Kinderstraßenbahn Lottchen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dresdner Verkehrsbetriebe – Straßenbahn – Lottchen

Die Kinderstraßenbahn Lottchen ist ein kindgerecht gestalteter Straßenbahnwagen, der im Schienennetz von Dresden verkehrt und als gemeinsames Projekt des Jugendamtes der sächsischen Landeshauptstadt und der Dresdner Verkehrsbetriebe entstand. Sie erhielt ihren Namen nach Erich Kästners Roman Das doppelte Lottchen.[1]

Fahrzeug

1991–1996 1996–2010 ab Juli 2010 ab Februar 2016
Hersteller VEB Waggonbau Gotha ČKD Tatra
Typ Gothawagen T57 Tatra T4D
Wagen-Nummer 201 602 (Triebwagen) 251 605 (Beiwagen) 201 601 (Triebwagen) 251 601 (Beiwagen) 201 204
Baujahr 1957 / 1960 1960 / 1957 1975
Plätze 25 + 25 in Trieb- und Beiwagen 38 im Triebwagen 36 im Triebwagen
Bild
Das erste „alte“ Lottchen
Das zweite „alte“ Lottchen
Das „neue“ Lottchen
Das „neue“ Lottchen (2016)

Geschichte

Ende 1990, als viele Einrichtungen ums Überleben kämpften, war in Dresden auch viel Spielraum für Neues vorhanden. Das Theater Junge Generation und die Dresdner Verkehrsbetriebe beschlossen die Schaffung einer Kinderstraßenbahn, ein deutschlandweit einzigartiges Projekt. Ein ausgemusterter Straßenbahnzug Typ ET57/EB57 wurde im Frühjahr 1991 durch Kinder der Jugendkunstschule im Schloss Albrechtsberg bemalt;[2] das damalige Dezernat für Bildung, Jugend und Sport beglaubigte die Übernahme und Mitfinanzierung. Am 11. Mai 1991 war die Kinderstraßenbahn Lottchen zum ersten Mal auf Dresdens Schienen zu sehen. Fahrten zur Stadt- und Stadtteilgeschichte, Faschings- oder Weihnachtsfahrten und Angebote für die jüngsten Dresdner sorgen für eine gute Auslastung.

Im Jahr 1995 war Lottchen international erlebbar. Die Deutsche Welle und die britische BBC nutzten für ihre Dresden-Beiträge unter anderem auch die Kinderstraßenbahn. Im November 1995 war das Projekt Kinderstraßenbahn auf dem 26. Internationalen Spielmobilkongress in Zürich vertreten. Am Rande des Kongresses kam es zum Kontakt mit dem Ratinger Spielmobil Felix. Seitdem gibt es einen engen Austausch zwischen den beiden Jugendamtseinrichtungen.

Mitte der 1990er Jahre musste der erste Kinderstraßenbahnzug ausgemustert werden, jedoch wurde Ersatz gefunden und ein zweiter Zug gleichen Typs erhielt eine bunte Außenbemalung.

Im August 1999 fuhr der damals amtierende Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping mit der Kinderstraßenbahn Lottchen und beantwortete Fragen der mitfahrenden Kinder. Der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf würdigte im August 2001 in einer Grußnote die enge Partnerschaft zwischen der Kinderstraßenbahn Lottchen und dem Ratinger Spielmobil Felix: „Nur durch gelebte Partnerschaft und die Vernetzung der Aktivitäten können im geeinten Deutschland Projekte wie diese entstehen und bestehen“, so der Ministerpräsident.[3] Die Porzellanmanufaktur Meißen widmete der Partnerschaft von „Felix“ und „Lottchen“ eine eigene Porzellanfigur.[3] Weitere langjährige und gute Partner sind das Straßenbahnmuseum Dresden e. V., der Stadtspiele-Verlag Dresden, Schlösser und Gärten Dresden wie auch die UNICEF-Arbeitsgruppe Dresden.

Im Jahr 2010 entschieden das Jugendamt und die DVB AG, dass ein – mittlerweile notwendiger – völliger Neuaufbau der Kinderstraßenbahn-Gothawagen nicht realisierbar sei. Die Alternative fand man mit einem Triebwagen Tatra T4D, der bisher als DVB-Fahrschulwagen diente.[4] Dieser ist ebenfalls kindgerecht gestaltet, verfügt durch den Ausbau der mittleren Tür über 38 Sitzplätze und wurde am 2. Juli 2010 in Betrieb genommen.[5][6] Im Gegensatz zu anderen Dresdner Linien-Tatrawagen, die ab 1994 modernisiert wurden und eine Thyristor-Steuerung erhielten, ist der neue Lottchen-Tatra einer der letzten mit Originalsteuerung.[7]

Die alte Lottchen-Bahn hat im DDR-Museum Pirna ihre letzte Ruhestätte gefunden und ist nach der Eröffnung am 1. Mai 2011 für alle Besucher und Interessierte zugänglich.[8] Bis 2012 fuhren über 135.000 Fahrgäste mit der Kinderstraßenbahn.[9]

Im September 2012 war das Projekt Mitorganisator und Teilnehmer beim 40. Internationalen Spielmobilkongress in Dresden, an welchem 200 Gäste aus sieben Nationen teilnahmen.

Weblinks

Einzelnachweise