Ketaaketi

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KETAAKETI
Rechtsform gemeinnütziger eingetragener Verein
Gründung 2007
Gründer Anneli-Sofia Räcker
Sitz Bremen
Motto „Sharity“ (A.-S. Räcker) statt Charity
Schwerpunkt Existenzanschub von Familien per zinsloser Mikrofinanzierung; Entwicklung und Förderung von (Grund)-Schulprojekten; Gesundheitsförderung.
Methode Initiierung und partnerschaftliche Unterstützung ausschließlich landeseigener NGOs.
Aktionsraum Nepal, Sierra Leone, Burundi, Liberia, Ecuador, Simbabwe
Personen Anneli-Sofia Räcker (Initiatorin und Vorsitzende); Rajesh Regmi, Khem Adhikari (NGO-Leiter Nepal); Usman Conteh, Yembeh Mansaray (NGO-Leiter Sierra Leone); Augustin Nibitebeka, Frank Sonor (NGO-Leiter Burundi bzw. Liberia); Niza Aragundi, Mellisa Gwenzi (NGO-Leiterinnen Ecuador bzw. Simbabwe)
Website www.ketaaketi.de


KETAAKETI e.V. ist eine Organisation zum Zwecke der „konsequenten Umsetzung des innovativen KETAAKETI-Entwicklungszusammenarbeit-Modells: Förderung von Grundschulbildung auf der Grundlage einer Existenzförderung der Schüler- und Schülerinnenfamilien durch zinslose Mikrofinanzierungen in landeseigener Regie in den ärmsten Ländern der Welt“; bisher in Nepal, Sierra Leone, Burundi, Liberia, Simbabwe und Ecuador. „Ziel ist die Ausweitung auf weitere Länder“[1][2]. Die UNESCO zeichnete KETAAKETI 2008 für ihr innovatives Modell partnerschaftlicher Entwicklungsarbeit mit dem Nachhaltigkeitspreis "Dekade Projekt - Bildung für eine nachhaltige Entwicklung" aus[3]. 2019 wurde die Gründerin von KETAAKETI, Anneli-Sofia Räcker, für die Entwicklung und erfolgreiche Umsetzung dieses neuen Konzepts der Entwicklungs-Zusammenarbeit mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet[4] In dem 2022 erschienenen Buch "KETAAKETI - Wie ärmste Länder sich selbst entwickeln" beschreibt sie ihr Modell "weg von dem vorherrschenden Geber-Nehmer-Prinzip, der sogenannten Entwicklungshilfe, hin zu globaler Solidarität und konsequenter Selbstbestimmung" ausführlich.[5]

Gründung und Entwicklung

KETAAKETI (auf nepalesisch bedeutet das Wort „Kinder“) wurde im Jahr 2007 von Anneli-Sofia Räcker in Bremen gegründet, nachdem sie Nepal 2006 bereist hatte.[6] In Nepal arbeitet KETAAKETI nach dem Prinzip der Arbeitsteilung und Vernetzung in einer Kooperation auf Augenhöhe mit der „Society for the protection of women and children“ (SPOWC/Rajesh Regmi) und der "Children Development Society Nepal" (CDSN/Khem Adhikari) zusammen.[7] 2017 starteten nach demselben Prinzip erste Schul- und Mikrofinanzierungsprojekte für ärmste Schulkinder und deren Eltern in Tassoh Island/- und Gbinti/Sierra Leone sowie 2019 im Osten von Sierra Leone.[8][9] Kooperationspartner in Sierra Leone sind Usman Conteh mit der „Society for the Empowering of the Needy“ (SEN) und Yembeh Mansaray mit der NGO „Mindokatie Salone“. In Burundi ist Augustin Nibitebeka Projektleiter der Partnerorganisationen "ARAME", deren Ziel die Initiierung landwirtschaftlicher Mikrofinanzierungsprojekte und die Förderung der Mutter-Kind-Gesundheit ist. Leiter der NGO "Sustainable Livelihoods Support Program" in Liberia ist Frank Sonor. Die NGOs "Simba Kumukadzi" von Melissa Gwendzi, Simbabwe und "Makipurana" von Niza Aragundi, Ecuador befinden sich in der Registrierungsphase.

Alle KETAAKETI-Mitarbeiter arbeiten unentgeltlich und finanzieren anfallende Kosten selbst, ggf. mithilfe speziell ausgewiesener Unterstützungen.

UNESCO-Auszeichnung 2008 für KETAAKET e.V.

Grundsätze

Auf der Grundlage des Denkmodells „Weltfamilie“ (A.-S. Räcker) arbeitet KETAAKETI in einem systemischen Ansatz nach folgenden Grundsätzen[1]

  • „Sharity“(A.-S. Räcker) statt Charity  – Selbstverständlichkeit des Teilens
  • Würdigung der Ärmsten  – Ihre Ressourcen und Kompetenzen
  • Landeseigene Initiative als Voraussetzung für Förderung  – Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung
  • Zuverlässige Partnerschaft  – in enger Verbundenheit auf Augenhöhe arbeiten; im Alltag und Krisenzeiten füreinander da sein
  • Kleine Beiträge - große Wirkung  – 1 bis 5,- €  pro Kind und Monat unterstützt den Schulbesuch, 100,- €  Existenzanschub pro Familie für eine selbstbestimmte Entwicklung
  • 100 %  der Spenden kommt in den Projekten an
  • Nachhaltigkeit  – durch die Säulen Sicherung des Familieneinkommens, Schülerförderung, Gesundheit der Schulkinder

Mit der Projektausweitung auf weitere Länder wird die Übertragbarkeit dieser Grundsätze auf andere Regionen und andere Kulturen evaluiert.

Ziele

  • "Initiierung und partnerschaftliche Unterstützung weiterer, ausschließlich landeseigener NGOs zum selbstbestimmten Aufbau von Mikrofinanzierungsprojekten in Dörfern und Slums",
  • Sicherung des Schulbesuchs in Verbindung mit einem Existenzanschub durch Mikrofinanzierungen für die Schülereltern und gesundheitliche Stärkung der Schulkinder,
  • Schulbesuch mit präventiver Wirkung gegen fortgesetzte Verarmung, Mädchen-Entrechtung, Gewalt und Kinderausbeutung,
  • Ausbau der Zusammenarbeit der NGO-Leitern - gegenseitiger Expertenaustausch[1].

Methoden

KETAAKETI initiiert die Bildung landeseigener, komplett selbständiger NGOs durch sozial tätige, engagierte und zuverlässige Landesangehörige und bildet mit ihnen eine Partnerschaft. "Auf der Grundlage der Leitprinzipien Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Würde und Nachhaltigkeit unterstützt KETAAKETI dann die Existenzsicherung von Familien und den Schulbesuch von Kindern. Die Arbeit in den Projekten liegt selbstbestimmt und eigenverantwortlich ausschließlich in der Hand des jeweiligen Landes"[10][1]. In Nepal wird im „Ein-Euro-Modell“ der Grundbedarf (Bücher, Hefte, Teil des Lehrergehaltes) ärmster Kinder in Slumschulen, staatlichen Grundschulen und von KETAAKETI initiierten Social-classes (Schulgewöhnungsklassen für Kinder aus Analphabeten-Familien) sowie deren Gesundheitsunterstützung finanziert. Im Sinne von Nachhaltigkeit ist eine Elternbeteiligung notwendig. In den afrikanischen Partnerorganisationen stellt KETAAKETI "Schultöpfe" zur autonomen Verwendung zur Verfügung, aus denen beispielsweise Schulhilfsmittel und Maßnahmen zur Gesundheitsunterstützung finanziert werden. Bei der "Mikrofinanzierung" erhalten vornehmlich Frauen der Schülerfamilien 100 Euro als Anschubfinanzierung zum Aufbau einer eigenen wirtschaftlichen Existenz und zur Organisation in einer Kooperative. Nach erfolgreicher Existenzgründung wird dieses Geld an andere Familien weitergegeben, so dass letztlich ein sich ständig ausbreitendes soziales Netz entsteht, und diese Familien in der Lage sind, den Schulbesuch ihrer Kinder nachhaltig zu stabilisieren.[11][12] Bis 2021 wurden in den drei Ländern ca. 17.500 Schulkinder in über 140 Projekten gefördert und über 4200 Familien mit Mikrofinanzierungen unterstützt. Kleine Summen, transparente Kontakte und die Systematik der Mikrofinanzierungen verhindern Korruption. Um das Sozialgefüge der Menschen in Armut nicht zu stören, fördert KETAAKETI keine Einzelpersonen, sondern nur Gemeinschaften. Die Projektfinanzierung erfolgt durch Mitglieder- und Einzelspenden, die mit einer 100-%-Garantie in die Projekte einfließen.[13][14]
Projektreisen, Praktikantenaufenthalte, ständiger Austausch zwischen der Leitung von KETAAKETI (Deutschland) und den NGO-Leitern ebenso wie kontinuierliche Information über alle Entwicklungsschritte in den Projektländern durch Vorträge, Newsletter, Homepage und Social Media sorgen für Transparenz gegenüber allen Spendern über die Verwendung und den Effekt der Spendengelder[15]

Auszeichnungen

2017 Vize-Präsident von Nepal  – „Letter of Appreciation“[16]
2017 Innenminister von Nepal  – „Certificate of Appreciation“[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e KETAAKETI e.V.
  2. NGO-Forum Nepal
  3. Eine Auszeichnung für unsere Arbeit. In: Nordwest-Zeitung. 16. Mai 2008.
  4. Bundesverdienstkreuz für Anneli-Sofia Räcker In: NWZonline 24. Dezember 2019
  5. Anneli-Sofia Räcker (2022) KETAAKETI - Wie ärmste Länder sich selbst entwickeln; Verlag Isensee, Oldenburg, ISBN 978-3-7308-1909-8
  6. Gemeinsam stark. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Mai 2015.
  7. SPOWC-Society for the protection of women and children
  8. Schulpartnerschaften mit Nepal oder Sierra Leone. In: Friesländer Bote. 13. Juli 2017.
  9. Endlich Bildung für Gbinti.
  10. Ketaaketi: Alle Kinder brauchen Bildung In: Kinderzeit Bremen 5. November 2019
  11. Hilfe auf Augenhöhe. In: Weserkurier. 20. November 2016.
  12. Anke Juckenhöfel: 10 Jahre Hilfe auf nepalesische Art. In: Bremissima. Nr. 6, 2016, S. 54–59.
  13. Rest-Cent-Projekt des Gesamtpersonalrats für das Land und die Stadt Bremen.
  14. Engagiert für andere Kinder
  15. Learning more about Ketaaketi with Klara
  16. Nepal zeichnet Helfer aus Varel aus.