Karin Michaëlis
Karin Michaëlis (* 20. März 1872 in Randers als Katharina Marie Bech-Brøndum; † 11. Januar 1950 in Kopenhagen) war eine dänische Journalistin und Schriftstellerin.
Leben
Die Tochter des Telegraphenbeamten und bedeutenden Freimaurers[1] Jacob Anthoniusen Brøndum schielte als Kind und wurde erfolgreich von Dr. Gad in Horsens operiert.[2]
Im Jahre 1892 zog sie nach Kopenhagen, wo sie den Schriftsteller Sophus Michaëlis (1865–1932) kennenlernte und 1895 heiratete. Das Paar verdiente seinen Lebensunterhalt vorwiegend mit Theaterrezensionen. 1911 wurde die Ehe geschieden, und Michaëlis heiratete den amerikanischen Diplomaten Charles Emil Stangeland. Stangeland sah die literarische und politische Tätigkeit seiner Frau nicht gerne, die gerade zu dieser Zeit mit „Ein gefährliches Alter“ ihren Durchbruch als Autorin erlebte. Man trennte sich 1917.[3]
Auf ihrer ersten europäischen Lesereise lernte sie in Wien die Pädagogin Eugenie Schwarzwald kennen, daraus entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Während des Ersten Weltkrieges war Michaëlis karitativ in Österreich tätig.
Sie begleitete 1919 in Wien Helene Weigel, eine Schülerin Schwarzwalds, zum Vorsprechen in der Wiener Volksbühne und sie schrieb darüber in der Vossischen Zeitung. Damit wurde ebenfalls eine Freundschaft geknüpft.
Im Mai/Juni 1929 hielt sie sich im Sanatorium Dr. Kohnstamm in Königstein im Taunus auf.[4]
Frühzeitig warnte Karin Michaëlis vor der von Mussolini und Hitler ausgehenden Gefahr. 1932 beteiligte sie sich am Antikriegskongress in Amsterdam. Ab 1933 nahm sie auf ihrem Anwesen auf Thurø deutsche Emigranten auf, darunter Bertolt Brecht, Helene Weigel, Rudolf Jacobi und Maria Lazar. 1940 emigrierte sie selbst nach Amerika und kehrte 1946 nach Dänemark zurück.
Werk
Michaëlis schrieb 35 Romane.
1910 veröffentlichte sie „Das gefährliche Alter“. Das Buch erregte großes Aufsehen, weil es tabuisierte Themen wie die sexuellen Wünsche einer Frau von 40 Jahren anschnitt. Der Roman wurde vielfach übersetzt und mehrfach verfilmt, darunter 1927 als Stummfilm unter demselben Titel mit Asta Nielsen.[5]
Mathilde Mann übersetzte (Auswahl):
- Rachel. Ein Ghetto-Roman. Berlin 1910, online
- Betty Rosa, Berlin 1908
- Däumelinchen, Berlin 1909
- Ehegatten, Berlin 1919
- Elsie Lindtner, Berlin 1911
- Geistig Arme, Berlin 1903
- Graf Sylvains Rache, München 1913
- Gyda, Leipzig 1905
- Die junge Frau Jonna, Leipzig [u. a.] 1908
- Das Kind, Berlin [u. a.] 1902
- Das Schicksal der Ulla Fangel, Berlin [u. a.] 1903
- Über allen Verstand, Berlin 1908
- Ein nächtlicher Skandal, Berlin 1892
- Harfe des Eros, Berlin 1928
- Dokumentation, Tagebuch und Briefe
- Das gefährliche Alter: Tagebuchaufzeichnungen und Briefe einer vierzigjährigen Frau. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-45710-1, online.
- Opfer. Kriegs- und Friedenswerke an der Donau. Wien 1917, online
- Verfilmung
- 1919 Die Okarina nach dem Roman Treu wie Gold. Regie: Uwe Jens Krafft
- Jugendbücher
Erfolgreich war Karin Michaelis auch mit einer von 1928 bis 1938 gemeinsam mit Hedwig Collin verfassten Serie von Jugendbüchern Bibi – Leben eines kleinen Mädchens:
- Erster Band: Bibi. Berlin: Herbert Stuffer, 1928 (dänisch: Bibi. København: Jespersen & Pios, 1929).
- Zweiter Band: Bibis große Reise. Berlin: Herbert Stuffer, 1929 (dänisch: Bibis store Rejse. København, Jespersen & Pios, 1930).
- Dritter Band: Bibi und Ole. Berlin: Herbert Stuffer, 1930 (dänisch: Bibi og Ole. København: Jespersen & Pios, 1931).
- Vierter Band: Bibi und die Verschworenen. Berlin: Herbert Stuffer, 1931 (dänisch: Bibi og de Sammensvorne. København: Jespersen og Pios, 1932).
- Fünfter Band: Bibi in Dänemark. Zürich: Rascher, 1935 (dänisch: Bibi paa Ferie. København: Jespersen & Pios, 1935).
- Sechster Band: Bibi lernt Landwirtschaft. Zürich: Rascher, 1938 (dänisch in zwei Bänden: Bibi bliver Landmand. København: Jespersen & Pios, 1939. Bibi og Valborg. København: Jespersen & Pios, 1939).
Auszeichnungen
- 1927: Wissenschafts- und Kunstpreis Tagea Brandts Rejselegat
- 1932: das Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und den Orden des Weißen Löwen in der Tschechoslowakei.
- 1947: Literaturpreis Drachmannlegatet
Literatur
- Birgit S. Nielsen: Die Freundschaft Bert Brechts und Helene Weigels mit Karin Michaëlis. Eine literarisch-menschliche Beziehung im Exil, in: Edith Böhne (Hrsg.): Die Künste und die Wissenschaften im Exil 1933–1945. Gerlingen : Schneider, 1992, S. 71–96
Weblinks
- Literatur von und über Karin Michaëlis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Karin Michaëlis im Projekt Gutenberg-DE
- Karin Michaëlis in der Internet Movie Database (englisch)
- Karin Michaëlis. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
- Artikel von Sabine Kebir über Karin Michaëlis
Einzelnachweise
- ↑ Karin Michaëlis: Der kleine Kobold - Lebenserinnerungen, Freiburg i. Br. 1998, ISBN 3-933056-67-5, S. 281
- ↑ Karin Michaëlis: Der kleine Kobold - Lebenserinnerungen, Freiburg i. Br. 1998, ISBN 3-933056-67-5, Kapitel 4, „Die Operation“, S. 35 f.
- ↑ Superfrauen 8 - Biographien berühmter Schriftstellerinnen
- ↑ Dr. Benno (Bernhard) Spinak (1884 Warschau - 1963 Luzern) war damals behandelnder Arzt. Eine Auskunft des Königsteiner Stadtarchivs
- ↑ fembio.org
Personendaten | |
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NAME | Michaëlis, Karin |
ALTERNATIVNAMEN | Bech-Brondum, Katharina Marie (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | dänische Autorin |
GEBURTSDATUM | 20. März 1872 |
GEBURTSORT | Randers |
STERBEDATUM | 11. Januar 1950 |
STERBEORT | Kopenhagen |