Karl Dreher (Bienenkundler)

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Karl Dreher (* 30. Dezember 1909; † 20. August 2001[1]) war ein deutscher Zoologe und Bienenkundler. Dreher war Mitglied der NSDAP[2].

Leben

Karl Dreher promovierte nach seinem Biologiestudium an der Philipps-Universität Marburg über Bau und Entwicklung des Atmungssystems der Honigbiene. 1933 trat Dreher der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.401.444)[2]. Ab 1937 war er als Assistent und von 1939 bis 1941 als Vertreter Karl Freudensteins an der „Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenzucht“ der Universität tätig. Es folgte von 1941 bis 1945 Kriegsdienst.

Nach dem Krieg wurde er Leiter der Marburger Lehr- und Versuchsanstalt, welche Funktion er bis 1950 innehatte. 1950 übernahm er die Leitung der „Bienenwirtschaftlichen Versuchsstation des Kurhessischen Imkerverbandes“. Von 1954 bis 1974 leitete Karl Dreher dann das „Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen“ in der Eifel als „Landes-Lehr- und Versuchsanstalt für Bienenzucht“[1] und beschäftigte sich lange mit der Bekämpfung der Varroa-Milbe. Neben Dreher waren auch die anderen Leiter und Forscher der wichtigsten deutschen Bieneninstitute ehemalige NSDAP-Mitglieder, besonders Gottfried Götze (NSDAP-Mitgliedsnummer 4329567), Friedrich Ruttner (Nr. 6360728), Wolfgang Steche (Nr. 7109058).[2] Weder der Deutsche Imkerbund (DIB) noch die meisten Bieneninstitute haben ihre Geschichte während der NS-Zeit angemessen aufgearbeitet.[3]

1969 wurde Karl Dreher als Ehrenschriftleiter der Imkerzeitschriften Die Biene, Imkerfreund und Allgemeine Deutsche Imkerzeitung eingesetzt, um den bedeutenden und kritischen Bienenkundler Ludwig Armbruster, „Judenfreund“ und NS-Opfer,[4] „unbedeutend zu machen“, indem bis 2004 keine wichtigen Artikel von Armbruster publiziert werden durften. Nicht einmal zum 100. Geburtstag wurde berichtet.[5][2] Dreher gab in Nachfolge von Heinrich Storch das Standardwerk Der praktische Imker heraus. Als Zuchtchef des D.I.B. und Redakteur der Zeitschrift Die Biene (1947 bis 1996) hatte Dreher entscheidenden Einfluss darauf, dass die Kärntner Biene (Carnica) in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg im ganzen deutschsprachigen Raum verbreitet und dabei die nördlich der Alpen beheimatete Dunkle Europäische Biene fast vollständig verdrängt wurde. Gründe waren aus Sicht Drehers die größere Volksstärke und der damit zu erreichende höhere Honig-Ertrag. Die Auseinandersetzung um die richtige Zuchtpolitik bei den Honigbienen wurde zu dieser Zeit mit großer persönlicher Härte geführt. In der Auseinandersetzung mit dem als „Judenfreund“ 1934 von den Nazis entlassenen Bienenkundler Ludwig Armbruster spielte dabei auch die NSDAP-Mitgliedschaft Drehers eine wesentliche Rolle.[6]

Kurz vor seinem Eintritt in den Ruhestand 1974 hatte Dreher einen Autounfall mit der Folge einer Querschnittlähmung.[1] Dreher blieb trotz seiner Behinderung bis ins hohe Alter Redakteur und Ehrenredakteur verschiedener Imkereizeitschriften. 1975 ernannte ihn der Deutsche Imkerbund zum Ehrenimkermeister.[7]

Veröffentlichungen

  • Heinrich Storch und Karl Dreher: Der praktische Imker

Einzelnachweise

  1. a b c DNB 08/2011, S. 283.
  2. a b c d Steffen Rückl, Dokumentation 2. Auflage 2015, S. 52
  3. Steffen Rückl, Dokumentation 2. Auflage 2015, S. 52
  4. Steffen Rückl: Ludwig Armbruster – von den Nationalsozialisten 1934 zwangspensionierter Bienenkundler der Berliner Universität. Eine Dokumentation. (= Humboldt-Universität zu Berlin. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus. Working paper Nr. 78). Humboldt-Universität, Berlin 2007, ISBN 978-3-86004-207-6; 2. bearbeitete Auflage 2015, ISBN 978-3-86004-305-9, S. 32.
  5. Die Biene, Imkerfreund, Allgemeine Deutsche Imkerzeitung (ADIZ), 1969 bis 2004.
  6. Die Biene. 8/1973, S. 228–229.
  7. Allgemeine deutsche Imkerzeitung, Band 9, 1975, S. 38