Kimberlit
Der Kimberlit, früher auch „Blaugrund“ genannt, ist ein olivin- und phlogopithaltiges, blaugrün bis schwarzes ultramafisches Gestein magmatischen Ursprungs, das zur Gruppe der Peridotite gerechnet wird und akzessorisch Diamanten führen kann. Weitere Bestandteile sind Orthopyroxen, Klinopyroxen, Rutil, Perowskit, pyropreicher Granat und seltener titanhaltiger Andradit und Schorlomit.[1] Die Zusammensetzung von Kimberlit entspricht der seines Ursprungsgebietes, dem Oberen Erdmantel. Die Dichte liegt zwischen 3,3 und 5,7 g/cm³.
Etymologie
Der Kimberlit wurde nach der südafrikanischen Stadt Kimberley benannt.[2] Die erste wissenschaftliche Beschreibung und Namensprägung des Gesteins stammt von Henry Carvill Lewis und wurde 1887 veröffentlicht. Das Probenmaterial dazu kam aus der Dutoit’s-Pan-Mine in Kimberley.[3]
Entstehung und Abbau
Das Gestein wird durch die so genannten Pipes an die Oberfläche befördert. Hierbei handelt es sich um sehr tief reichende, senkrechte Schlote vulkanischen Ursprungs. Aus diesem Grund treten Kimberlite an der Erdoberfläche fast vollständig als vulkanische Trümmergesteine (Brekzien) auf. Nur in den Wurzelzonen der Pipes findet sich Kimberlit auch als erstarrtes Ganggestein. Je nach der konkreten Ausbildung werden massive Kimberlite (überwiegend Lagergänge und Gänge), intrusive Kimberlit-Brekzien und Kimberlit-Tuffe unterschieden.
Kimberlit können neben Diamanten und zahlreichen weiteren Mineralen auch Bruchstücke von Fremdgesteinen (Xenolithe) enthalten, die von den Eruptionen aus der tiefen Erdkruste oder sogar aus dem oberen Erdmantel mit in die Höhe gerissen wurden, darunter Peridotite und Eklogite. Dort, wo die Kimberlite unter eher ruhigen Bedingungen in Spalten und Gänge eingedrungen sind, finden sich keine Diamanten. Das zunächst bläulich-grüne Gestein (Blue Ground) nimmt unter dem Einfluss der Verwitterung an der Erdoberfläche eine gelblich-braune Färbung an (Yellow Ground).
Entstanden sind die meisten heutigen Kimberlite vor 70 bis 150 Millionen Jahren, der älteste Kimberlit allerdings schon vor ca. 1,2 Milliarden Jahren. Das bisher jüngste bekannte Vorkommen liegt in den Igwisi Hills in Tansania und entstand im Pleistozän ca. 100000–120000 v. u. Z. Es ist bisher das einzige bekannte Vorkommen, wo außer den Schloten selber noch die Vulkanaufbauten erhalten sind.[4] Kimberlite kommen in Afrika, Australien, Nordamerika, Indien, Brasilien und Sibirien vor. Allgemein ist das Auftreten von Kimberliten an kratonische Kontinentalblöcke gebunden.
Kimberlite werden in zwei Gruppen unterteilt, die Glimmerkimberlite haben überwiegend Glimmerminerale als Einsprenglinge und in den „basaltisch“ ausgeprägten Kimberliten überwiegen Olivine. Beide haben eine porphyrische Struktur und zählen zu den Ultramafiten und SiO2-ärmsten Magmatiten. Ferner gibt es karbonatitische Kimberlite, die einen Karbonatgehalt von über 40 % aufweisen. Die südafrikanischen und sibirischen Diamanten stammen aus Kimberlitbrekzien.[5] Kimberlite treten als primäre Lagerstätten für Diamanten auf. Verwittert ein diamantführender Kimberlitkomplex, so können durch Abtragung und natürlichen Transport umgelagerte Diamanten in sekundären Lagerstätten, z. B. als Seifenlagerstätten in fluviatilen Sedimenten weit entfernt von ihren Entstehungspunkten aufgefunden werden.
Geschichte
Der erste Kimberlit wurde in Südafrika gefunden. Später fand man auch in Sibirien diamantführende Kimberlite, Sierra Leone folgte 1961.
Siehe auch
Literatur
- Wolfhard Wimmenauer: Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine. Enke, Stuttgart 1985, ISBN 3-432-94671-6.
Weblinks
- Pete Rowley: Diamond Geyser – anatomy of a kimberlite eruption, Blogeintrag des Geologen (About Lithics) vom 28. Juni 2012 (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Ashish N. Dongre, K. S. Viljoen, N. V. Chalapathi Rao, A. Gucsik: Origin of Ti-rich garnets in the groundmass of Wajrakarur field kimberlites, southern India: insights from EPMA and Raman spectroscopy. In: Mineralogy and Petrology. Band 110(2-3), 2016, S. 295–307, doi:10.1007/s00710-016-0428-4.
- ↑ Ludwig Pfeiffer, Manfred Kurze, Gerhard Mathé: Einführung in die Petrologie. Akademie-Verlag, Berlin 1981, S. 144.
- ↑ Walter Ehrenreich Tröger: Spezielle Petrographie der Eruptivgesteine. Ein Nomenklatur-Kompendium. Verlag der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, Berlin 1935, S. 297.
- ↑ Pete Rowley: Diamond Geyser – anatomy of a kimberlite eruption. 18. Juni 2012, abgerufen am 3. Oktober 2021 (englisch, Blogeintrag).
- ↑ Wolfhard Wimmenauer: Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine. Enke, Stuttgart 1985, S. 151–152.