Karl Stämpfli

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Karl Stämpfli (1844–1894)

Karl Stämpfli (* 13. Februar 1844 in Bern; † 12. Juli 1894 ebenda) war ein Schweizer Politiker und Unternehmer, vierter Besitzer der heutigen Stämpfli AG.

Biografie

Kindheit und Jugend

Karl Stämpfli, Sohn des Carl Samuel Stämpfli und der Maria Friederike Luise Stämpfli-Gerwer, wächst in Bern auf und geht dort zur Schule. Im Alter von sechs Jahren zieht er sich eine Entzündung des Kniegelenks zu, die nie mehr ganz ausheilt. Diese Verletzung zwingt ihn zu einem längeren Aufenthalt (von 1854 bis 1857) an einem orthopädischen Institut in Bad Cannstatt. Ab 1858 besucht er für zwei Jahre das Institut Müller in der Erziehungsanstalt Hofwil, die durch den Pädagogen und Politiker Philipp Emanuel von Fellenberg berühmt geworden ist. 1860 geht er nach Lausanne, mit der Absicht, Französisch zu lernen und Medizin zu studieren.

Lehr- und Wanderjahre

Auf Wunsch seiner Mutter beginnt er jedoch am 3. Juni 1861 in der Greinerschen Druckerei in Stuttgart eine dreijährige Lehre als Schriftsetzer. Dort arbeitet er nach seiner Lehrzeit noch ein Jahr in diesem Beruf und als Metteur weiter. Zwischen 1864 und 1866 bereist Karl Stämpfli halb Europa. Stationen seiner ausgedehnten Reisetätigkeit sind unter anderem Leipzig («um [...] das Drucken zu lernen»[1]), Wien, Paris und London. Als der Deutsche Krieg zwischen Preussen und Österreich beginnt, kehrt er 1866 in seine Heimatstadt Bern zurück.

Rückkauf des väterlichen Betriebs

Am 1. Januar 1867 nimmt Karl Stämpfli seine Tätigkeit in der «Stämpflischen Buchdruckerei (G. Hünerwadel)» auf. Offiziell ist er «als Gehilfe und Mitinteressierter»[2] angestellt. Faktisch ist er Teilhaber (Associé). Am 12. August 1869 vermählt er sich mit Emma Studer, der Tochter des Berner Apothekers Bernhard Studer. Mit ihr hat er drei Töchter und drei Söhne. 1871 kauft Karl Stämpfli die ehemalige Druckerei seines Vaters, die seit 1847 im Besitz von Gottlieb Hünerwadel gewesen ist, zurück. Aus Kapazitätsgründen wechselt der Betrieb 1877 vom Bürgerhaus in der Berner Postgasse in die Berner Länggasse (Hallerstrasse 7, heute Sitz von Swissmedic). Dort lässt er durch den Architekten Emil Wäber 1877 einen für die damalige Zeit grossen Industriebau errichten. Unter Stämpflis Führung entwickelt sich die Druckerei «rasch zu einer der anerkannt angesehensten und leistungsfähigsten der Schweiz»[3]. Am 12. Juli 1894 stirbt Karl Stämpfli an den Folgen eines schweren Nierenleidens in Bern.

In seiner Zeit als Inhaber gelingt es Karl Stämpfli (1871–1894), unter anderem folgende Publikationen in seine Druckerei zu holen:

Titel erstmals gedruckt bei Stämpfli Bemerkungen
«Schweizerische Feuerwehr-Zeitung» (seit 1. Januar 2010: «118 swissfire.ch») 1875 wird bis heute bei Stämpfli gedruckt
«Schweizerische Zeitschrift für Strafrecht/Revue Pénal Suisse/Rivista Penale Svizzera» 1888 wird bis heute bei Stämpfli gedruckt
«Fontes Rerum Bernensium» 1888 (1. Band) alle 10 Bände (Band 10 erschien 1956) bei Stämpfli gedruckt
Fahrplan «Conducteur» 1891 (seit 1905: «Offizielles Kursbuch») wird noch heute z. T. bei Stämpfli hergestellt

Politische und andere öffentliche Ämter

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit ist Karl Stämpfli auch politisch aktiv. 1871 wird er in den Stadtrat von Bern gewählt, dem er bis zu dessen Neuorganisation 1888 als Mitglied und ab 1888 als Vizepräsident angehört. 1878 wird er in den Grossen Rat des Kantons Bern gewählt, in dem er bis 1890 in verschiedenen Funktionen tätig ist. Nach den Parlamentswahlen 1884 ist er bis 1893 als Abgeordneter der Freisinnigen für den Kanton Bern Mitglied des Schweizer Nationalrats. Daneben bekleidet er zahlreiche andere öffentliche Ämter: Unter anderem ist er Präsident der Anstalt Viktoria in Wabern, Mitglied des Kirchenvorstands der Gemeinde zum heiligen Geist in Bern sowie Mitglied des Verwaltungsrates der Berner Kantonalbank.

Soziales Engagement

Zusammen mit seiner Frau Emma Stämpfli-Studer setzt sich Karl Stämpfli in einer für die damalige Zeit ausserordentlichen Weise für die Belange der Arbeiterschaft ein. So lässt er für seine eigenen Angestellten in der Nähe der Druckerei einfache Wohnungen bauen und engagiert sich dafür, dass die Sonntagsarbeit reduziert wird. Bei Streitigkeiten zwischen anderen Arbeitgebern und deren Belegschaft wird er oftmals als Schiedsrichter gerufen, um zu vermitteln. Ausserdem gilt er als «der eigentliche Gründer der [Kinder-]Krippe in der Länggasse »[4].

Literatur

  • Zur Erinnerung an Herrn Alt-Nationalrat Karl Stämpfli, Buchdrucker in Bern: Gestorben den 12. Juli 1894. Stämpfli & Cie., Bern 1894.
  • Hans Bloesch: Die Buchdruckerei Stämpfli in Bern 1799–1924. Denkschrift zum 125jährigen Bestehen des Hauses. Stämpfli & Cie., Bern 1924.
  • Bruno Benz: Der Gründer: Gottlieb Stämpfli 1770–1807. In: 200 Jahre Stämpfli AG. Technologie, Bauten, Produkte, Personen. In: «Die Marginalie» 1999 (Sonderbeilagen 1–4). Stämpfli AG, Bern 1999, S. 120 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zur Erinnerung an Herrn Alt-Nationalrat Karl Stämpfli, Buchdrucker in Bern: Gestorben den 12. Juli 1894. Bern: Buchdruckerei Stämpfli & Cie., 1894, S. 33
  2. Die Buchdruckerei Stämpfli in Bern 1799–1924. Denkschrift zum 125jährigen Bestehen des Hauses von Hans Bloesch. Bern: Verlag von Stämpfli & Cie, 1924, S. 87
  3. Die Buchdruckerei Stämpfli in Bern 1799–1924. Denkschrift zum 125jährigen Bestehen des Hauses von Hans Bloesch. Bern: Verlag von Stämpfli & Cie, 1924, S. 92
  4. Zur Erinnerung an Herrn Alt-Nationalrat Karl Stämpfli, Buchdrucker in Bern: Gestorben den 12. Juli 1894. Bern: Buchdruckerei Stämpfli & Cie., 1894, S. 18