Kleinblütiges Weidenröschen

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Kleinblütiges Weidenröschen

Kleinblütiges Weidenröschen (Epilobium parviflorum)

Systematik
Ordnung: Myrtenartige (Myrtales)
Familie: Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
Unterfamilie: Onagroideae
Gattung: Weidenröschen (Epilobium)
Sektion: Epilobium
Art: Kleinblütiges Weidenröschen
Wissenschaftlicher Name
Epilobium parviflorum
Schreb.

Das Kleinblütige Weidenröschen (Epilobium parviflorum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Weidenröschen (Epilobium) innerhalb der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Es ist vor allem wegen seiner angeblichen Wirkung bei Prostataleiden bekannt. Der deutsche Namensbestandteil "Kleinblütig" bedeutet nicht, dass die Art besonders kleine Blüten hat. Das gilt nur im Vergleich mit verwandten Arten wie dem Zottigen Weidenröschen (Epilobium hirsutum).

Beschreibung

Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum) (links) und Kleinblütiges Weidenröschen (Epilobium parviflorum) (rechts), Illustration von Jacob Sturm

Vegetative Merkmale

Das Kleinblütige Weidenröschen ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 18 bis 100 (bis 160) Zentimetern erreicht.[1] Die Sprossachse verzweigt sich im oberen Teil, der untere Teil ist zottig und grau gefärbt. Im oberen Teil der Sprossachse mischen sich kurze, drüsige Haare zwischen die Zotten.

Blüten des Kleinblütigen Weidenröschens (Epilobium parviflorum)

Die Laubblätter sind nicht gestielt und stehen wechselständig. Sie sind schwach gezähnt, mit 15 bis 60 Zähnen pro Seite, und abstehend behaart. Seltener sind die Blätter an der Pflanzenbasis kurz gestielt, der Blattstiel ist aber nie länger als 3 Millimeter. Die Blattform ist schmal elliptisch bis schmal lanzettlich, sie werden zwischen 3 und 12 Zentimetern lang und 0,5 bis 2,5 Zentimeter breit. Die Basis ist abgerundet, die Spitze angeschärft.

Generative Merkmale

Der Blütenstand und die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten stehen aufrecht. Die Blütenhülle ist vierzählig. Die Blüten sitzen an 0,5 bis 1,8 Zentimetern langen Blütenstielen. Die Kelchblätter sind zwischen 2,5 und 6 Millimeter lang und gekielt. Die Kronblätter sind 4 bis 8,5 Millimeter lang. Die Blütenfarbe variiert von hellrosa bis dunkelpurpurn. Die Narbe ist vierteilig. Jede Blüte trägt acht Staubblätter. Der Fruchtknoten ist unterständig und sehr lang und schmal.

Die 3 bis 7 Zentimeter lange Kapselfrucht ist flaumig behaart oder sehr selten kahl. Nach der Reife springen die Früchte an vier Seiten sehr leicht auf und geben frei. Die braunen bis schwarzen Samen haben einen Durchmesser von 0,8 bis 1,1 Millimetern und tragen auffällige Samenhaare.

Die Blütezeit liegt zwischen Juni und September. Die Früchte sind reif zwischen Juli und Oktober.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[2]

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet reicht von den Kanarischen Inseln, Azoren, Madeira, Marokko, Algerien über weite Gebiete Europas, Vorderasien, die gemäßigte Zone Asiens bis nach China. Auch in Japan und Korea gibt es natürliche Vorkommen. In Neuseeland und Nordamerika existieren neophytische Bestände.

Das Kleinblütige Weidenröschen wächst bevorzugt an feuchten Standorten in der Nähe von Flüssen oder in Sümpfen. Aber auch in feuchten Bergwiesen und Hängen kommt es oft vor. In Mitteleuropa ist es eine Charakterart des Convolvulo-Epilobietum hirsuti aus dem Verband Convolvulion, kommt aber auch in Gesellschaften der Klassen Artemisietea oder Bidentetea vor.[2] Es steigt selten tiefer als 300 Meter herab oder höher als 2.500 Meter hinauf. Dörr und Lippert berichten aus dem Allgäu, es steige in den Alpen nur in Tallagen bis 1200 m aufwärts.[3]

Das Kleinblütige Weidenröschen gedeiht aber in Norddeutschland oft in Meereshöhe[4] und kommt selbst in Baden-Württemberg am tiefsten Punkt in der Oberrheinebene bei 95 Metern Meereshöhe vor.[5]

Inhaltsstoffe

Das Kleinblütige Weidenröschen ist reich an Flavonoiden; die meisten davon sind Glykoside und ihr Gehalt in der Pflanze variiert um 1,5 %. Nicht an Zucker gebundene Aglykone sind Myricetin, Quercetin und Kämpferol. Die Pflanze enthält zwischen 4 und 14 % Gerbstoffe, vor allem Tannine, die sich von der Ellagsäure ableiten lassen (makrocyclische Ellagitannine), aber daneben auch einfachere Gallotannine.

Die Art enthält etwa 0,55 % β-Sitosterol, einem Phytosterol. Darüber hinaus finden sich noch Caprylsäure, Caprinsäure, Palmitinsäure und Stearinsäure.

Verwendung als Heilkraut

In der Volksheilkunde schreibt man dem Kleinblütigen Weidenröschen einen günstigen Effekt bei Prostataleiden zu. Seltener wird auch berichtet, dass es bei Blasen- und Nierenerkrankungen helfe. Wissenschaftliche Versuche haben gezeigt, dass ein Extrakt aus der Pflanze antibakteriell wirkt und das Wachstum von Escherichia coli hemmt.[6]

Quellen

Literatur

  • Jiarui Chen, Peter C. Hoch, Peter H. Raven: Epilobium. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Band 13: Clusiaceae through Araliaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Peking / St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-59-7, S. 414 (englisch, online). (englisch).

Einzelnachweise

  1. Jiarui Chen, Peter C. Hoch, Peter H. Raven: Epilobium. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Band 13: Clusiaceae through Araliaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Peking / St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-59-7, S. 414 (englisch, online).
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 684.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching bei München, 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 248.
  4. Netzwerk Phytodiversität Deutschlands, Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Landwirtschaftsverlag, Münster 2014, ISBN 978-3-7843-5319-7, S. 323.
  5. Georg Philippi: Onagraceae (Oenotheraceae), Nachtkerzengewächse. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 4: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Haloragaceae bis Apiaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1992, ISBN 3-8001-3315-6, S. 48–49.
  6. V. Steenkamp, M. C. Gouws, M. Gulumian, E. E. Elgorashi, J. van Staden:
    Studies on antibacterial, anti-inflammatory and antioxidant activity of herbal remedies used in the treatment of benign prostatic hyperplasia and prostatitis
    . In: . Band 103, Nr. 1, Januar 2006, S. 71–75, doi:10.1016/j.jep.2005.07.007, PMID 16122891.

Weblinks

Commons: Kleinblütiges Weidenröschen (Epilobium parviflorum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien