Kampfschwimmerkommando 18

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von KSK-18)

Kampfschwimmerkommando 18 (KSK-18)

Aktiv 1. April 1957[1] bis 1990
Staat Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Streitkräfte Flag of NVA (East Germany).svg Nationale Volksarmee
Teilstreitkraft Flag of warships of VM (East Germany).svg Volksmarine
Typ Maritime Spezialkräfte
Stärke 100
Unterstellung Chef der Volksmarine
Standort Wappen Kühlungsborn.svg Kühlungsborn
Auszeichnungen 1988 Ehrenname „Richard Staimer
Letzter Kommandeur
Kommandeur Fregattenkapitän Jürgen Knittel
Kampfschwimmer des Kampfschwimmerkommandos 18 beim Sprung von einem Torpedoschnellboot der Libelle-Klasse der Volksmarine in die Warnow 1979
Kampfschwimmer des Kampfschwimmerkommandos 18 beim Sprung aus einer Mil Mi-8 des Marinehubschraubergeschwaders 18 (MHG-18) der Volksmarine in die Warnow 1979

Das Kampfschwimmerkommando 18 (KSK-18) war eine maritime Spezialeinheit der Volksmarine der DDR am Standort Kühlungsborn und neben dem Luftsturmregiment 40 eine von zwei Spezialeinheiten der Nationalen Volksarmee (NVA). Das Aufgabengebiet der Kampfschwimmer war weit gefächert, umfasste aber vor allem Kommandoeinsätze, bei denen sie auf See und an Land luftlandefähig einsetzbar waren.

Geschichte

Die Geschichte des KSK-18 geht auf die am 1. April 1957 aufgestellte Spezial-Tauchergruppe des Bergungs- und Rettungsdienstes der Seestreitkräfte der Nationalen Volksarmee in Dänholm zurück. Diese wurde am 1. Januar 1959 nach Parow verlegt und dort zum 15. Juni 1959 in das Spezial-Taucherkommando Parow umgegliedert. Am 1. Januar 1960 folgte eine Umgliederung zum Kampfschwimmerkommando Kühlungsborn und am 20. November 1960 wurde es von Parow nach Kühlungsborn verlegt. Im Jahr 1963 gab es eine weitere Namensänderung in Selbständiges Kampfschwimmerkommando und später eine Umstrukturierung in das Kampfschwimmerkommando 18. Zum Dienst im KSK-18 kamen nur freiwillige Soldaten auf Zeit, ihre Mindestdienstzeit betrug vier Jahre. Die Angehörigen rekrutierten sich überwiegend aus Sporttauchern der Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Das KSK-18 war dem Chef Volksmarine direkt unterstellt und hatte eine Sollstärke von 100 Soldaten, die über die Jahre seines Bestehens nicht wesentlich unterschritten wurde. Kurz vor seiner Auflösung bestand es neben dem Stab und der Logistik aus zwei Einsatzstaffeln, wobei einer der beiden Einsatzstaffeln vier Einsatzgruppen unterstellt wurden.[2]

1988 verlieh Vizeadmiral Gustav Hesse dem KSK-18 den Ehrennamen „Richard Staimer“.

Nach der Auflösung des KSK-18 wurden sieben Offiziere und Fähnriche sowie zwei Mannschaftsdienstgrade von den Kampfschwimmern der Bundeswehr übernommen. Dazu zählt unter anderem einer der ehemaligen Kommandeure des KSK-18, Fregattenkapitän Manfred Usczeck, der später Kommandeur des Marinesicherungsbataillons 3 und 5 war und zuletzt als Lehrstabsoffizier und Stellvertreter des Bereichsleiters V des Zentrums Innere Führung eingesetzt wurde. Seit 2006 mit seiner Pensionierung ist Usczeck Fregattenkapitän a. D. der Deutschen Marine.[3] Ein weiterer der Übernommenen absolvierte die Ausbildung der bundesdeutschen Kampfschwimmer als Jahrgangsbester und wurde später im Rahmen eines Austauschprogrammes zeitweise zu den United States Navy SEALs kommandiert.

Ehemalige Angehörige des KSK-18 sind seit 1997 in der Marinekameradschaft Kampfschwimmer Ost e. V. organisiert. Am 18. September 2016 durchschwammen sechs ihrer Mitglieder den Fehmarnbelt zwischen Rödby in Dänemark und Puttgarden in Deutschland. Bei einer Wassertemperatur von 18 °C, hohem Wellengang und böigem Wind wurde eine Strecke von 25 km bewältigt.[4]

Ausrüstung

Die Soldaten wurden mit dem Schlauchboot ins Ziel gebracht, mit dem Fallschirm abgesetzt, durch einen Sprung ins Wasser aus einem Hubschrauber aus Höhen von etwa fünf bis zehn Metern oder auch bei sehr hoher Geschwindigkeit mit einem Sprung von Schnellbooten wie beispielsweise den Kleinen Torpedoschnellbooten der Libelle-Klasse. Zur Ausrüstung des KSK-18 gehörten deshalb neben der NVA-Standardausrüstung Schlauchboote mit Außenbordmotoren aus sowjetischer und DDR-Produktion („Wichr“, „Neptun“, „Moskwa“, „Forelle“). Hinzu kamen verschiedene Typen von Kreislauftauchgeräten wie das KTG IDA-57 und Tauchausrüstung, die neben der DDR und der ČSSR und vor allem in den letzten Jahren vor der Auflösung aus französischen und schwedischen Produkten sowie Produkten aus Westdeutschland bestand. Bei einzelnen Importen wurden westliche Embargos unterlaufen, andere wurden offiziell über den Bereich Kommerzielle Koordinierung beschafft. Für die Verbringung mit eigenem Material standen Taucherschlitten, Schlauch- und Motorboote MB-35 und MB-37, Kajaks und die Fallschirme RS-4/3 (ab 1979 RS-9) sowie ab 1985 der Gleitfallschirm RL-10/2ST und das Rettungsgerät Reserveschirm BE-8 zur Verfügung. Darüber hinaus wurden verschiedene Boote und Schiffe der Volksmarine wie beispielsweise die Vermessungs- und Aufklärungsschiffe Meteor und Komet zur Verbringung genutzt, die mit einem Taucherschacht zum unauffälligen Absetzen und Aufnehmen der Kampfschwimmer ausgerüstet waren.[5] Für den Lufttransport per Hubschrauber stellte das Marinehubschraubergeschwader 18 zwei Hubschrauberstaffeln zur Verfügung und unterstützte operativ mit seinem Stab.

Aufgaben und Einsätze

Das KSK-18 kam in kriegerischen Auseinandersetzungen nie zum Einsatz, es wurden aber beispielsweise bis 1979 Angehörige des KSK-18 als Berater und Ausbilder im Irak eingesetzt. Als am 31. August 1968 das Torpedoschnellboot 844 der 6. Flottille der Volksmarine nach einer Kollision mit dem schwedischen Fährschiff Drottningen sank und Bergungsschiffe mit Grundschleppgeräten das Wrack nicht finden konnten, wurde das KSK-18 eingesetzt. Die Taucher fanden das Torpedoschnellboot am 5. September 1968, sicherten die Freund-Feind-Kennanlage und unterstützten bei der Bergung des Wracks.[6] Im Jahr 1970 wurde das KSK-18 erfolgreich zur Bergung von Raketenteilen und des Gefechtskopfs einer schiffsgestützten Anti-Schiff-Lenkwaffe P-15 Termit eingesetzt, die während einer Übung versehentlich gestartet worden war und daraufhin in dänischen Hoheitsgewässern abstürzte.[7]

Es nahm darüber hinaus an verschiedenen Manövern des Warschauer Vertrages wie dem Manöver Waffenbrüderschaft 80 oder der Küstenschutzübung „MERIDIAN-75“ teil und beteiligte sich als Feinddarsteller an Manövern und Übungen zur Überprüfung der Gefechtsbereitschaft verschiedener Einheiten sowie von Schiffen der Volksmarine, die als Scheinangriff oder nächtlicher Überfall durchgeführt wurden.

Dem KSK-18 oblag die Aufklärung physisch-geografischer und hydrometeorologischer Bedingungen an den Küstenabschnitten; außerdem übernahm es Seenotrettungsaufgaben. Es unterstützte die Fischer in der Ostsee bei der Bergung der bis zu 40.000 Mark teuren Fischernetze, wenn sie verloren gingen oder von Sturm abgetrieben wurden.

Im Dezember 1989 wurden Angehörige des KSK-18 bei der Auflösung eines Waffen- und Munitionslagers der Imes Import-Export GmbH in Kavelsdorf eingesetzt, in dem seit 1982 die Waffenexporte mit dem Iran, Irak, Ägypten, Äthiopien und Libyen abgewickelt wurden.

Standort

Die vom KSK-18 genutzte Liegenschaft befand sich in Kühlungsborn West in der damaligen Makarenkostraße direkt am Strand im Kühlungsborner Dünenwald. In der Kaserne war neben dem KSK-18 die 9. Technische Beobachtungskompanie, die 6. Grenzkompanie sowie das Grenzausbildungsbataillon 5 stationiert. Zusätzlich befand sich auf der Liegenschaft ein Mehrzweckobjekt, das als von der Volksmarine betriebenes Pionier-Ferienlager genutzt wurde. Die Kaserne bestand aus folgenden Objekten:

  • Sportplatz
  • Unterkunftsgebäude
  • Ledigenwohnheim für Berufssoldaten
  • Hauptwache mit Arrestzellen und zentraler Waffenkammer
  • KFZ-Hallen
  • San-Bereich
  • Turnhalle
  • Lehrgebäude
  • Taucherkessel
  • Technische Gebäude mit Werkstatt für Tauchausrüstung mit Taucherdruckkammer, Lager für Minentaucher, Torpedo-Regelbecken, Kfz-Werkstatt und Geräteinstandsetzung
  • Bootsschuppen
  • Taucherbühne
  • Minen-Polygon
  • Fallschirmgarten und Nahkampfbahn
  • Kampfschwimmerbahn (spezielle Seil- und Kletterkampfbahn mit verschiedenen militärischen Nahkampfelementen)
  • Munitionsbunker
  • Spezialsturmbahn
  • Schießplatz
  • Sprengplatz

Kommandeure

  • 1958–1959 Oberleutnant Kurt Klingbeil
  • 1959–1961 Korvettenkapitän Horst Förster
  • 1962–1966 Kapitänleutnant Kurt Schulz
  • 1966–1967 Korvettenkapitän Horst Strauß
  • 1967–1972 Fregattenkapitän Rolf Ritter
  • 1972–1975 Fregattenkapitän Manfred Schmidt
  • 1975–1979 Fregattenkapitän Horst Kerzig
  • 1979–1984 Fregattenkapitän Gerhard Hofmann
  • 1984–1985 Fregattenkapitän Manfred Usczeck
  • 1985–1990 Fregattenkapitän Jürgen Knittel

Film

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise