Klaus Löwitsch

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Klaus Löwitsch (1988)

Klaus Löwitsch (* 8. April 1936 in Berlin; † 3. Dezember 2002 in München) war ein österreichisch-deutscher Schauspieler. Er gilt als bedeutender Charakterdarsteller in Film, Fernsehen und auf der Theaterbühne.

Leben

Klaus Löwitsch war der Sohn des österreichischen Architekten Franz Löwitsch (1903–1946)[1] und seiner Ehefrau Friederike, einer Berliner Balletttänzerin. 1946 zog die Familie bleibend nach Wien, wo nach dem baldigen Tod des Vaters der Familienunterhalt zulasten der Mutter ging. Sie eröffnete 1949 (kurzzeitig) eine Lehranstalt für den Unterricht schulpflichtiger Kinder in Gymnastik und in Bewegungsspielen,[Anm. 1] in der auch ihr Sohn herangebildet wurde. Klaus Löwitsch absolvierte in der Folge eine klassische Tanzausbildung an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst. Außerdem studierte er Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar. Seine Karriere begann 1956 mit dem Musical Kiss Me, Kate an der Wiener Volksoper (Rolle: Lucentio).[2] 1956/57 übernahm das Ballett der Wiener Volksoper die umfangreichen Tanzeinlagen in dem Spielfilm Scherben bringen Glück (Regie: Ernst Marischka), was Löwitsch erneut Raum bot, sein Können als Tänzer (und Revuesänger) unter Beweis zu stellen.

Ab 1961 war Löwitsch in Hauptrollen an diversen Theatern in allen deutschsprachigen Ländern zu sehen. Ab 1958 war er in Spielfilmen (Der Pauker) und ab Mitte der 1960er Jahre auch vermehrt im Fernsehen zu sehen. In der 13-teiligen Serie Üb' immer Treu nach Möglichkeit spielte er an der Seite von Monika Berg erstmals einen jener schicken Ganoven, die er auch in späteren Film- und Fernsehproduktionen gekonnt wiedergab.

Von besonderer Bedeutung war für Klaus Löwitsch seine Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder in den 1970er Jahren, so in der Rolle als Hermann Braun in Die Ehe der Maria Braun. Er trat in mehr als 300 Film- und Fernsehrollen auf, zum Beispiel in dem Fassbinder-Film Welt am Draht. Durch dessen Filme wurden auch internationale Filmproduzenten auf Löwitsch aufmerksam. So spielte er neben Jon Voight in Die Akte Odessa und in beiden Teilen von Steiner – Das Eiserne Kreuz neben James Coburn und Richard Burton. In dem Actionfilm Firefox mit Clint Eastwood verkörperte er einen russischen General.

Als Sänger veröffentlichte Löwitsch 1976 eine Schallplatte mit Liebesliedern (Wir leben und wir lieben – Klaus Löwitsch singt Liebeslieder) nach Texten von Hermann Hesse, Federico García Lorca, Shakespeare und anderen. Das nachfolgende Album Narrenprozession (1978) mit Vertonungen von Gedichten Michael Endes gelangte auf Wunsch des Autors – obwohl fertig produziert – nicht in den Handel.

Vermehrte Auftritte in Krimiserien wie Tatort, Derrick oder Der Alte sowie seine Rollen als Privatdetektiv in den ARD-Serien Detektivbüro Roth und Hafendetektiv ließen Löwitschs Popularität in den 1980er Jahren weiter ansteigen. In der Rolle des Peter Strohm galt er als „deutscher James Bond“. Die Serie, in der er auch Regie führte, kam auf 63 Episoden. Von Peter Strohm deutlich inspiriert brachte der Verlag Bastei-Lübbe die Roman-Serie Peter Mattek auf den Markt.

Als Sprecher für Radio-Hörspiele sprach Löwitsch die Rolle des Zaphod Beeblebrox in den ersten Folgen von Per Anhalter durch die Galaxis. Zuvor hatte er bereits als Sprecher an Märchenplatten für Kinder mitgewirkt, z. B. als Neunauge in einer Hörspielbearbeitung des Kinderbuchs Der kleine Wassermann von Otfried Preußler.

Als Synchronsprecher lieh er u. a. Richard Jaeckel (Das Ultimatum) und Warren Oates (Ich glaub, mich knutscht ein Elch) seine Stimme.

Klaus Löwitsch hatte eine Sprecherrolle im Projekt Windows inne, das am 1. Juni 1974 im Herkulessaal der Münchner Residenz zur einmaligen konzertanten Aufführung kam. Die dort gespielten zwei originären Kompositionen Continuo On B.A.C.H. sowie das titelgebende Windows wurden im gleichen Jahr als LP bzw. MC und später als CD als Tonträger des Deep-Purple-Musikers Jon Lord veröffentlicht. Den Sprecherbeitrag von Klaus Löwitsch allerdings (wie auch weiteres mitgeschnittene Material) findet man momentan nur als privaten Mitschnitt einer Ausstrahlung des Senders Bayerischer Rundfunk (BR) auf YouTube.

Eine Zeitlang, zu Anfang der 1990er Jahre, bekundete Löwitsch seine Sympathie für den FPÖ-Vorsitzenden Jörg Haider, unterstützte dann jedoch später Programmpunkte der PDS.

Für seine darstellerische Leistung in dem Psychodrama Das Urteil erhielt Klaus Löwitsch 1998 den Adolf-Grimme-Preis und den Bayerischen Fernsehpreis. Bereits 1970 war er für Roger FritzMädchen... nur mit Gewalt mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet worden.

Im Juni 2001 wurde er vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten wegen fahrlässigen Vollrausches (5,15 Promille) zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen[3] in Höhe von 27.000 DM verurteilt, nachdem er in Berlin-Mitte eine Frau geschlagen und sexuell genötigt hatte. Wegen seines Zustandes konnte er dafür aber nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.[4] Gegen das Urteil legte Löwitsch zunächst Berufung ein, zog sie jedoch im November 2001 zurück.[5]

Seine letzten Werke und Vermächtnis waren die drei Hörbücher Offenbarung und Untergang (Hörbuchpreis der Universität Tübingen), Ich, Kreatur... und Wittgenstein, eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens, dem Weg der Menschen und der Schönheit der Existenz.

Klaus Löwitsch war mit der Tänzerin Helga Heinrich verheiratet.

Er starb im Alter von 66 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs und wurde auf dem Münchner Ostfriedhof beigesetzt (Grab Nr. 88-11-4). Die Grabrede hielt sein Schauspielkollege Dieter Laser.[6]

Filmografie

Auszeichnungen

Literatur

  • Frank Arnold: Klaus Löwitsch – Schauspieler. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film. Lieferung 7, 1986.
  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen, Georg Müller Verlag, München/ Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 603 f.
  • Hans-Dieter Schütt: Klaus Löwitsch. Asche auf der Seele. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1997, ISBN 3-359-00873-1.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 440.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L – N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 116 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Musik- und Theaterfest der Stadt Wien. Das Volkshaus der Kunst. Ein Projekt unserer Kunststelle. In: Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialdemokratie Deutschösterreichs, Morgenblatt, Nr. 277/1924 (XXXVI. Jahrgang), 7. Oktober 1924, S. 9. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
    Marian Wild: Das Umfeld des Menschen. Die raumwissenschaftlichen Schriften von Franz Löwitsch. Akademikerverlag, Chisinau 2015, ISBN 978-3-639-85453-4.
  2. Volksoper (…) Österreichische Erstaufführung (…) 14. Februar 1956 (…) Kiss me, Kate! (…) Schriftplakat. Elbemühl, Wien 1956.
  3. http://www.klartextsatire.de/anekdoten/promis-loewitsch-prozess.htm
  4. Strafgeld: Löwitsch will nicht zahlen Spiegel Online vom 10. Juli 2001.
  5. Berufung: TV-Star Löwitsch gibt auf Spiegel Online vom 9. November 2001.
  6. Löwitsch-Beerdigung: „Sie wollten deine Ehre nehmen“ Spiegel Online vom 9. Dezember 2002.

Anmerkungen

  1. Cobenzlgasse 81, Wien-Döbling. (Gebäude nicht mehr vorhanden).