Kapellenkirche (Brüssel)

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Die Kapellenkirche in Brüssel

Die Kapellenkirche (niederländisch Onze-Lieve-Vrouw-ter-Kapellekerk, französisch Église Notre-Dame de la Chapelle) in Brüssel ist eines der ältesten Monumente in der belgischen Hauptstadt. Der niederländische Name wird umgangssprachlich meist zu Kapellekerk verkürzt, wovon sich dann auch die gebräuchliche deutsche Bezeichnung herleitet. Gelegentlich findet sich auch die Bezeichnung Unsere Liebe Frau zur Kapelle.

Geschichte

Bereits ein Dokument aus dem Jahr 1134 erwähnt eine Kapelle an diesem Ort. Herzog Gottfried der Bärtige (1095–1139) ließ danach zwischen dem ersten und zweiten Stadtmauerring vor dem Stenen Toren im damaligen Weberviertel[1] eine Kapelle errichten, die er anschließend der Benediktinerabtei vom Heiligen Grab in Cambrai unter dem damaligen Abt Parvinus übertrug, welcher in der Kapelle eine Priorei einrichteten ließ. Die Privilegien der Gemeinschaft wurden 1195 von Herzog Heinrich I. von Brabant ausgeweitet, wobei die Kapelle als "Capella Beatae Mariae extra muros oppidi Bruxellensis sita" bezeichnet wird[2].

Die Kapellenkirche hat eine bewegte Geschichte von aufeinanderfolgenden Stadien der teilweisen Zerstörung, Feuer, Plünderungen, Beschießung und Wiederaufbau, Änderungen und Restaurierungen, die sie zu einem Meilenstein beim Übergang von der Romanik zur Gotik macht.

Die Umwandlung der Kapelle zu einer Kirche begann im Jahr 1210. Eine Siedlung entwickelte sich außerhalb der Brüsseler Stadtmauern, und die vergrößerte Kapelle wurde ihre Kirche der zweiten Pfarre Brüssels überhaupt. Die Arbeiten wurden im Lauf des 13. Jahrhunderts abgeschlossen. Chor und Querschiff wurden in einem romanisch-gotischen Mischstil zwischen 1250 du 1275 gebaut, im Gegensatz zum Längsschiff, dessen heutiger Bauzustand ein Flamboyantstil aus dem 16. Jahrhundert ist, nachdem die Kirche 1475 teilweise – wie auch die Siedlung – einem Brand zum Opfer fiel.

Die Kirche wurde 1574 von Calvinisten geplündert, die dabei die Einrichtung zerstörten. 1695 wurde sie bei der Belagerung Brüssels durch die Franzosen beschädigt. 1699 bis 1708 wurde die Kapellenkirche wiederhergestellt, wobei der alte Turm durch den Brüsseler Architekten Antoine Pastorana durch den heutigen barocken Glockenturm ersetzt wurde[3].

Pieter Bruegel der Ältere

Pieter Bruegel der Ältere zog 1562 in die Hoogstraat 132 und blieb für den Rest seines Lebens im Marollenviertel. Er heiratete 1563 in der Kapellenkirche Maria Coecke van Aelst. Sie war die Tochter von Pieter Coecke.[4] Pieter Brueghel d. J. und Jan Brueghel d. Ä. sind die leiblichen Söhne der Maria Coecke van Aelst[5][6]. Gemeinsam mit seiner Ehefrau fand Pieter Bruegel der Ältere ebenfalls in der Kapellenkirche den Platz seiner letzten Ruhe[7][8].

Eine weitere bekannte Persönlichkeit, die in der Kapellenkirche bestattet wurde, ist der Brüsseler Gildemeister Frans Anneessens, der Anfang des 18. Jahrhunderts einen Aufstand gegen die örtlichen Autoritäten der österreichischen Habsburger anführte und für diese Tat am 19. September 1719 hingerichtet wurde. Heute wird er dafür als Freiheitskämpfer geehrt.

Das einfache Volk wurde hingegen bis 1822 auf einem Friedhof außerhalb der Kirche bestattet, der sich auf dem Gelände des heutigen Kapellemarkt bzw. Place de la Chapelle (gelegentlich auch Kapelleplein genannt) befand.

Umgebung

Unweit der Kirche befindet sich das Wohnhaus und die Werkstatt von Pieter Bruegel d. Ä. sowie in der Cellebroerstraat 55 die bekannte Künstlerkneipe „het goudblommeke in papier“ (das goldene Papierblümchen), wo Künstler wie Magritte u. ä. regelmäßige Besucher waren.

Ausstattung

Bilder

Umfangreiche Restaurierungsarbeiten wurden in den Jahren 1989 bis 1996 vorgenommen.

Kunstwerke

Orgel

Die Orgel wurde 1890 von dem Orgelbauer Schijven erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 22 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind pneumatisch.[9]

I Grand Orgue C–g3
1. Bourdon 16′
2. Montre 8′
3. Gambe 8′
4. Flûte 8′
5. Bourdon 8′
6. Prestant 4′
7. Quinte 3′
8. Fourniture III
9. Trompette 8′
10. Clairon 4′
II Récit expressif C–g3
11. Flûte 8′
12. Salicional 8′
13. Voix Céleste 8′
14. Flûte 4′
15. Doublette 2′
16. Fourniture III
17. Trompette harm. 8′
18. Basson-Hautbois 8′
19. Voix Humaine 8′
Trémolo
Pedale C–f1
20. Soubasse 16′
21. Octave basse 8′
22. Bombarde 16′
  • Koppeln I/I (Suboktavkoppel), II/I, I/P, II/P

Anmerkungen und Nachweise

  1. Onze Lieve Vrouw ter Kapelle, Geschichte (niederländisch)
  2. Jean d’Osta: Dictionnaire historique des rues de Bruxelles.
  3. Pierre Mardaga (Hg.): Le patrimoine monumental de la Belgique, Bruxelles, Band 1 A, Pentagon A-D, (1989), ISBN 2-8021-0092-0, S. 244.
  4. sphinxfineart@1@2Vorlage:Toter Link/www.sphinxfineart.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. gettyimages.de:Söhne der Maria Coecke
  6. heindorffhus.motivsamler.dk/Bruegel
  7. flandern.de/Marie Coecke (Memento des Originals vom 29. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.flandern.de
  8. eds/Schlaraffenland (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eds.em.bw.schule.de
  9. Informationen zur Orgel (Memento des Originals vom 5. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.orgelsite.nl

Weblinks

Commons: Kapellenkirche – Sammlung von Bildern

Koordinaten: 50° 50′ 30″ N, 4° 21′ 4″ O