Klaus Dommisch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Klaus Dommisch (* 29. Mai 1946 in Hollabrunn, Niederösterreich) ist ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer.

Leben

Dommischs Vater war Winzer im Weinviertel. Nach seinem frühen Tod zog die Familie 1952 in die Deutsche Demokratische Republik, nach Ost-Berlin, das wie Niederösterreich von der Roten Armee besetzt war. Bis kurz vor der Einschulung im selben Jahr war Dommisch Österreicher. Er besuchte das Friedrich-List-Gymnasium in Berlin-Pankow. Nach dem Abitur studierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin Medizin. 1971 bestand er das Staatsexamen. Im selben Jahr erhielt er im Audimax der Humboldt-Universität die Approbation als Arzt.

Unmittelbar danach begann er an der Charité die chirurgische Ausbildung bei Hans Joachim Serfling. 1973 graduierte er an der Humboldt-Universität zum Diplom-Mediziner.[1] In den zwei Jahren bei der Nationalen Volksarmee (1974–1976) war er Stationsarzt in der chirurgischen Abteilung des Wehrbezirkslazarett 5 in Ueckermünde. Des Öfteren wurde er in das Kreiskrankenhaus Ueckermünde zur operativen Versorgung der chirurgischen Patienten abgestellt. Es befand sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom Lazarett und war damals ärztlich extrem unterbesetzt. Für die Intensivtherapie war er ein Jahr bei Manfred Schädlich, für die Herzchirurgie bei Harry Warnke. Zu Helmut Wolff kam er erst 1979, als er im Lebertransplantationsteam hospitierte. Seit 1977 Facharzt für Chirurgie, gelang Dommisch 1978 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Promotion A.[2] Im Bezirkskrankenhaus Dessau, Lehrkrankenhaus der Universität Halle, war er unter Herbert Wendt Fachbereichsleiter und ab 1979 Oberarzt an der dortigen Klinik für Chirurgie. Nach der Promotion B (1989) war er in der politischen Wendezeit drei Jahre Erster Oberarzt und kommissarischer Chefarzt der Klinik für Chirurgie.[3] Nach öffentlichen Ausschreibungen aller ärztlichen Leitungspositionen und nach Durchführung von entsprechenden Bewerbungsverfahren am Klinikum Schwerin war er von 1992 bis 2004 Leitender Chefarzt der Klinik für Chirurgie am Medizinischen Zentrum der Landeshauptstadt Schwerin und ab 2004 nach der Privatisierung des Klinikums an den HELIOS-Kliniken Schwerin in derselben Position bis 2011 tätig.

Für die Minimalinvasive Chirurgie vermittelte ihn Hans-Wilhelm Schreiber 1990 zu Moisés Jacobs in Miami. Von 1992 bis 2011 war er Leitender Chefarzt am Klinikum Schwerin. Schwerpunkte waren die Viszeralchirurgie, insbesondere die spezielle Viszeralchirurgie (Onkochirurgie) und die Minimalinvasive Chirurgie sowie die Intensivtherapie. Die Universität Rostock ernannte ihn 2007 zum Honorarprofessor. 2011–2015 leitete er das Tumorzentrum Nordwestmecklenburg, das Onkologische Zentrum der Helios Kliniken Schwerin und das neu gegründete Studienzentrum. Danach war er noch vier Jahre Geschäftsführender Vorstand der Krebsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern. Von 1998 bis 2010 veranstaltete er vierzehn Viszeralchirurgische Jahrestagungen Mecklenburg-Vorpommern, die ersten drei mit Lorenz, Dommisch und Czarnetzki in Greifswald, Schwerin und Südstadt (Rostock), die übrigen im Schloss Hasenwinkel.

Den Ruhestand verlebt er im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Verheiratet ist er mit der Bibliotheksamtsrätin Ursula Dommisch geb. Gostschegk. Der Ehe entstammen drei Söhne. Der zweite Sohn Henrik Dommisch ist Zahnmediziner. 2014 auf einen Lehrstuhl an der Humboldt-Universität (Charité) berufen, ist er Direktor der Abteilung für Parodontologie, Oralmedizin und Oralchirurgie.

Ehrenämter

  • Zentraler Gutachterausschuss des Institutes für Arzneimittelwesen der DDR (1986–1989)
  • Vorstand der Sektion Parenterale und Sonderernährung der Gesellschaft der Ernährung der DDR (1987–1989)
  • Wissenschaftlicher Beirat für das Fachgebiet Chirurgie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (1991–1994)
  • Gewähltes Mitglied der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, bis 2016
  • Mitglied der ständigen Konferenz Ärztliche Fortbildung im Gremium der Bundesärztekammer, bis 2019
  • Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift Chirurgische Allgemeine (1999–2020)
  • Ehrenamtlicher Richter am Bundesgerichtshof für Heilberufe, Berufsgruppe Ärzte (bis 31. Dezember 2021)

Mitgliedschaften

Publikationen

Dommisch publizierte in den Fachzeitschriften Heilberufe (2), Medicamentum – Informationen für Ärzte und Apotheker (7), Ernährungsforschung (13), Zeitschrift für Klinische Medizin (3), Zeitschrift für experimentelle Chirurgie, Transplantation und künstliche Organe (1), Viszeralchirurgie (2), Minimal Invasive Chirurgie (2), Zentralblatt für Chirurgie (6), Chirurgische Allgemeine (14), Surgery (1) und European Surgery (9). Zu berufsständischen Fragen schrieb er in Der Chirurg BDC (4), Passion Chirurgie (8) und Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern (6).

  • Ernährungsdiagnostische Untersuchungsergebnisse bei Patienten mit Bronchialkarzinom. Infusionstherapie 16 (1989), S. 88–91.
  • Pankreasheterotopie – seltene Indikation zum laparoskopischen Eingriff. Minimal Invasive Chirurgie 10 (2002), S. 377–381.
  • Specialization and the physican-patient relationship. Der Urologe 43 (2004), S. 221–233.
  • Die juvenile Polyposis des Magens. Deutsche Medizinische Wochenschrift 134 (2009), S. 2170–2173.
  • Herausforderungen bei der Durchführung klinischer Forschung in der Chirurgie. Chirurgische Allgemeine 8 (2020), S. 330–335.
  • mit Jörg Sauer und Karin Sobolewski: Splenic metastases — not a frequent problem, but an underestimated location of metastases: epidemiology and course. Journal of Cancer Research and Clinical Oncology, doi:10.1007/s00432-008-0502-3

Lehrfilme

Von 1991 bis 2006 nahm er 14 wissenschaftliche Lehrfilme auf.

Ehrungen

  • Esmarch-Medaille der Universität Kiel
  • Wissenskompass des HELIOS-Konzerns für das Lebenswerk: Strukturierung der chirurgischen Aus-, Weiter- und Fortbildung im Fachgebiet Chirurgie im HELIOS-Konzern (2010)
  • Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer (2016)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Titel der Diplomarbeit: Soziale und persönliche Prognose der endogenen Psychosen, die als unsystematische Schizophrenien aufgefasst werden.
  2. Promotion A: Zur Verwendung von Abdeckfolien bei aseptischen Operationen.
  3. Promotion B: Die Konditionierung zur operativen Behandlung von Patienten mit gastrointestinalen Karzinomen unter besonderer Berücksichtigung der Ernährungsdiagnostik und -therapie, dargestellt am Beispiel des Magen- und des kolorektalen Karzinoms.