Kain (Zeitschrift)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kain.
Beschreibung Zeitschrift für Menschlichkeit
Fachgebiet Anarchismus
Sprache Deutsch
Verlag Kain-Verlag, München
Erstausgabe April 1911
Einstellung 1918
Erscheinungsweise Monatlich, später unregelmäßig
Verkaufte Auflage 3000 Exemplare
Herausgeber Erich Mühsam
ZDB 716759-3

Kain war eine anarchistische Zeitschrift mit dem Untertitel Zeitschrift für Menschlichkeit. Sie wurde von Erich Mühsam herausgegeben und erschien von 1911 bis 1919, mit Unterbrechung durch den Weltkrieg 1914–1918.

Geschichte

Die erste Ausgabe von Kain erschien im April 1911 und die wegen des Ersten Weltkrieges vorläufig letzte Nummer im Juli 1914. Im November 1918 setzte Mühsam die Herausgabe der Zeitschrift fort. Vor dem Krieg erschien Kain monatlich, danach wöchentlich und schließlich nur noch unregelmäßig.

Der Titel Kain wurde von Erich Mühsam nach der biblischen Figur des Kain gewählt, nicht weil dieser seinen Bruder ermordet hat, sondern weil Mühsam in ihm den „ersten Rebellen der Menschheit“ sah (H.-Georg Lützenkirchen). In seinen literarischen Arbeiten, unter anderem in Kain, schrieb Mühsam mit Polemik, Humor und Kritik über seine Vorstellungen unter anderem über die Existenz der Bohème, die er mit dem Anarchismus verband. Er war gegen den „vertrottelten Konventionsdrill“ (E. Mühsam) der autoritären Bürgergesellschaft.[1] In Kain rief er zur Verbrüderung des Subproletariats auf: „Verbrecher, Landstreicher, Huren und Künstler – Das ist die Bohème, die einer neuen Kultur die Wege weist“.[2] In der Nr. 10 (1912) von Kain erschien ein Artikel von Mühsam über den „Humbug der Wahlen“ und in der Märzausgabe von 1913 ein kritischer Beitrag über die Suffragetten-Bewegung.

Hierin bezog er eine positive Stellung zur Frauenbewegung. Seiner Meinung nach war die Unterdrückung der Frauen ein „Verbrechen der von Männern inszenierten Weltwirtschaft“ (Elisa Zenck).[3] Mühsams Tagebücher und die von ihm herausgegebenen Zeitschriften stellen eine bedeutende Dokumentation der Zeitkritik dar. In „Kain“ publizierte er Artikel, in denen er zur Solidarität mit dem Subproletariat aufrief und „der Bohemekultur einen politisch oppositionellen Inhalt geben wollte“.[4]

Nachfolger der Zeitschrift „Kain“ war Fanal, ebenfalls von E. Mühsam herausgegeben von 1926 bis 1931.

Gleichnamige anarchistische Zeitschrift

  • Kain – Zeitschrift für Menschlichkeit und freiheitliche Gesellschaftsordnung. Erschienen 1975/1976 im Selbstverlag (Neulußheim) mit 2 Ausgaben. Redaktion: Reinhard Sick und Klaus Haag. Aus dem Editorial der Nr. 1, Seite 3: „Wir kennen nur eine Ideologie: DER MENSCH und seine mögliche Befreiung und Emanzipation von jeder Form der Autorität, Herrschaft und Selbstlosigkeit“.

Kain-Kalender

Kain-Kalender 1912
  • In 1912 und 1913 gab Erich Mühsam zwei Kalender heraus unter dem Titel Kain-Kalender. Kain Verlag, München. 1912 = 74 Seiten, 1913 = 62 Seiten.
  • KALENDA. Anarchistischer Taschenkalender [1983 bis 1989 als "Schwarzroter Kain-KALENDA]. Erschienen von 1983 bis 2000 in Berlin unter der Redaktion von Ralf G. Landmesser, der ebenfalls der Herausgeber war. Der Titel nahm Bezug auf Mühsams Kain-Kalender und durch die Monatsgedichte im Geiste Mühsams. Mit historischen und aktuellen Beiträgen aus der libertären Bewegung. In Italienisch 1989 ff erschienen unter dem Titel „Nera Agenda“ (Schwarzer Kalender).

Literatur

  • Ulrich Linse: Organisierter Anarchismus im Deutschen Kaiserreich von 1871. Duncker & Humblot, Berlin 1969. S. 92 und 313–316. (Zugl.: Universität München, Dissertation, 1969).
  • Heiner Becker, Max Nettlau (Hrsg.), Geschichte der Anarchie. Band 5, S. 249. Bibliothek Thélèm, Münster 1993. Neudruck, mit einer neuen Einleitung von Heiner Becker, in Zusammenarbeit mit dem IISG (Amsterdam).
  • Kain – Zeitschrift für Menschlichkeit. Nachdruck. Topos Verlag, Vaduz (Liechtenstein), 1978.
  • Online verfügbar. Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.

Weblinks

Commons: Kain – Zeitschrift für Menschlichkeit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. H.-Georg Lützenkirchen: „Sich fügen heißt Lügen“. Abgerufen am 8. April 2018
  2. BR-Online vom 6. Juli 2009. Zum 75. Todestag von E. Mühsam (Memento vom 15. Juli 2009 im Internet Archive)
  3. Elisa Zenck: Mühsam, Erich. (Memento des Originals vom 20. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stiftung-bg.de Stiftung KZ-Oranienburg. Abgerufen am 8. April 2018
  4. www.erich-muehsam.de Literarisches Werk. E. Mühsam Abgerufen am 26. Juni 2010