später ins Visier des NS-Regimes geriet.

Literatur

  • Fridolin Solleder: Vier Jahre Westfront: Geschichte des Regiments List R.I.R.16. Schick, München 1932. (Online lesbar [1])
  • Adolf Meyer: Mit Adolf Hitler im Bayr. R.I.R. 16 List. Georg Aupperle, Neustadt an der Aisch 1934.
  • Friedrichfranz Feeser u. a.: Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914–1918 (2 Bände). Stuttgart 1930.
  • Thomas Weber: Hitler's First War: Adolf Hitler, the Men of the List Regiment, and the First World War. Oxford University Press, USA; 1st ed. (November 28, 2010), ISBN 978-0-19-923320-5.
  • deutsche Übersetzung: Hitlers Erster Krieg: Der Gefreite Hitler im Ersten Weltkrieg – Mythos und Wahrheit, Propyläen Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-549-07405-3 (oder Taschenbuch 2012)
  • Hans Kratzer: Hitlers Regiment. Die Regime-Propaganda stilisierte die bayerische Einheit später zur Keimzelle des Nationalsozialismus, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 176, 2./3. August 2014, S. 43.

Einzelnachweise

  1. Ian Kershaw: Hitler. 1889–1936. Stuttgart 1998, S. 130 f.
  2. welt.de, 16. September 2010: Adolf Hitler war im Ersten Weltkrieg ein Feigling, Thomas Weber: Hitler's First War: Adolf Hitler, the Men of the List Regiment, and the First World War (deutsch: Hitlers Erster Krieg: Der Gefreite Hitler im Ersten Weltkrieg – Mythos und Wahrheit, Propyläen Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-549-07405-3).