Killesbergbahn Stuttgart

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Koordinaten: 48° 48′ 22,1″ N, 9° 10′ 0,4″ O

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Die Dampflok „Tazzelwurm“ auf der Killesbergbahn in Stuttgart
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Eine der Dampfloks im Einsatz
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Diesellok „Schwoabapfeil“

Die Killesbergbahn Stuttgart ist eine seit 1939 im Stuttgarter Höhenpark Killesberg verkehrende Parkeisenbahn beziehungsweise Liliputbahn. Von den heute bestehenden drei Liliputbahnen in Deutschland ist sie die älteste.

Sie fährt auf einem 2,1 Kilometer langen Rundkurs und besitzt eine Spurweite von 15 britischen Zoll (381 Millimeter). Das Lokomotivmaterial der Killesbergbahn besteht aus den zwei am 30. Mai 1950 ausgelieferten Dampflokomotiven „Tazzelwurm“ und „Springerle“ mit der Achsfolge 2’C1’ vom Typ Martens’sche Einheitsliliputlok, der 2014 beschafften Santa Maria (ebenfalls dampfbetrieben; Baujahr: 1929) und den zwei Dieselloks „Blitzschwoab“ (Baujahr: 1950) und „Schwoabapfeil“ (Baujahr: 1992). Die Killesbergbahn fährt während der Sommermonate täglich, die Dampflokomotiven kommen allerdings nur an Sonn- und Feiertagen zum Einsatz.

Geschichte

Die Parkanlage Killesberg wurde erst zur Reichsgartenschau 1939 eingerichtet. Aus diesem Anlass fuhr zum ersten Mal eine Parkbahn auf dem Killesberg. Zuvor handelte es sich um ein ausgedehntes ehemaliges Steinbruchgelände, das teils zur selbstständigen Gemeinde Feuerbach gehörte. In und neben den aufgelassenen Steinbrüchen richteten verschiedene Vereine ihre Waldheime ein, unter anderem der Waldheimverein der Mitarbeiter der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Die Reichsgartenschau war für die Nationalsozialisten ein willkommener Anlass, den teils freidenkerisch eingerichteten Waldheimvereinen ihre Pachtflächen kündigen zu können. Erst die Eingemeindung von Feuerbach hatte die zusammenhängende planerische Fläche auf dem Killesberg ergeben. Seit 1930 verkehrte auf einem kleinen Bereich des seinerzeit teils verwilderten Geländes schon die Kinderstraßenbahn der Stuttgarter Straßenbahnen AG, die 1950 auf den Namen Rumpelstilzchen getauft wurde. Diese musste jedoch, genau wie das Straßenbahnerwaldheim, 1937 dem Neubau des Reichsgartenschaugeländes weichen und zog auf die Waldau in Stuttgart-Degerloch, wo sie 1950 wieder eröffnet wurde. Im Gegensatz zur Killesbergbahn mit 381 Millimetern besitzt das Rumpelstilzchen die Spurweite von 600 Millimetern.

Betrieb

Der Fahrbetrieb findet jährlich von Ende März bis Anfang November statt.[1] Der Fahrpreis beträgt 3 Euro für Erwachsene (ermäßigt 2,50 Euro) und 1,50 Euro für Kinder von 3 bis 6 Jahren.[2]

Fahrzeuge

Blitzschwoab, Baujahr 1950
Datei:Killesberg Schwoabapfeil.JPG
Schwoabapfeil, Baujahr 1992

1939 fuhren zwei geliehene Dampflokomotiven vom Typ Martens’sche Einheitsliliputlok der Baumaschinen-Verleihfirma Brangsch (später: VEB Baumechanik Engelsdorf) aus Leipzig auf der Killesbergbahn. Die 14 überdachten Personenwagen wurden in den Jahren von 1937 bis 1938 von der Waggonfabrik Görlitz gebaut, wobei die geschlossenen als erste Wagenklasse und die offenen als zweite Wagenklasse galten. Diese sind heute noch in Stuttgart im Einsatz, jedoch existieren keine geschlossenen Wagen mehr, womit auch die tarifliche Unterscheidung entfiel. Brangsch versah gewerbsmäßig den Betrieb solcher Bahnen auf Ausstellungen und Messen im Auftrag der jeweiligen örtlichen Veranstalter, wie dies seit den 1920er Jahren üblich war. Die Fahrzeuge wurden also vom Typ her nicht gezielt für Stuttgart gebaut und gehörten auch nicht der Stadt Stuttgart. Der Zweite Weltkrieg unterbrach noch vor dem geplanten Ende der Gartenschau 1939 den Fahrbetrieb der Killesbergbahn. Allerdings sollen zu vereinzelten Veranstaltungen auf dem Killesberg etwa im Sommer 1941, die vor allem für kriegsverletzte, genesende Soldaten abgehalten wurden, nochmals Fahrten stattgefunden haben. Die Dampflokomotiven wurden um 1942 vertragsgemäß nach Leipzig zurückgegeben. Von dort wurden Lokomotiven zum Beispiel an die Liliputbahn Prater in Wien verkauft oder gelangten, nach der Auslagerung, zur Parkeisenbahn Dresden oder Leipziger Parkeisenbahn Auensee. Schon 1947 wurde die Killesbergbahn behelfsmäßig wieder in Betrieb genommen. Gleise und Teile des Wagenparks waren noch vorhanden. Weil die 1939 eingesetzten Lokomotiven in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone für eine Verwendung in der Amerikanischen Besatzungszone nicht mehr greifbar waren, behalf man sich in Stuttgart zunächst mit dem Einsatz der Zweikupplermaschine mit Schlepptender (Schwarzer Otto, Hersteller: Krauss) der vormaligen Affenparkbahn und einem kurzen Zug. Die Affenparkbahn lag 1928 bis 1932 zwischen den heutigen Straßen „Am Kochenhof“ und Landenbergerstraße, südöstlich des heutigen Höhenparks. 1950 zur neuerlichen Gartenschau in Stuttgart wurde die Killesbergbahn offiziell von der Stuttgarter Ausstellungsgesellschaft – einer Tochter der Stadt – übernommen. Diese ließ nun nach den bei Krauss-Maffei vorhandenen Plänen zwei Lokomotiven in gleicher Art nachbauen wie die Typen von 1939, die um die Diesellok „Blitzschwoab“ ergänzt wurden. Vor der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 1993 wurde 1992 als Verstärkung zusätzlich die Diesellok „Schwoabapfeil“ angeschafft. Sie stammt von Diema.

2014 wurde eine weitere gleichartige Dampflokomotive in Spanien gekauft und zunächst saniert, so dass seit 2016 insgesamt drei der beliebten Dampflokomotiven zur Verfügung stehen. So sind auch bei Revisionen immer noch zwei für den Betrieb verfügbar, und es ist am Wochenende kein Ersatzbetrieb mit den weniger attraktiven Diesellokomotiven erforderlich. Heute können insgesamt drei Dampf- und zwei Diesellokomotiven auf der Rundstrecke eingesetzt werden. Die dritte Dampflok wurde gemeinsam mit drei weiteren gleichen Maschinen 1929 von Krauss München für die Iberoamerikanische Ausstellung in Sevilla erbaut, alle vier waren somit nur das Halbjahr während dieser Ausstellung in Betrieb. Innerhalb von Spanien gingen die vier Maschinen durch verschiedene Hände, zuletzt 2001 an Privatleute bei Barcelona. Dort erwarb der Förderverein für die Killesbergbahn im Jahr 2014 die Lok mit der Fabriknummer 8455, die seit 1929 als Santa Maria bezeichnet wird. Von den Vorbesitzern wurden wegen des Erhaltungszustandes die Tender von zwei Maschinen getauscht, so dass Fabriknummer 8455 „Pinta“ den Tender der Santa Maria erhielt und seitdem auch unter diesem Namen geführt wurde. Bei der „Santa Maria“ war und ist es umgekehrt, diese figuriert seither als „Nina“. Die Fabriknummer 8457 alias Nina, ehemals Santa Maria, ging 2015 von Spanien an die Ravenglass and Eskdale Railway in England.

Name Baujahr Hersteller Fabriknummer Typ Dienstgewicht/t Leistung/kW Länge/m
Tazzelwurm 1950 Krauss-Maffei 17674 Dampf 8,1 22 7,4
Springerle 1950 Krauss-Maffei 17675 Dampf 8,1 22 7,4
Blitzschwoab 1950 Gmeinder 4610 Diesel 6,5 25 3,73
Schwoabapfeil 1992 Diema 5198 Diesel 6,5 35 3,91
Santa Maria 1929 Krauss (München) 8455 Dampf 8,1 22 7,4

Dass die Strecke 1939 nach Ende der Gartenschau nicht abgebaut wurde und noch heute existiert, war ein Zufall in Folge des Krieges. Das Gleiche gilt für die Wagen, die in Stuttgart verblieben. Der Rücktransport nach Leipzig zum Eigentümer war 1939/40 nicht kriegswichtig und unterblieb deshalb. Die enorm steile und kurvenreiche Streckenführung in Stuttgart hätte an sich eine Lokomotivtype mit etwas kleineren Treibrädern und anderer Achsfolge erfordert als die vorhandenen Lokomotiven der „Pacific“-Type (Achsformel 2’C1’). Denn diese sind eigentlich Flachlandmaschinen, die somit für die anderen Liliput- und Pionierbahnen in Dresden oder Wien bestens geeignet sind. Doch da auch die Gartenschau in Stuttgart von 1950 nur wie üblich ein Jahr stattfand, wollte man für eine solche kurze Zeit keine andere Loktype konstruieren. Wieder blieb die Killesbergbahn erhalten. Umso mehr ist bis heute die (im Sommerhalbjahr) tägliche Leistung der Fahrzeuge und Mitarbeiter der Killesbergbahn auf der sehr anspruchsvollen Strecke zu würdigen. Die Züge sind besetzt etwa 20 Tonnen schwer. Eine Lok leistet etwa 22 Kilowatt (indizierte Leistung). Pro Jahr werden rund 100 000 Fahrgäste und mehr gezählt. Die ursprünglichen Stuttgarter Lokomotiven existieren noch im Fahrpark der Bahnen in Leipzig und Dresden. Da die frühere Eigentümerfirma wohl aus werbetechnischen Gründen die Betriebsnummern öfter wechselte beziehungsweise jeweils bei 1 beginnen ließ und es für Außenstehende keine individuelle Unterscheidungsmöglichkeit der Maschinen gab, lässt sich heute nicht mehr feststellen, welches genau die ursprünglichen Lokomotiven aus Stuttgart sind.

Entwicklung

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Streckenverlauf

Seit 1995 besteht ein Förderverein, der unter anderem 1996 die Unterschutzstellung der Bahn als technisches Denkmal erreichte. Betrieben wurde die Bahn bis zu deren Wegzug 2007 vom Standort Killesberg von der Stuttgarter Messegesellschaft. Der formale Betreiber von 1939 ist nicht bekannt. Ab 2007 war die Stadt Stuttgart in Gestalt des städtischen Gartenbauamtes zuständig. Seit 2011 betreut die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) die Killesbergbahn.

Die schon immer ringförmige Streckenführung reichte ursprünglich bis gegen den südwestlichen Haupteingang an der Straße Am Kräherwald und besaß einen kurzen künstlichen Tunnel unter der so genannten Sarottitreppe beim Eingang von der Thomastraße. Sie soll 3,5 Kilometer lang gewesen sein. Zeitweise, möglicherweise schon 1939, jedenfalls vor 1960, war die Strecke mit automatischer Signalanlage und Blockstellenabschnitten für den gleichzeitigen sicheren Einsatz von zwei Zügen ausgerüstet. Anlässlich des Baues der damaligen Messehallen ab Mitte der 1950er Jahre wurde die Strecke verlegt und auf 2,1 Kilometer verkürzt, gleichzeitig gegen die Stresemannstraße verschwenkt. Der Tunnel besteht noch heute, wird aber nicht mehr benutzt, da die alte Streckenführung nach den Änderungen der Strecke dort nicht mehr möglich war. Heute befinden sich in dem alten Tunnel das Elektrizitäts- und Wassermanagement für den Höhenpark Killesberg. Die sehr bogenreiche Strecke aus Schienen vom Profil S 18 wird nur entgegen dem Uhrzeigersinn befahren. Sie ist die steilste aller Liliputbahnen überhaupt, da bergwärts eine Steigung von bis zu 4,3 Prozent, talwärts ein Gefälle von sogar 5,8 Prozent bewältigt werden müssen. Damit ist sie auch die steilste eisenbahnartige und im Reibungsbetrieb befahrene öffentliche Bahn in Baden-Württemberg. Sie bewältigt einen Höhenunterschied von rund 60 Metern. Die gesamte Gleislänge mit neun Stück Weichen und den Gleisen im Betriebswerk beträgt knapp 2,3 Kilometer.

Abfahrts- und Ankunftsstelle ist der Parkbahnhof an der Stresemannstraße in der Südostecke des Parks. In den 1990er Jahren bestand der Bahnhof aus Einsparungsgründen für einige Zeit nur aus einem Gleis. Inzwischen gibt es wieder zwei Gleise, so dass bei großem Andrang ein Zug sofort abfahren kann, nachdem der zweite auf dem Nachbargleis eingetroffen ist. Die Lokomotiven werden im Ein-Mann-Betrieb gefahren und geheizt. Die Lokomotivführer müssen eine Prüfung nach dem Landesgesetz über Vergnügungsbahnen ablegen. Sowohl die Wasser- und Dampfhaltung im Kessel auf der steilen Strecke als auch das Bremsen sind so anspruchsvoll wie auf keiner anderen derartigen Strecke, zumal Steigung und enge Bögen gleichzeitig den Rollwiderstand des Zuges erhöhen. Die Wagen besitzen Luftdruckbremsen mit automatischer Sicherheitswirkung nach dem System, wie es auch für reguläre Eisenbahnen vorgeschrieben ist.

Zu Beginn der Saison 2009 wurde für die Killesbergbahn versuchsweise ein zusätzlicher Haltepunkt in der Nähe des Spielplatzes im Park eingerichtet. Dort konnte man aussteigen und mit gültiger Fahrkarte zusteigen, der Kauf von Fahrkarten war an diesem Haltepunkt allerdings nicht möglich. Aus diesem Grund konnten, da sich durch den zusätzlichen Halt die Umlaufzeit eines Zuges verlängerte, allerdings auch weniger Kurse pro Tag gefahren und somit weniger Fahrkarten verkauft werden, was sich bereits nach kurzer Zeit im wirtschaftlichen Ergebnis der Bahn niederschlug. Des Weiteren führte die Regelung, die Züge bereits am Parkbahnhof voll zu besetzen, bei Fahrgästen zu Verdruss, die am Spielplatz mit vorher gelöster Karte zusteigen wollten, aber bereits einen voll besetzten Zug vorfanden. Daher wurde der Versuch Anfang Juni 2009 für gescheitert erklärt und abgebrochen.

Hintergrund

Datei:Kinderfahrschein der Killesbergbahn Stuttgart.jpg
Historischer Kinderfahrschein aus der Zeit als noch zwei Wagenklassen angeboten wurden

Die Killesbergbahn ist als Vergnügungsbahn im Sinne des Landesseilbahngesetzes von Baden-Württemberg eingestuft. Technisch lehnt sich die Betriebsgestaltung der Stuttgarter Bahn heute an die Bau- und Betriebsordnung für Pioniereisenbahnen (BOP) der ehemaligen DDR an,[3] historisch bedingt jedoch mit manchen technischen Abweichungen. Den Betriebsleiter stellt die SSB AG. In ihrer Hauptwerkstatt in Stuttgart-Möhringen nimmt die SSB größere Arbeiten an den Fahrzeugen vor.

Weitere Parkeisenbahn in Stuttgart

Die Kinderstraßenbahn Rumpelstilzchen ist eine kleine elektrische nichtöffentliche Parkeisenbahnanlage mit 600 Millimeter Spurweite auf dem Areal des Waldheims der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) in Stuttgart-Degerloch. Bereits vor der Killesbergbahn beziehungsweise zeitlich parallel zu ihr gab es Vergnügungsbahnen gleicher Spurweite im so genannten Affenparadies, einem Kleinzoo, auf dem Killesberg jenseits der Straße Am Kräherwald sowie auf der Höhe über Stuttgart Ost auf dem Raichberg.

Literatur

  • Andreas Pucka: 80 Jahre Killesbergbahn. Stuttgart 2019, ISBN 978-3-9811082-8-6.

Weblinks

Commons: Killesbergbahn Stuttgart – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fahrplan | Killesbergbahn. Abgerufen am 5. Dezember 2018 (deutsch).
  2. Fahrpreise | Killesbergbahn. Abgerufen am 5. Dezember 2018 (deutsch).
  3. Gesetzentwurf der Landesregierung – Erstes Gesetz zur Änderung des Thüringer Bergbahngesetzes, Landtags-Drucksache 6/3038, S. 2 (abgerufen am 17. Mai 2017).