Klaus Krippendorff

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Klaus Krippendorff (* 1932 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Kommunikationswissenschaftler, Designtheoretiker und Kybernetiker zweiter Ordnung, der Professor an der Annenberg School for Communication an der University of Pennsylvania in Philadelphia war. Krippendorf studierte an der Hochschule für Gestaltung Ulm und übersiedelte in den 1960er-Jahren in die Vereinigten Staaten.

Leben

Krippendorff erzählt selber, dass er durch den Zweiten Weltkrieg und seine Flucht aus Ostdeutschland kein reguläres Abitur machen konnte. Krippendorf studierte zunächst an der Staatlichen Ingenieurschule Hannover, einer Vorgängerinstitution der heutigen Hochschule Hannover. Erst mit dem 1954 erworbenen Abschluss erhielt er dann auch die allgemeine Hochschulreife. Danach arbeitete er einige Jahre bei einer Beraterfirma in Düsseldorf.[1]

Nach seiner Flucht aus der DDR war Krippendorf auch in der Wandervogel-Bewegung aktiv. Dort erzählte ihm eine Freundin, die an der neu gegründeten Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) studierte, begeistert von ihrem Studium. Krippendorff, der seine Arbeit in Düsseldorf unbefriedigend fand, bewarb sich in Ulm und nahm dort 1957 das Studium auf. Nach dem einjährigen Grundstudium entschied er sich für das Fachgebiet Produktform. In der Rückschau hält Krippendorff Bruce Archer für die einflussreichste Person in seiner Zeit an der HfG. Seine praktische Abschlussarbeit war der Entwurf eines Graders, für den er 1961 vom Bundesverband der Deutschen Industrie ausgezeichnet wurde. Bei seiner theoretischen Diplomarbeit Über den Zeichen- und Symbolcharakter von Gegenständen: Versuch zu einer Zeichentheorie für die Programmierung von Produktformen in sozialen Kommunikationsstrukturen wurde er von Horst Rittel betreut. Nach dem Abschluss wollte er in den USA weiterstudieren, da ihn die Themen Kybernetik, Informationstheorie und Systemtheorie interessierten und seine Vorbilder dort tätig waren. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war er vorher aber noch ein Jahr an der HfG-Forschungsstelle für optische Wahrnehmung unter Bud Perrine tätig.[1]

Unter anderem mit dem Fulbright-Programm kam er 1961 zunächst nach Princeton. Im dortigen Fachbereich für Psychologie fühlte er sich allerdings nicht wohl. Auf der Suche nach einer besseren Umgebung wurde ihm schließlich die University of Illinois at Urbana-Champaign empfohlen. Dort arbeitete er im interdisziplinär ausgerichteten Bereich für Kommunikationsforschung, und schloss die Arbeit 1967 mit an seiner Dissertation ab. Schon vorher, im Jahr 1964, wurde er von George Gerbner an die Annenberg School for Communication in Philadelphia eingeladen, um dort das Fach Kommunikation auszubauen.[1] Dort war er ab 1966 zunächst als Assistant Professor, 1970–80 als Associate Professor und schließlich als regulärer Professor für Kommunikation tätig. 2000 bis 2003 hatte er zudem die Gregory-Bateson-Professur für Kybernetik, Sprache und Kultur in der University of Pennsylvania inne. Seit 2010 ist Krippendorff emeritiert. Im Laufe seiner Karriere war er außerdem Gastprofessor an mehreren Universitäten, in den USA und weltweit.

Werk

In seiner Arbeit beschäftigt Krippendorf sich mit den Themenfeldern Sozialkonstruktivismus, Kybernetik der zweiten Ordnung, Inhaltsanalyse und Designtheorie. In den 1980er-Jahren entwickelte er gemeinsam mit Reinhart Butter die Theorie der sogenannten Produktsemantik (englisch product semantics), einen Ansatz in der Produktsprache.[2] Julia-Constance Dissel sieht in seinem Buch Die semantische Wende die Fortführung seiner Bemühungen zur Produktsemantik und einer neuen Designtheorie.[3]

Publikationen (Auswahl)

  • An Examination of Content Analysis : A Proposal for a Framework and an Information Calculus for Message Analytic Situations. University of Illinois, Urbana 1967 (upenn.edu).
  • Content analysis : an introduction to its methodology. Sage, Beverly Hills 1980.
  • Information theory : structural models for qualitative data. Sage, Newbury Park 1986.
  • The semantic turn : a new foundation for design. CRC, Taylor & Francis, Boca Raton 2006.
    • deutsche Übersetzung: Die semantische Wende : Eine neue Grundlage für Design. Birkhäuser, Basel 2013.
  • mit Mary Angela Bock: The content analysis reader. Sage, Los Angeles 2009.
  • Fernando Bermejo (Hrsg.): On communicating : otherness, meaning, and information. Routledge, New York 2009.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Klaus Krippendorff: Designing In Ulm and Off Ulm. In: Karl-Achim Czemper (Hrsg.): hfg ulm. Die Abteilung Produktgestaltung – 39 Rückblicke. Dorothea Rohn, Dortmund 2008, S. 55–72 (englisch, upenn.edu [abgerufen am 20. Februar 2021]).
  2. Frank Zebner: Produktsprache, unter anderem. In: Der Offenbacher Ansatz. transcript-Verlag, 2020, ISBN 978-3-8394-5569-2, S. 398, doi:10.14361/9783839455692-030 (degruyter.com [abgerufen am 20. Februar 2021]).
  3. Julia-Constance Dissel: »Das Schicksal (...) entscheidet sich in der Sprache« : Klaus Krippendorff wagt »Die semantische Wende«. In: Sprache für die Form. Volker Friedrich, 2020, abgerufen am 20. Februar 2021.