Kleine Bibernelle

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Kleine Bibernelle

Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga), Illustration

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Bibernellen (Pimpinella)
Art: Kleine Bibernelle
Wissenschaftlicher Name
Pimpinella saxifraga
L.

Die Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga), auch Gemeine Bibernelle, Stein-Bibernelle, Steinbrechwurz, Steinpetersilie, Bockwurz, Pfefferkraut oder Bumbernell, kurz auch Bibernell und veraltet auch Bibenelle, genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Bibernellen (Pimpinella).

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Kleine Bibernelle ist eine ausdauernde krautige Pflanze und ein Hemikryptophyt, der Wuchshöhen zwischen selten 10 bis meist 40 und 60 Zentimetern erreicht. Der im Querschnitt runde, gerillte Stängel ist fast voll, kahl oder kurz anliegend behaart und besitzt im oberen Bereich nur spreitenlose Blattscheiden. Die Wurzel verfärbt sich beim Anschneiden nicht.

Die Laubblätter sind grundständig und wechselständig am Stängel verteilt angeordnet. Die einfach gefiederten Grundblätter besitzen rundlich-eiförmige stumpfe Fiederabschnitte mit grob gesägtem Blattrand und kahler Blattoberseite sowie locker behaarter Blattunterseite. Die im Umriss länglichen und kahlen oder unterseits behaarten Stängelblätter sind sehr variabel. Zum Teil besitzen sie lineale, ganzrandige Fiederabschnitte, zum Teil sind die Stängelblätter zweifach fiedrig eingeschnitten.

Doppeldolde der Kleinen Bibernelle ohne Hüll-, Hüllchen- und Kelchblätter

Generative Merkmale

Die Kleine Bibernelle blüht von Juni bis Oktober in großen, auffälligen, vielstrahligen (8- bis 15-strahligen) doppeldoldigen Blütenständen. Charakteristisch für die Bibernellen ist das Fehlen von Hüllblättern, Hüllchenblättern und Kelchblättern. Die Blüten sind fünfzählig. Die weißen Kronblätter sind etwa 1 mm lang. Nach dem Abfallen der Kronblätter wird der Griffel gut sichtbar, er ist bis zu 1 mm lang und kürzer als Frucht- und Griffelpolster zusammen.

Die 2 bis 2,5 mm langen, mit undeutlichen Rippen versehenen, kahlen Früchte sind am Grund schwach herzförmig und schon nach dem Verblühen länger als der Griffel.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[1]

Ökologie

Die Kleine Bibernelle ist die Futterpflanze der Raupen des Bibernell-Widderchens und der Raupen der westasiatisch-mediterranen, in Deutschland äußerst seltenen Bibernell-Bergwieseneule (Sideridis lampra).[2]

Ferner ist die Kleine Bibernelle die Wirtspflanze des Rostpilzes Puccinia pimpinellae.

Vorkommen

Die Kleine Bibernelle ist in Europa, Zentralasien, Kleinasien und im Kaukasusraum heimisch.[3] In Europa reicht das Verbreitungsgebiet von Südeuropa bis Nordeuropa, vereinzelt bis zum 70° nördlicher Breite. In den Allgäuer Alpen steigt sie bis zu einer Höhenlage von 2200 Metern auf.[4]

In Deutschland ist die Kleine Bibernelle vermutlich ein Archäophyt. Sie ist reichlich vorkommend, der Bestand durch Intensivierung der Bodennutzung aber sicher zurückgegangen. Dennoch ist sie nicht bedroht.

Die Kleine Bibernelle findet sich in einzelnen Pflanzenexemplaren an lichtreichen bis sonnigen, mäßig trockenen, nährstoffarmen, kalkhaltigen Stellen. Sie wächst gern auf Rohböden, in Trockenrasen und in Zwergstrauchheiden, gern in Gemeinschaft mit Flügelginster (Genista sagittalis). Die Kleine Bibernelle gilt als Magerzeiger. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Klasse Festuco-Brometea, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Violion oder Erico-Pinion vor.[5]

Medizinischer Nutzen

Die Samen und Wurzeln („Wurzelstock“) der Kleinen Bibernelle (über mittelhochdeutsch bibenelle von althochdeutsch bibinell aus lateinisch pimpinella[6] von piperinella und in Bezug auf den Geschmack bzw. Nachgeschmack möglicherweise als Pfefferkraut abgeleitet von piper, „Pfeffer[7]) werden gesammelt und als Droge Pimpinellae radix verwendet.[8] Vor allem die Wurzel enthält 0,4 % ätherisches Öl und verschiedene Cumarinderivate, darunter vor allem Pimpillin. Die Droge hat einen würzigen Geruch, einen würzigen Geschmack und einen scharfen, beißenden Nachgeschmack.

Als medizinische Wirkungen werden genannt: Die Bibernellenwurzel wirkt schleimlösend und ein Sud kann bei Erkrankungen des Rachens gegurgelt werden. Getrunken wirkt der Sud als Magenmittel, aber auch harntreibend und menstruationsfördernd. In der Likörindustrie wird die Wurzel auch zur Aromatisierung von Magenbittern eingesetzt.

In alten medizinisch-pharmazeutischen Schriften unterschied man gelegentlich zwischen der Kleinen Bibernelle als Pimpinella germanica und der Pimpinella italica (zu deuten als Großer Wiesenknopf).[9]

Quellen

Literatur

  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band V/2, 2. Auflage. Verlag Paul Parey, Berlin-Hamburg 1975. ISBN 3-489-74021-1.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold (Hrsg.) & Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs Band 4: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae) Haloragaceae bis Apiaceae. Ulmer, Stuttgart 1992. ISBN 3-8001-3315-6

Einzelnachweise

  1. Kleine Bibernelle in der Flora Nordica.
  2. Walter Forster, Theodor A. Wohlfahrt: Die Schmetterlinge Mitteleuropas. Band 4: Eulen. (Noctuidae). Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1971, ISBN 3-440-03752-5.
  3. R. Hand (2011): Apiaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Pimpinella
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 272.
  5. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 711.
  6. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 550.
  7. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, Basel/Stuttgart 1976, ISBN 3-7643-0755-2, S. 293.
  8. Rudolf Hänsel: Hagers Handbuch Der Pharmazeutischen Praxis: Band 6: Drogen P-Z, Band 6 von Rudolf Hänsel, Konstantin Keller, Horst Rimpler (Herausgeber): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis Series. Springer-Verlag, 1994, ISBN 9783540526391: Google-Book-Online.: Pimpinella saxifraga auf S. 153–154.
  9. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 151 (Pimpinella).

Weblinks

Commons: Pimpinella saxifraga – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien