Kingfisher (Schiff)

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Kingfisher p1
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Osterreich-Ungarn Österreich-Ungarn
andere Schiffsnamen

Venezia (ab 1912)

Schiffstyp Passagierschiff
Heimathafen London, Triest
Eigner General Steam Navigation Company Ltd., D. Tripcovich & Co.
Bauwerft William Denny and Brothers, Dumbarton
Stapellauf 27. März 1906
Verbleib ab März 1938 in China abgebrochen
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
83,82 m (Lüa)
Breite 9,7 m
Tiefgang max. 3,1 m
Vermessung 871 BRT
 
Besatzung 10
Maschinenanlage
Maschine 3 × Parsons-Turbine
Maschinen-
leistung
4.500 PS (3.310 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
22 kn (41 km/h)
Propeller 3
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl 1500

Das Turbinenschiff Kingfisher war eine Passagierfähre der englischen General Steam Navigation Company aus London und diente ab 1912 unter dem Namen Venezia der Reederei D. Tripcovich & Co. aus Triest.

Es war das erste Turbinenschiff der österreichischen Handelsmarine.

Geschichte

In England

Das 83 Meter lange und 871 BRT große Ausflugs- und Passagierschiff lief am 27. März 1906 bei der Werft William Denny and Brothers im schottischen Dumbarton unter der Baunummer 771 vom Stapel. Es wurde nach dem Eisvogel benannt und noch im selben Jahr in Betrieb genommen. Auftraggeber war die Londoner General Steam Navigation Company, die im Sommer einen Fährdienst auf der Themse von London via Margate nach Boulogne und Calais über den Ärmelkanal betrieb. Das Schiff verkehrte somit auf Fluss und See und war der erste Turbinendampfer auf der Themse. Wegen des Einsatzes in den Sommermonaten war der Dampfer sehr offen gebaut worden und die Aufbauten an Deck recht spärlich. Letztendlich erfüllte das Schiff nicht die Erwartungen der Reederei, es galt als unhandlich groß und schwer zu manövrieren, außerdem erwies sich der angebotene Expressdienst nach Frankreich nicht so erfolgreich wie gedacht. Der Wellengang verursachte auch einiges an Schäden an den Uferbebauungen an der Themse in London und an kleineren Schiffen, weswegen einige Schadensersatzforderungen gegen die Reederei und das Schiff anhängig waren.

Schlussendlich verkaufte die General Steam Navigation Company das Schiff im Frühjahr 1912 an die aufstrebende Triestiner Reederei D. Tripcovich und Co.

In Österreich-Ungarn

Der nun Venezia getaufte Dampfer wurde auf der Schiffswerft Hawthorn Leslie in Tyne umfassend umgebaut und erhielt ein Promenadendeck, ein geschlossenes Ruderhaus und weitere Decksaufbauten in Mahagoniholz. Dadurch vergrößerte sich die Tonnage auf 1250 BRT, 1500 Passagiere fasste der Dampfer nun.

Mit einer dreistündigen Demonstrationsfahrt im Golf von Triest für geladene Vertreter der Behörden und der Handelskammer stellte die Reederei Tripcovich am 29. August 1912 den „fast neuen“ Dampfer der Öffentlichkeit vor. Mit von der Partie war auch der Generaldirektor des Österreichischen Lloyds, mit dem Tripcovich nun in direkte Konkurrenz trat. Das nun weiß lackierte, sehr elegante Schiff mit den hölzernen Decksaufbauten und dem markanten gelben Schornstein mit rotem Band und den Initialen S und A evozierte reichlich Aufsehen in der Presse. Kurz darauf wurde der tägliche Eildienst Triest–Venedig mit Abfahrt um 8:00 Uhr morgens in Triest und Ankunft um 11:00 Uhr vormittags in der Lagunenstadt aufgenommen, die Venezia benötigte für diese Strecke damals nur sensationelle drei Stunden. Die Rückfahrt begann um 2:00 Uhr in Venedig.

Die anfängliche Konkurrenz von Lloyd, dem man ob der sieben Stunden dauernden Überfahrt mit seinen Schiffen Versagen vorwarf, und Tripcovich wich bald einer einvernehmlichen Regelung: Während die Venezia nun im Tagesdienst fuhr, besorgte der Österreichische Lloyd die Nachtfahrten auf dieser Route. Der Verkehr endete mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Juli 1914, auf den Bildern von der Anlandung der Särge der Opfer von Sarajevo in Triest vom Juni 1914 ist im Hintergrund am Molo San Carlo auch die Venezia zu sehen.

Auch wenn die Venezia zur vollsten Zufriedenheit ihrer Eigner lief und mit ihrer Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit die Überlegenheit des Turbinenantriebs gegenüber der Dampfmaschine demonstrierte, konnte sich diese Antriebstechnik in der österreichischen Handelsmarine nicht mehr durchsetzen. Lediglich die Kriegsschiffe der k.u.k Marine besaßen Turbinenantrieb.

Weiterer Verbleib

Der Dampfer blieb bis 1929 im Dienst der Reederei Tripcovich und wurde anschließend an die China New Era Shipping Co. in Hongkong verkauft. 1933 und 1936 wurde die Venezia jeweils in China weiterverkauft und schließlich ab März 1938 verschrottet.

Quellen und Literatur

Weblinks