Klaus Brinkbäumer

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Klaus Brinkbäumer (2018)

Klaus Brinkbäumer (* 27. Januar 1967 in Münster) ist ein deutscher Journalist. Er ist seit Januar 2021 Programmdirektor des MDR in Leipzig. Von Januar 2015 bis Oktober 2018 war er Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel und Herausgeber von Spiegel Online.

Leben und Wirken

Brinkbäumer wuchs in Hiltrup auf.[1] Nach dem Abitur am Kardinal-von-Galen-Gymnasium war er im Rahmen eines Volontariats bei Weltbild tätig und arbeitete als freier Mitarbeiter bei den Westfälischen Nachrichten (WN).[1] Anschließend studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Psychologie und an der University of California, Santa Barbara Philosophie und Politikwissenschaft, schloss aber keinen der Studiengänge ab.[2] Danach arbeitete er als Redakteur für die Abendzeitung, als Chefreporter für den Berliner Kurier und in der Entwicklungsredaktion des Focus.[3]

Ab 1993 arbeitete Brinkbäumer für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Zusammen mit Hans Leyendecker und Heiner Schimmöller recherchierte er den Steuerfall Peter Graf (Vater von Steffi Graf) und zusammen mit Clemens Höges die Geschichte der Vizcaína, dem Schiff, das Christoph Kolumbus auf seiner vierten und letzten Reise in die neue Welt vor der Küste des heutigen Panamas verlor. Er schrieb vor allem Auslandsreportagen, zum Beispiel über Migration aus Afrika, aber auch über die amerikanische Wirtschaftskrise von 2007 oder Menschen wie Apple-Gründer Steve Jobs und Schauspieler George Clooney. Außerdem war er Autor vieler Spiegel-Titelgeschichten und berichtete über vier amerikanische Präsidentschaftswahlen.

Zum 1. Januar 2011 übernahm Brinkbäumer die neu geschaffene Position des Textchefs und wurde Mitglied der Chefredaktion des Spiegels.[4] Am 1. September 2011 wurde er stellvertretender Chefredakteur.[5] Nach dem Rücktritt von Chefredakteur Wolfgang Büchner zum 31. Dezember 2014 übernahm er zunächst mit Clemens Höges dessen Aufgaben[6] und wurde am 13. Januar 2015 zum Chefredakteur des Spiegels und Herausgeber von Spiegel Online ernannt.[7]

Am 22. August 2018 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass Brinkbäumer am 1. Januar 2019 von einem Chefredakteursteam bestehend aus dem bisherigen Chefredakteur des Manager Magazin Steffen Klusmann als Vorsitzenden, der bisherigen Chefredakteurin von Spiegel Online Barbara Hans und dem bisherigen Spiegel-Reporter Ullrich Fichtner abgelöst wird.[8] Die Auflage des Spiegels war zuvor innerhalb von drei Jahren um 118.000 Exemplare gesunken. Außerdem gab es unterschiedliche Auffassungen, wie die Print- und die Online-Redaktion zusammengeführt werden sollen, und Brinkbäumer wurde ein schwacher Führungsstil vorgeworfen.[9][10] Am 15. Oktober 2018 gab der Spiegel-Verlag bekannt, dass Brinkbäumer ab sofort nicht mehr Chefredakteur ist und seine Stellvertreter bis Jahresende seine Aufgaben übernehmen.[11]

Im April 2019 gab die Wochenzeitung Die Zeit bekannt, dass Brinkbäumer fortan für sie als Autor tätig sein werde. Er werde vor allem für die Ressorts Politik, Feuilleton, Dossier und für das Zeitmagazin schreiben und zunächst aus den USA berichten, wohin er seinerzeit seinen Lebensmittelpunkt verlegt hatte.[12] Zusammen mit Rieke Havertz moderiert er seit März 2020 den Podcast OK, America?, den Zeit Online zunächst allein produzierte und seit Januar 2021 zusammen mit dem MDR produziert.[13] Ab März 2020 arbeitete er außerdem als Berater für die Content-Marketing-Agentur Looping Group.[14] Zusammen mit Stephan Lamby produzierte er den am 26. Oktober 2020 auf Das Erste ausgestrahlten Dokumentarfilm Im Wahn – Trump und die Amerikanische Katastrophe und veröffentlichte am 17. November 2020 ein gleichnamiges Buch.[15]

Am 7. Dezember 2020 wählte der MDR-Rundfunkrat Brinkbäumer zum Programmdirektor des MDR in Leipzig. Er trat den Posten am 15. Januar 2021 an.[16] Die Entscheidung wurde wegen seines mangelnden Bezugs zu Ostdeutschland und seiner geringen Rundfunkerfahrung kritisiert.[17][18]

Brinkbäumer ist Dozent der Henri-Nannen-Schule, der Hamburger Akademie für Publizistik und des Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) in München. Er ist Jurymitglied des Nannen-Preises und Mitglied des FC St. Pauli[19] sowie des Hamburger Segel-Clubs. Er war mehrfacher Deutscher Jugendmeister im Volleyball und spielte für 1860 München in der Bundesliga. Als Segler wurde er 2018 mit seiner Crew auf dem Bodensee Deutscher Vizemeister in der Klasse J/70. Brinkbäumer ist verheiratet mit der Journalistin Samiha Shafy und lebt aktuell in Hamburg.[20] Er hat einen Sohn.[21]

Bücher

  • Klaus Brinkbäumer, Hans Leyendecker, Heiner Schimmöller: Reiche Steffi, armes Kind – Die Akte Graf, Spiegel-Buchverlag, Hamburg 1996, ISBN 3-455-15005-5.
  • Klaus Brinkbäumer, Clemens Höges: Die letzte Reise – Der Fall Christoph Columbus, Spiegel-Buchverlag/DVA, München & Hamburg 2004, ISBN 3-421-05823-7.
  • Klaus Brinkbäumer: Der Traum vom Leben – Eine afrikanische Odyssee, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-10-005103-5.
  • Klaus Brinkbäumer: Unter dem Sand, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17502-4.
  • Klaus Brinkbäumer (Hrsg.): 70 – Der Spiegel 1947 bis 2017, DVA, München 2017, ISBN 978-3-421-04770-0.
  • Klaus Brinkbäumer: Nachruf auf Amerika, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-10-397232-0.
  • Klaus Brinkbäumer, Samiha Shafy: Das kluge, lustige, gesunde, ungebremste, glückliche, sehr lange Leben: Die Weisheit der Hundertjährigen. Eine Weltreise, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-397353-2.
  • Klaus Brinkbäumer, Stephan Lamby: Im Wahn – Die amerikanische Katastrophe, Verlag C. H. Beck, München 2020, ISBN 978-34-0675639-9.

Auszeichnungen

  • 2015: Lead Awards, Cover des Jahres, Gold: „Die letzten Zeugen“
  • 2016: ADC Awards, Cover des Jahres/Magazin: Silberner Nagel für „Ausgeliefert“, Bronzener Nagel für „Die letzten Zeugen“
  • 2016: Chefredakteur des Jahres (Jury des Medium-Magazins)
  • 2017: ADC Awards, Cover des Jahres/Magazin: Grand Prix und Goldener Nagel für „Das Ende der Welt“
  • 2017: „Reporter der Welt“ für investigativen Journalismus, vergeben von der spanischen Zeitung „El Mundo“

Literatur

  • Jan Freitag: Der Bodenständige. In: journalist, Januar 2015, S. 11.

Weblinks

Commons: Klaus Brinkbäumer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b KLAUS BRINKBÄUMER – aus Hiltrup in die weite Pressewelt. (PDF; 2,3 MB) In: nabu-naturschutzstation-muensterland.de. 2013, abgerufen am 26. Mai 2019.
  2. Klaus Brinkbäumer: „Mit Abwarten kommt man nicht weiter“ clap-club.de
  3. Klaus Brinkbäumer koerber-stiftung.de
  4. Textchef und Mitglied der Chefredaktion: "Der Spiegel" befördert Klaus Brinkbäumer kress.de, 2. November 2010
  5. Zusätzlich zu Martin Doerry: Brinkbäumer wird Vize-Chefredakteur beim "Spiegel" kress.de, 25. August 2011
  6. "Der Spiegel" trennt sich von Chefredakteur Büchner sueddeutsche.de, 4. Dezember 2014
  7. Brinkbäumer neuer "Spiegel"-Chefredakteur sueddeutsche.de, 13. Januar 2015
  8. "Spiegel"-Chef Brinkbäumer abgesetzt - Steffen Klusmann kommt tagesspiegel.de, 22. August 2018
  9. Von einer Ära Brinkbäumer kann keine Rede sein: Warum der aktuelle Spiegel-Chefredakteur gescheitert ist meedia.de, 22. August 2018
  10. Zu nett: «Spiegel»-Chefredaktor Klaus Brinkbäumer muss gehen nzz.ch, 22. August 2018
  11. Klaus Brinkbäumer verlässt den "Spiegel" sueddeutsche.de, 15. Oktober 2018
  12. Ex-Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer wird Autor bei der Zeit meedia.de, 3. April 2019
  13. OK, America? zeit.de
  14. Ex-„Spiegel“-Chef Klaus Brinkbäumer heuert als Berater bei Looping Group an meedia.de, 4. März 2020
  15. Düstere Prophezeiung tagesspiegel.de, 25. Oktober 2020
  16. Rundfunkrat wählt Klaus Brinkbäumer und Jana Brandt zu Programmdirektoren horizont.net, 7. Dezember 2020
  17. Ex-Spiegel-Chef Brinkbäumer wird MDR-Programmdirektor: Kritik an der Spitzenpersonalie thueringer-allgemeine.de, 1.  Dezember  2020
  18. Von New York nach Leipzig taz.de, 7.  Dezember  2020
  19. Klaus Brinkbäumer neuer „Spiegel“-Textchef. mediummagazin.de. Abgerufen am 18. Juni 2015
  20. NDR: Die Weisheit der Hundertjährigen. Abgerufen am 24. September 2019.
  21. Die Scham, bloß Journalist zu sein. Abgerufen am 9. November 2020.
  22. Die Journalisten des Jahres 2009. In: Medium Magazin online am 21. Dezember 2009, abgerufen am 14. Januar 2010.