Kindle Direct Publishing

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Kindle Direct Publishing (KDP) ist eine Self-Publishing-Plattform des Internetanbieters Amazon.com zur Selbstpublikation von E-Books und Taschenbüchern.

Geschichte

KDP war zu Beginn mit CreateSpace.com assoziiert, dessen Dienstleistungen wie auch einstige Nutzer als „Independent Publishing Platform“ mit kostenfreier Erstellung von Büchern als Printmedium sowie von Datenträgern für Musik- und Filmaufnahmen nun an KDP übergegangen sind.

Beschreibung

Auf KDP können Autoren ihre Inhalte kostenfrei hochladen und im Internet zum Kauf als E-Book oder als gedrucktes Taschenbuch anbieten. Autoren können den Preis für ein E-Book weitgehend frei bestimmen. Die Tantiemen betragen zwischen 30 und 70 Prozent des Nettopreises, die Details hängen vom Endpreis und der Dateigröße ab. Auf diesem Weg forciert KDP auch eine bestimmte Preisspanne für E-Books.

Für das E-Book bzw. das Buch kann eine eigene Vorlage für den Bucheinband hochgeladen werden, andernfalls wird das fehlende Cover von KDP durch ein standardisiertes Cover ersetzt. Änderungen am Buch sind jederzeit möglich, ebenso bei der Preisgestaltung.

Die Verkäufe eines Taschenbuchs werden unterschiedlich honoriert. Die Höhe der Tantiemen ergibt sich vor allem aus der Seitenzahl und dem vom Autor gewählten Endpreis. Für die Taschenbücher wird eine ISBN vergeben. Der Autor hat die Möglichkeit, die genauen Verkaufszahlen bei KDP in einem separaten Autorenbereich („Bücherregal“) zu beobachten.

Kritik und Missbrauch

Neben dem eigentlichen Self-Publishing hat sich im Ratgeber-Segment des Amazon-Shops ein weiteres Geschäftsmodell etabliert. Es wird vor allem auf YouTube unter dem Namen Kindle Business oder KDP Business propagiert: Akteure vermitteln, wie man billige Inhalte für Ratgeber kauft, marktgängig verpackt und unter diversen Pseudonymen auf Amazon vertreibt. Sie versprechen ihren Interessenten hohe Nebenverdienste und werben auf diese Weise für ihre kostenpflichtigen Online-Schulungen.

Amazon erlaubt auf seinen Autorenseiten Stockfotos von Bildagenturen und toleriert auch frei erfundene Experten-Biografien, sodass für Kunden gar nicht erkennbar ist, wer einen derartig produzierten Ratgeber tatsächlich verfasst hat.[1] In vielen Fällen kommen noch massenhaft gekaufte und manipulierte Amazon-Rezensionen hinzu.[2][3][4] Als Autorenfotos wurden ohne dessen Einwilligung mehrfach Aufnahmen des US-amerikanischen Wissenschaftlers Craig Considine verwendet.[5] Neuerdings sind auch augenscheinlich computergenerierte Fotos als Autorenfotos auf Amazon zu sehen.[6]

Die Washington Post berichtete bereits im Jahr 2015 über diese Art von Kindle Business und bezeichnete es als „scam“, auf Deutsch „Betrug“.[7]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Irene Gronegger: Billig-Ratgeber von Fake-Experten. In: Ver.di Publik. 29. Oktober 2020, abgerufen am 20. Dezember 2020.
  2. Insa Schniedermeier: Schrottbücher: Warum stehen Ratgeber von erfundenen Autor*innen in den Amazon-Bestseller-Listen? In: Business Punk. 23. November 2020, abgerufen am 20. Dezember 2020.
  3. Video: Abzocke mit "Schrottbüchern"? - Plusminus - ARD | Das Erste. Abgerufen am 21. Dezember 2021.
  4. Irene Gronegger: Wie Fake-Experten den Ratgebermarkt bei Amazon erobern. In: Heise online. 3. Januar 2022, abgerufen am 10. Januar 2022.
  5. Irene Gronegger: Billig-Ratgeber von Fake-Experten. In ver.di Publik Nr. 7/2020, Beilage S. 2 (online auf publik.verdi.de, abgerufen am 16. August 2021)
  6. Video: Abzocke mit "Schrottbüchern"? - Plusminus - ARD | Das Erste. Abgerufen am 10. Januar 2022.
  7. Caitlin Dewey: How an industry of ‘Amazon entrepreneurs’ pulled off the Internet’s craftiest catfishing scheme. In: Washington Post. 21. Oktober 2015, abgerufen am 20. Dezember 2020 (englisch).