Kanaanäische Sprachen
Die kanaanäischen Sprachen (auch kanaanitische Sprachen) sind eine Untergruppe der semitischen Sprachen, die von den antiken Bewohnern Kanaans bzw. der Levante gesprochen wurde. Die meisten kanaanäischen Sprachen waren schon am Ende des 1. Jahrtausends v. Chr. ausgestorben; sie wurden vor allem vom Aramäischen verdrängt. Nur die hebräische Sprache wurde durch die religiösen Schriften des Judentums bis in die Neuzeit überliefert und im 20. Jahrhundert in Israel als Alltagssprache und muttersprachlich tradiertes Idiom neu etabliert.
Kanaanäische Varietäten sind:
- Sprachen des 2. Jahrtausends v. Chr.
- kanaanäische Wörter und Wortformen in den Amarnabriefen (Kanaano-Akkadisch)
- die Sprache einiger alphabetischer Inschriften aus dem bronzezeitlichen Palästina
- Sprachen des 1. Jahrtausends v. Chr.
- Ammonitische Sprache †
- Moabitische Sprache †
- Edomitische Sprache †
- Hebräische Sprache
- Althebräisch (Sakral- u. Literatursprache, gesprochene Sprache)
- Qumran-Hebräisch †
- Samaritanisches Hebräisch (Sakral- u. Literatursprache)
- Mittelhebräisch (Sakral- u. Literatursprache)
- Iwrith (Modernes Hebräisch)
- Phönizisch-punische Sprache †
Die wichtigsten Quellen zur Beschäftigung mit den kanaanäischen Sprachen sind die hebräische Bibel und einige Inschriften, wie z. B.:
- auf Ammonitisch: Amman Citadel Inscription, Amman Theater Inscription, Tell Siran-Inschrift
- auf Moabitisch: Mescha-Stele, Kerak-Inschrift, Heschbon-Ostraka
- auf Althebräisch: Gezer-Kalender, Ostrakon von Khirbet Qeiyafa, Schiloach-Inschrift
- auf Phönizisch: Ahiram-Inschrift, Sarkophag des Eshmunazar
- auf (Neo-)Punisch: Poenulus von Plautus (Anfang des 5. Akts)
Die kanaanäischen Sprachen bilden zusammen mit dem Aramäischen und dem Ugaritischen die nordwestsemitischen Sprachen. Merkmale der kanaanäischen Sprachen sind u. a.:
- das als bestimmter Artikel benutzte Präfix h- (im Aramäischen stattdessen das Suffix -a)
- das Pronomen der 1. Person Singular ʾnk (אנכ - anok[i]) (dagegen aramäisch ʾnʾ/ʾny) Die kanaanäische Form findet sich auch im Akkadischen und in verwandten afroasiatischen Sprachen (vgl. Ägyptisch jnk). Das Hebräische, welches vom Aramäischen stark beeinflusst wurde, hat allerdings das aramäische ʾny übernommen.
- der Lautwechsel ā > ō
Literatur
- Herbert Donner, Wolfgang Röllig: Kanaanäische und aramäische Inschriften. Bd. 1: 5. Auflage, Wiesbaden 2002, Bd. 2: 3. Auflage 1973, Bd. 3: 3. Auflage 1976.
- W. Randall Garr: Dialect Geography of Syria-Palestine 1000-586 B.C.E. Philadelphia 1985. ISBN 0-8122-7927-1
- Issam K. H. Halayqa: A Comparative Lexicon of Ugaritic and Canaanite. AOAT 340. Münster: Ugarit-Verlag 2008. ISBN 978-3-934628-95-3
- Zellig S. Harris: Development of the Canaanite Dialects: An Investigation in Linguistic History (= American Oriental Series 16). New Haven 1939.
- Jacob Hoftijzer, Karel Jongeling: Dictionary of North-West Semitic Inscriptions (= Handbuch der Orientalistik I.21). Leiden 1995. ISBN 90-04-09821-6
- Anson F. Rainey: Canaanite in the Amarna Tablets. A Linguistic Analysis of the Mixed Dialect Used by the Scribes from Canaan (= Handbuch der Orientalistik I.25). Brill, Leiden 1996. ISBN 90-04-10503-4.
Weblinks
- Einige Westsemitische Inschriften (englisch)