Katja Becker
Katja Becker (* 7. März 1965 in Heidelberg, in manchen älteren Publikationen als Katja Becker-Brandenburg aufgeführt) ist eine deutsche Medizinerin und Biochemikerin. Von 2009 bis 2012 war sie Vizepräsidentin für Forschung der Justus-Liebig-Universität Gießen. Von 2015 bis 2017 war sie deutsche Abgeordnete im Scientific Committee des COST-Programms in Brüssel.[1] Von 2014 bis 2019 war sie Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), am 1. Januar 2020 wurde sie als Nachfolgerin von Peter Strohschneider erste weibliche DFG-Präsidentin. Seit Januar 2021 ist Becker zudem Vorsitzende des Governing Boards des Global Research Council.[2]
Leben
Katja Becker studierte von 1984 bis 1991 Medizin an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1988 schloss sie ihre Promotion zum Thema Glutathionreduktase und ihr Apoenzym: Beiträge zur Chemotherapie der Malaria und zur Diagnostik von FAD-Mangelzuständen bei Heiner Schirmer mit summa cum laude ab. Sie habilitierte sich 1996 im Fach Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg. Nach Ausbildungs-Stationen am John Radcliffe Hospital Oxford und dem Kantonsspital Basel sammelte sie klinische und forschungsbezogene Erfahrungen in Nigeria und Ghana sowie als Postdoktorandin an der Universität Sydney. 1998 legte sie die Facharztprüfung für „Biochemie“ in Heidelberg ab.
Im Anschluss war sie als Oberassistentin am Biochemiezentrum der Universität Heidelberg tätig. 1999 nahm sie einen Ruf als Nachwuchsgruppenleiterin an das Zentrum für Infektionsforschung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg an.
Im Jahr 2000 folgte Katja Becker einem Ruf auf die Professur für Biochemie und Molekularbiologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, die in das Interdisziplinäre Forschungszentrum für biowissenschaftliche Grundlagen der Umweltsicherung (IFZ) der Universität eingebunden ist. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Rolle von oxidativem Stress und antioxidativen Schutzmechanismen in der Entstehung von Krankheiten sowie die Entwicklung neuer Medikamente gegen Tumor- und Infektionserkrankungen (insbes. Malaria).[3] Ein halbjähriger Forschungsaufenthalt führte sie 2006 an das Scripps Research Institute La Jolla, CA, USA.
Seit 2014 ist Katja Becker Vorsitzende der Ständigen Senatskommission für Grundsatzfragen der Genforschung[4] und Koordinatorin des DFG Schwerpunktprogramms 1710 „Dynamics of Thiol-based Redox Switches in Cellular Physiology“.[5][6] Von 2018 bis Ende 2019 koordinierte sie das LOEWE-Zentrum DRUID „Novel Drug Targets against Poverty-related and Neglected Tropical Infectious Diseases“ im Rahmen der Hessischen Landesoffensive zur Förderung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE).[7][8]
Engagement und Auszeichnungen
Katja Becker ist Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen und Politik-beratenden Gremien, Gutachterin und Organisatorin von Konferenzen. Für ihre Dissertation verlieh die Südwestdeutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1989 den Ludolf-Krehl-Preis an sie[9]. Sie hat für ihre Forschungs- und Lehrleistungen mehrfach Auszeichnungen erhalten, so im Herbst 2003 die Carus-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.[10] Von 2000 bis 2005 war Becker Mitglied der Jungen Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina.[11] Seit Juni 2009 ist sie Mitglied der Leopoldina (Matrikel-Nr. 7256) und war eines der jüngsten Mitglieder.[12][13] Sie wirkte bei der Erarbeitung von Stellungnahmen der Leopoldina für G7[14]- und G20[15]-Gipfel mit.
Am 21. Oktober 2009 wurde sie als erste Frau in das Amt der Vizepräsidentin der Gießener Universität gewählt. Ihre dreijährige Amtszeit begann am 1. November 2009.[16][17]
Im März 2010 erhielt sie die Rudolf-Leuckart-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie für ihre Arbeiten zum Redox- und Energiestoffwechsel pathogener Parasiten, wie dem Malaria-Erreger.[18][19]
Katja Becker war von 2014 bis Ende 2019 Vize-Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft.[20] Auf der DFG-Mitgliederversammlung in Rostock am 3. Juli 2019 wurde sie als erste Wissenschaftlerin zur Präsidentin gewählt. Becker trat ihr neues Amt am 1. Januar 2020 für zunächst vier Jahre an.[21]
Veröffentlichungen (Auswahl)
Bücher
- als Hrsg. mit Eva-Maria Engelen und Miloš Vec: Ethisierung – Ethikferne: Wie viel Ethik braucht die Wissenschaft? Akademie-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-05-003855-1.
- mit Paul M. Selzer: Apicomplexan Parasites: Molecular Approaches toward Targeted Drug Development. Drug Discovery in Infectious Diseases 2. Wiley-Blackwell, Weinheim 2011, ISBN 978-3-527-32731-7.
Aufsätze
- mit Savvas N. Savvides, P. Andrew Karplus und anderen: Enzyme inactivation through sulfhydryl oxidation by physiologic NO-carriers. In: Nature Structural & Molecular Biology. Band 5, Nr. 4, 1998, S. 267–271. doi:10.1038/nsb0498-267
- mit Stefan M. Kanzok, R. Heiner Schirmer und anderen: Substitution of the thioredoxin system for glutathione reductase in Drosophila melanogaster. In: Science. Band 291, Nr. 5504, 26. Januar 2001, S. 643–646. doi:10.1126/science.291.5504.643
- mit K. Fritz-Wolf, W. Kabsch und anderen: (2003). X-ray structure of glutathione S-transferase from the malarial parasite Plasmodium falciparum. In: Proc Natl Acad Sci USA. Band 100, 2003, S. 13821–13826. doi:10.1073/pnas.2333763100
- mit S. Urig, E. Davioud-Charvet und anderen: Undressing of phosphine gold(I) therapeutic agents as irreversible inhibitors of human disulfide reductases. In: Angew Chem Int Ed Engl. Band 45, 2006, S. 1881–1886. doi:10.1002/anie.200502756
- mit Raul Perez-Jimenez, Jon Beckwith und anderen: Diversity of chemical mechanisms in thioredoxin catalysis revealed by single-molecule force spectroscopy. In: Nature Structural & Molecular Biology. Band 16, Nr. 8, 2009, S. 890–896. doi:10.1038/nsmb.1627
- mit S. Koncarevic, S. Rahlfs S und anderen: Plasmodium falciparum imports the human protein peroxiredoxin 2 for peroxide detoxification. In: Proc Natl Acad Sci USA. Band 106, 2009, S. 13323–13328. doi:10.1073/pnas.0905387106
- mit Karin Fritz-Wolf, Stefan Rahlfs und anderen: Crystal structure of the human thioredoxin reductase–thioredoxin complex. In: Nature Communications. 2, 2011, S. 383 doi:10.1038/ncomms1382.
- mit D. Kasozi, A. J. Meyer und anderen: Real-time imaging of the intracellular glutathione redox potential in the malaria parasite Plasmodium falciparum. In: PLoS Pathogens. 9, 2013, S. e1003782. doi:10.1371/journal.ppat.1003782
- mit L. Wang, J. R. Yates III und anderen: Characterization of the 26S proteasome network in P. falciparum. In: Scientific Reports. 5, 2015, S. 17818. doi:10.1038/srep17818
- mit Reimar Krieg, Stefan Rahlf und anderen: Arylmethylamino steroids as antiparasitic agents. In: Nature Communications. 8, 2017, S. 14478. doi:10.1038/ncomms14478
Literatur
- Leopoldina: Neugewählte Mitglieder 2009. Leopoldina, Halle (Saale) 2010, S. 8 (PDF)
Weblinks
- Katja Becker auf der Webseite der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
- Literatur von und über Katja Becker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite von Katja Becker in der Arbeitsgruppe Biochemie und Molekularbiologie
- Katja Becker in der Datenbank renommierter Wissenschaftlerinnen AcademiaNet (englisch)
- Publikationsliste von Katja Becker in der Arbeitsgruppe Biochemie und Molekularbiologie
- Mitgliedschaft in der Arbeitsgruppe: Ethik in den Wissenschaften in der Jungen Akademie
- Profil bei Google Scholar mit einer ausführlichen Liste der Werke und Zitationen
Einzelnachweise
- ↑ Biographie von Katja Becker bei der Leopoldina, abgerufen am 30. Sept. 2020
- ↑ Global Research Council: Mitgliedsseite des GRC-Governing Board - Katja Becker. GRC, abgerufen am 4. Oktober 2021 (slave).
- ↑ Liste der DFG-Projekte von Becker
- ↑ Eva Richter-Kuhlmann: Katja Becker. Erste Präsidentin der DFG. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 116, Heft 29/30, (22. Juli) 2019, S. B 1147.
- ↑ Dynamics of Thiol-based Redox Switches in Cellular Physiology. Abgerufen am 11. Juli 2018.
- ↑ Geförderte Projekte der DFG (GEPRIS). Abgerufen am 11. Juli 2018.
- ↑ LOEWE-Zentrum DRUID. Abgerufen am 11. Juli 2018.
- ↑ Neues LOEWE-Zentrum DRUID forscht zur Bekämpfung von Tropenkrankheiten. Abgerufen am 11. Juli 2018.
- ↑ Verleihung der Ludolf-Krehl-Preis 1989 im Deutschen Ärzteblatt 1990
- ↑ Carus-Medaille für Prof. Dr. Katja Becker-Brandenburg. Charlotte Brückner-Ihl Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Justus-Liebig-Universität Gießen in: IDW-Online
- ↑ Die Mitgliedschaft in der Jungen Akademie ist auf fünf Jahre begrenzt.
- ↑ JLU-Professorin Katja Becker in Leopoldina gewählt. Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität Gießen in: Informationsdienst Wissenschaft vom 6. Juni 2009
- ↑ Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Katja Becker (mit Bild und CV) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 8. Mai 2022.
- ↑ Leopoldina: Empfehlung "Vernachlässigte Tropenkrankheiten". Leopoldina, 2015, abgerufen am 4. Oktober 2021.
- ↑ Leopoldina: Empfehlung "Verbesserung der globalen Gesundheit". Leopoldina, 2017, abgerufen am 4. Oktober 2021.
- ↑ Prof. Dr. Katja Becker zur Vizepräsidentin gewählt. Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität Gießen in: Informationsdienst Wissenschaft, 21. Oktober 2009
- ↑ Große Mehrheit für Prof. Katja Becker. Artikel in der Gießener Allgemeine vom 21. Oktober 2009
- ↑ fod: Auf der Spur der Malaria-Erreger. In: Gießener Anzeiger, 26. März 2010, S. 17
- ↑ Liste der Gewinner der Rudolf-Leuckart-Medaille
- ↑ CV von Katja Becker bei der DFG
- ↑ Deutsche Forschungsgemeinschaft: Katja Becker wird Präsidentin der DFG. Pressemeldung vom 3. Juli 2019, abgerufen am 3. Juli 2019
Personendaten | |
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NAME | Becker, Katja |
ALTERNATIVNAMEN | Becker-Brandenburg, Katja |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Medizinerin und Biochemikerin |
GEBURTSDATUM | 7. März 1965 |
GEBURTSORT | Heidelberg |