Kannawurf
Kannawurf Landgemeinde Kindelbrück
| |
---|---|
Koordinaten: 51° 16′ 0″ N, 11° 7′ 59″ O | |
Höhe: | 138 m |
Fläche: | 15,53 km² |
Einwohner: | 783 (31. Dez. 2017) |
Bevölkerungsdichte: | 50 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 2019 |
Postleitzahl: | 06578 |
Vorwahl: | 036375 |
Kannawurf ist ein Ortsteil der Landgemeinde Kindelbrück im Landkreis Sömmerda in Thüringen.
Geografie
Kannawurf liegt zwischen Hainleite und Wipper nahe der Thüringer Pforte.
Geschichte
Erstmals wurde das gleichnamige Ministerialengeschlecht von Kannewurf 1221 genannt, das hier seinen Stammsitz bis 1350 hatte. An der Stelle des Schlosses stand ursprünglich eine Wasserburg. Mit der Burg haben damals die Herren die von Erfurt über Weißensee und Sangerhausen nach Magdeburg führende Straße beschützt und kontrolliert. Bei Kindelbrück überquerte die Straße die Wipper. Der 1221 erwähnte Albert von Kannawurf könnte der Erbauer der Burg gewesen sein.
1564 baute Georg II. Vitzthum von Eckstedt das Renaissanceschloss Kannawurf auf dem seit 1539 im Familienbesitz befindlichen Gut; daneben gab es drei weitere Rittergüter im Ort.[1] Inschriften an Türen und Fenstern datieren in die Zeit zwischen 1563 und 1565. Die erhaltene Turmglocke aus dem Jahr 1586 ist mit dem Familienwappen verziert. Der Nordflügel beherbergte die Repräsentationsräume, darunter einen großen Saal; der Südflügel war Wirtschafts- und Wohnfunktionen vorbehalten, u. a. befand sich dort die Schlossküche. Verlies, Glockenturm, eine hölzerne Galerie aus dem 16. Jahrhundert und imposante Kellergewölbe runden das Ensemble ab. Nach Georgs Tod 1570 erhielten seine fünf Söhne das Schloss. Johann Friedrich I. Vitzthum von Eckstedt verpachtete das Gut 1661, da er durch den Dreißigjährigen Krieg verschuldet war.
1685 ersteigerte die Familie von Bose den Besitz. In einer Umbauphase im 18. Jahrhundert unter der Ägide der Bose wurden Veränderungen in der Raumaufteilung und der Dachlandschaft vorgenommen. 1726 ging der Besitz an die von Helmolt, später an weitere Besitzer, 1839 an die Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen.
Kannawurf gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Sachsenburg. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam es zu Preußen und wurde 1816 dem Landkreis Eckartsberga im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem es bis 1944 gehörte.[2]
Anlässlich des 100-jährigen Reformationsjubiläums 1817 wurde hinter dem Dorf Luthers Garten angelegt und mit Obstbäumen bepflanzt.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten zahlreiche Frauen und Männer aus Polen und der Ukraine Zwangsarbeit auf dem 'Rittergut und der Staatsdomäne leisten.[3]
Am 1. Januar 2019 wurde die Gemeinde Kannawurf mit Frömmstedt, Bilzingsleben und Kindelbrück zur neuen Landgemeinde Kindelbrück zusammengeschlossen. Zuvor gehörte sie der Verwaltungsgemeinschaft Kindelbrück an.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat aus Kannawurf setzte sich aus 12 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.
- WG Feuerwehr Verein Kannawurf 3 Sitze
- WG TSV 5 Sitze
(Stand: Kommunalwahl 2009)
Bürgermeister
Der ehrenamtliche Bürgermeister Sandro Knauf (Fraktion Feuerwehr Verein Kannawurf) wurde am 5. Juni 2016 mit 221 Stimmen (69,7 %) gewählt und löste damit Hans Meyer ab.[4]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Schloss Kannawurf
Das nach 1990 gerettete, davor im Verfall befindliche Schloss ist seit dem Sommer 2007 im Besitz des thüringischen Denkmalpflegezentrums und des Künstlerhauses Thüringen e.V. Ziele dieser beiden Vereine sind die Erhaltung und kulturelle Nutzung des Schlosses. Seit Mai 2008 finden im restaurierten Schloss Kannawurf wieder regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt.
Kirche
St. Peter und Paul. Die Kirche St. Nicolai war im 18. Jahrhundert bereits nicht mehr vorhanden.
Museum
- Heimatmuseum
Kulturdenkmale
Persönlichkeiten
- Friedrich Georg Göthe (1657–1730), Schneidermeister, Großvater von Johann Wolfgang von Goethe
- Christian Friedrich von Helmolt (1721–1779), kursächsischer Amtshauptmann
- Annie Leuch-Reineck (1880–1978), Schweizer Mathematikerin, Pädagogin und Frauenrechtlerin
- Richard Mandroschke (1887–1948), Erfinder, verbrachte seine letzten beiden Lebensjahre auf Schloss Kannawurf
Einzelnachweise
- ↑ Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 152.
- ↑ Orte des preußischen Landkreises Eckartsberga im Gemeindeverzeichnis 1900
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 270.
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik: Wahlen in Thüringen. Abgerufen am 26. Januar 2017.