Klabautermann

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Klabautermann-Illustration zum Buch Zur See, von 1885

Der Klabautermann, Kalfatermann oder Klabattermann (von niederdeutsch klabastern „poltern“, „lärmend umhergehen“ oder von ebenfalls niederdeutsch kalfatern „mit Pech und Werg abdichten“) ist im seemännischen Aberglauben ein Schiffsgeist oder Kobold, der – meist unsichtbar – den Kapitän bei Gefahren warnt und gerne Schabernack treibt.

Geschichte

Die Figur des Klabautermannes ist verbunden mit der Segelschifffahrt. Er wohnt im Laderaum, wo er hämmert, nachstaut und mit Brettern wirft; nur manchmal wohnt er unter der Ankerwinde. Er kommt auch an Deck, steigt in den Mast, klettert in der Takelage und sitzt auf dem Bugspriet oder auf dem Klüverbaum von Segelschiffen. Wenn er sich auf dem Schiff blicken lässt, soll dies ein schlechtes Zeichen sein und die drohende Gefahr des Schiffsunterganges andeuten.

Der Klabautermann hilft im Schiffsbau beim Dichten des Schiffsdecks. An Bord macht er sich durch Polter- und andere Geräusche bemerkbar. Man sagt: „Wenn er klopft, bleibt er, wenn er hobelt, geht er.“ Sein Aussehen gleicht dem eines Matrosen – mit Hammer und Pfeife, manchmal auch mit Seekiste, mit roten Haaren und grünen Zähnen. Einige Seeleute behaupten, er verlässt das Schiff erst, wenn es untergeht; andere dagegen, er gehe gelegentlich von Bord, um das Eintreffen des Schiffes im Hause des Kapitäns anzukündigen. Gemäß einem alten Seemannsbrauch gehört auf jedes Schiff ein Huhn zur Abschreckung des Klabautermanns.

Der Klabautermann fand Eingang in die Literatur durch Heinrich Heine, Friedrich Gerstäcker, Christian Morgenstern und Theodor Storm. Der Dichter und Schriftsteller Klabund erklärt sein Pseudonym als Zusammensetzung von „Klabautermann“ und „Vagabund“. Auch die Kinderfigur Pumuckl von Ellis Kaut ist ein „Nachfahre der Klabauter“.[1]

Im Kartenspiel Doppelkopf gibt es eine Spielvariante, bei der man einen Sonderpunkt erhält, wenn eine Partei mittels der Pik-Dame einen Pik-König der gegnerischen Partei fängt. Letzterer wird dann „Klabautermann“ genannt.

Skulpturen

Der Klabautermann wurde mehrfach als Skulptur umgesetzt. Beispielsweise schuf J.H. Pagels im Jahr 1911 eine Skulptur, welche früher – ab 1912 – auf dem Schulhof der Pestalozzischule Bremerhaven stand und heutzutage auf der Terrasse des Restaurants „Der Wasserschout“ in der Nähe des Deutschen Schifffahrtsmuseums Bremerhaven zu sehen ist.

Literatur

  • Helge Gerndt: Fliegender Holländer und Klabautermann (= Schriften zur niederdeutschen Volkskunde. Band 4). Schwartz, Göttingen 1971, ISBN 3-509-00533-3.
  • Nikolaus Hansen (Hrsg.): Geschichten vom Klabautermann. Erzählungen (= Knaur 1664). Droemer Knaur, München 1988, ISBN 3-426-01664-8.
  • Karl Heinrich Henschke: Pommersche Sagengestalten (= Pommernforschung. Reihe 2: Veröffentlichungen des Volkskundlichen Archivs für Pommern. Band 2). Bamberg, Greifswald 1936 (Zugleich: Greifswald, Universität, Dissertation, 1936).
  • Karin Lichtblau: Klabautermann. In: Ulrich Müller, Werner Wunderlich (Hrsg.): Dämonen, Monster, Fabelwesen (= Mittelalter Mythen. Band 2). UVK, Fachverlag für Wissenschaft und Studium, St. Gallen 1999, ISBN 3-908701-04-X, S. 343–352.
  • Eberhard Michael Iba: Der Klabautermann und andere Sagen und Geschichten in und um Bremerhaven. 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Selbstverlag, Saarbrücken 2010, ISBN 978-3-9811503-4-6.
  • Eberhard Michael Iba: Die Deutsche Märchenstraße. Eine sagenhafte Reise vom Main zum Meer. CW Niemeyer Buchverlage, Hameln 2011, ISBN 978-3-8271-9136-6.
  • Leander Petzoldt: Klabautermann. In: Leander Petzoldt: Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister (= Beck'sche Reihe. Band 427). 3. Auflage. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49451-X, S. 108–109.
  • Adolf Wuttke: Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. 3. Bearbeitung von Elard Hugo Meyer. Wiegandt & Grieben, Berlin 1900.

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Klabautermann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Klabautermann – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen