KZ Gusen III

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gedenkstein in Lungitz

Das Konzentrationslager KL Gusen III in der Ortschaft Lungitz, Gemeinde Katsdorf, wurde formell im Dezember 1944 für jene KZ-Häftlinge der Konzentrationslager Gusen eingerichtet, welche in Lungitz ein Logistikzentrum für B8 Bergkristall und eine Häftlings-Großbäckerei für das KZ-Doppellagersystem Mauthausen/Gusen betrieben.

Geschichte

Bereits ab dem Jahre 1940 wurden KZ-Häftlinge des KZ Gusen I täglich zur Arbeit in eine Ziegelei nach Lungitz gebracht. Als um 1943 dort die Ziegelproduktion eingestellt wurde, wurden in den Hallen dieser Ziegelei Flugzeugteile für die Messerschmitt-Fertigung im Konzentrationslager Gusen I und in „B8 Bergkristall“ eingelagert und bereitgestellt. Ab Herbst 1943 wurden erste Häftlinge dauerhaft in Lungitz stationiert. Zu dieser Zeit wurde auch bereits mit dem Aufbau der Häftlings-Großbäckerei begonnen.[1] Diese ging allerdings erst im Februar 1945 in Betrieb. Die Einrichtungen im Umfeld des KL Gusen III waren über eine Eisenbahnlinie mit den KZ Gusen I und II verbunden. Kurz vor Kriegsende wurde noch ein Verbindungstunnel zwischen den KZ Gusen III, I und dem KZ Gusen II quer durch den Frankenberg projektiert.

Besonderheiten

  • Kleines Häftlingslager (ca. 300 Häftlinge)
  • Bahnanschluss und Bahnverbindung nach KL Gusen I und II
  • Häftlings-Großbäckerei für KZ-Doppellagersystem Mauthausen/Gusen
  • 2 Todesmärsche nach Gusen jeweils abgebrochen

Arbeitskommandos der Häftlinge

Funktionselemente

  • Häftlingslager (ca. 300 Häftlinge)
    • 1 Häftlingsblock
    • 1 Waschhütte
    • 1 Latrine
    • 4 Wachtürme (Holz)
  • SS-Wachmannschaft (ca. 30 Mann)
    • Wachbaracke
    • Pferdestall
    • Parkplatz
  • Einrichtungen der SS-Verwaltungsführung
    • Häftlings-Großbäckerei mit Lagerhalle
    • Schmiede
    • Werkzeugschuppen
  • Betriebseinrichtungen der DEST
    • Teilelager für Flugzeug-Großbaukomponenten (Kooperation mit Messerschmitt GmbH) in der ehemaligen Ziegelei Lungitz

Schlüsselpersonal

  • Lagerführer
    • SS-UScha (R) Wilhelm Maack (1944–1945)

Literatur

  • Leo Reichl: Das KZ-Lager Gusen III. Beginn und Aufbau einer Großbäckerei in Lungitz und der Abbruch dieser Anlagen. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Band 54. 2000, Heft 3/4, ISSN 0029-7550, S. 157–184 (ooegeschichte.at [PDF; 4,9 MB]).
  • Leo Reichl: Die KZ-Grabanlage auf dem Friedhof in Katsdorf aus dem Jahre 1945. 1. Auflage. Heimatkundliche Schriftenreihe zur Geschichte des Raumes Katsdorf, Band 5. Heimatverein, Katsdorf 2001 (OBV); (ooegeschichte.at [PDF; 3,3 MB]).
  • Leo Reichl: Erinnerungen an Ereignisse und Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg und die Befreiung der KZ-Lager Gusen und Mauthausen und an Nachkriegsereignisse im Jahre 1945. Bericht. 2. Auflage. Heimatkundliche Schriftenreihe zur Geschichte des Raumes Katsdorf, Band 7. Heimatverein, Katsdorf 2004 (OBV); S. 1–3 (ooegeschichte.at [PDF; 480 kB]); S. 4–30 (ooegeschichte.at [PDF; 3,5 MB]); S. 31–41 (ooegeschichte.at [PDF; 1,9 MB]); S. 42–50 (ooegeschichte.at [PDF; 1,5 MB]); S. 51–67 (ooegeschichte.at [PDF; 2,5 MB]).
  • Andreas Haider: Kleine Geschichte von Lungitz. In: Freiwillige Feuerwehr Lungitz (Hrsg.): 100 Jahre FF Lungitz. Katsdorf 2013, S. 12–27.
  • Holger Schaeben, Der Sohn des Teufels – Aus dem Erinnerungsarchiv des Walter Chmielewski. Offizin-Verlag, Zürich 2015, ISBN 978-3-906276-18-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leo Reichl: Die Geschichte des Ziegelwerkes Hammer in Lungitz (Gemeinde Katsdorf) von 1913–1988. Zeitgeschichtlicher Bericht. 2. Auflage. Heimatkundliche Schriftenreihe zur Geschichte des Raumes Katsdorf, Band 8. Heimatverein, Katsdorf 2004, OBV.