KZ Martha II

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Martha II war der Name eines Konzentrationslagers, das am 3. September 1944 am Ostrand des Stadtwalds bei Mühlhausen als Außenkommando des KZ Buchenwald eingerichtet wurde. Der Name Martha leitet sich vom Buchstabieralphabet für M wie Mühlhausen ab. Das Konzentrationslager war in eine größere Barackensiedlung integriert, in der auch Fremdarbeiter und das SS-Wachpersonal untergebracht waren. Es ist in der Mühlhäuser Bevölkerung auch als „B-Lager am Stadtwald“ bekannt.

Dort wurden bis zu 696 weibliche, jüdische Häftlinge zwischen 15 und 33 Jahren aus Ungarn und Polen interniert und zur Fabrikarbeit in den im Wald versteckten Produktionshallen der Gerätebau GmbH, einem Zweigwerk der Ruhlaer Uhrenfabrik Thiel und Rüstungslieferanten der Wehrmacht, gezwungen. Die Arbeit erfolgte im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr. Den etwa 2,5 km langen Weg dorthin und zurück mussten die Frauen in der kalten Jahreszeit zu Fuß bewältigen. Die meisten waren barfuß und nur unzureichend gekleidet unterwegs. Auch die Verpflegung wird als unzureichend beschrieben. Viele erkrankten bald. Zur Aufrechterhaltung der kriegswichtigen Produktion des Werkes wurden von der Lagerverwaltung Frauenschuhe angefordert. Aus dem KZ Buchenwald wurden jedoch fast nur unbrauchbare Schuhe geschickt. Zur Unterscheidung der Lagerinsassinnen von den Fremdarbeiterinnen wurden sie mit roter Farbe auf dem Rücken gekennzeichnet.

Das Außenkommando wurde im März 1945 aufgelöst und die verbliebenen Frauen ins Konzentrationslager Bergen-Belsen verlegt, wo die meisten verhungerten oder an Krankheiten starben, da die SS die Versorgung verweigerte.

In der DDR waren auf dem Gelände des B-Lagers Teile des 22. Mot-Schützenregiments der Nationalen Volksarmee stationiert. Nach 2000 diente es zeitweise auch als Unterkunft für Asylsuchende.

Im Januar 2019 berichteten Bild-Zeitung und Thüringer Allgemeine von dem Vorhaben der Stadt Mühlhausen und einem Investor auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers das „Bratwurstmuseum“ der „Freunde der Thüringer Bratwurst“ unterzubringen. Die Entscheidung über den Standort wurde kurz darauf korrigiert und eine andere Fläche zur Ansiedlung des „1. Deutschen Bratwurstmuseums“ gefunden.

Im Juli 2019 startete im Auftrag der Stadt Mühlhausen und des Geschichts- und Denkmalpflegevereins Mühlhausen ein wissenschaftliches Projekt mit dem Titel: „Aufarbeitung der Geschichte von Zwangsarbeit und Ausbeutung von KZ-Häftlingen während der Zeit des Nationalsozialismus in Mühlhausen“.

Siehe auch

Literatur

  • Frank Baranowski: Die verdrängte Vergangenheit. Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit in Nordthüringen. Duderstadt, 2000, S. 192
  • Rolf Barthel: Wider das Vergessen. Faschistische Verbrechen auf dem Eichsfeld und in Mühlhausen. Jena, 2004, S. 164
  • Frank Baranowski: Rüstungsproduktion in Deutschlands Mitte von 1923 bis 1945 Rockstuhl Verlag, S. 304–317, ISBN 978-3-86777-530-4

Koordinaten: 51° 11′ 36,7″ N, 10° 23′ 56,7″ O