Kleinkind

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kleinkinder können in der Regel laufen, sich aber noch nicht selbst anziehen; die meisten Kleinkinder brauchen noch Windeln

Kleinkind bezeichnet die Lebensphase des Menschen des zweiten und dritten Lebensjahres,[1] im rechtlichen Sinne seltener auch bis zum sechsten oder siebten Lebensjahr.

Kinder im ersten Lebensjahr werden als „Säugling“ bezeichnet, Kinder im fünften und sechsten Lebensjahr als „Vorschulkind“. Das vierte Lebensjahr wird von einigen Autoren noch dem Kleinkindalter zugerechnet, von den meisten aber schon dem Vorschulalter oder dem Kindergartenalter.

Körperliche Entwicklung

Größe und Gewicht

In den ersten zwei Lebensjahren kann ein körperlicher Minderwuchs des Kindes (Größe und Gewicht), der aus der Entwicklung im Mutterleib resultiert, aufgeholt werden. Jedoch verläuft das Wachstum nach gewissen Gesetzmäßigkeiten, die von Geburtsgewicht und -größe abhängig sind, wobei sich die Werte in aller Regel in einer bestimmten Perzentile bewegen. Mit dem zweiten Lebensjahr ist etwa das Vierfache des Geburtsgewichtes erreicht.[2]

Motorik

Im Kleinkindalter erlernen Kinder komplexe motorische Fertigkeiten. Nachdem sie meist bis zum Ende des zwölften Monats von selbst aufstehen und zu laufen beginnen, können sie am Ende des achtzehnten Monats Treppen mit Geländer hinaufgehen (Nachführschritt), rückwärts laufen und mit einem Löffel essen; die Fertigkeit, Treppen im Wechselschritt zu besteigen, folgt im dritten Lebensjahr. Im Alter von zwei Jahren können sie einen Ball aus dem Stand mit dem Fuß stoßen, ohne sich festzuhalten, und Perlen auffädeln.[3]

Geistige Entwicklung

Kleinkinderbewahrschule in Dobbertin, Mecklenburg (1926)

Während der Kleinkindphase lernt das Kind soziales Rollenverhalten und die Sprachfertigkeiten.

Bis zum siebten Lebensmonat besteht beim Säugling eine starke Beziehung zur Bezugsperson, meist der Mutter. Erst ab dem zwölften Lebensmonat wird zwischen sich und der Umwelt unterschieden und der Bewegungsdrang nimmt erheblich zu. Gleichzeitig wird der Wortschatz, der mit ein bis zwei Jahren rasch anwächst, ausgebaut. Er enthält vorerst Gegenstands-, dann Tätigkeits- und letztlich Eigenschaftsbezeichnungen.

Zu Ende des neunten Monats ahmen die Kinder Laute nach und sprechen zwischen dem zwölften und achtzehnten Monat erste Worte. Erste Zweiwortsätze bildet das Kleinkind frühestens mit 15 bis 18 Monaten,[4] regelmäßig aber mit zwei Jahren. Es gibt allerdings ausgesprochene Frühstarter und ebenso ausgesprochene Spätzünder. „Die Spätsprecher fangen erst gar nicht vor eineinhalb Jahren an, […] während Frühsprecher schon mit 10 Monaten ca. 12 Wörter gebrauchen.“[5]

Im zweiten und dritten Lebensjahr schreitet die Entwicklung von Fantasie und der eigenen Willensbildung voran. Ab etwa dem vierten Lebensjahr steigt der Wunsch nach Selbständigkeit und die Orientierung zu Gleichaltrigen. Das Denken wird anschaulich und findet Betätigung vor allem im Spiel.

Gesundheit

In die Säuglings- und Kleinkindphase (insbesondere im ersten Lebensjahr) fallen mehrere Impfungen (zum Beispiel gegen Poliomyelitis, Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten) und ärztliche Untersuchungen an, um Krankheiten vorzubeugen bzw. Fehlentwicklungen zu erkennen und zu verhindern. In Deutschland werden diese unter Kindervorsorgeuntersuchung zusammengefasst. Im Kleinkindalter, vor allem ab dem Zeitpunkt, zu dem die Kinder in Kontakt mit anderen Kindern treten (z. B. Kinderkrippe), treten häufige Infektionen auf. Die meisten dieser Infektionen verlaufen als Erkältung oder als Gastroenteritis (Erbrechen, Durchfall). Dabei haben die Kinder häufig Fieber.

Ernährung

Zwei große, in Deutschland durchgeführte Studien fanden, dass die untersuchten ein- bis dreijährige Kinder fast alle untersuchten Mineralstoffe und Vitamine in ausreichender Menge zu sich nahmen. Eine Ausnahme stellten Eisen, Iod und Folsäure dar; diese wurden in zu geringer Menge aufgenommen.[6][7] Eine Studie aus Griechenland mit 2.317 Kindern im Alter von ein bis fünf Jahren bestätigte diese Ergebnisse. Hier wurde jedoch zusätzlich ein leichter Mangel an Niacin und  Vitamin E gefunden.[8][9]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Kleinkinder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kleinkind – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Florian Steger: Altern im Leben: Alterstopoi in der antiken Medizin? In: Dorothee Elm, Thorsten Fitzon, Kathrin Liess, Sandra Linden (Hrsg.): Alterstopoi. Das Wissen von den Lebensaltern in Literatur, Kunst und Theologie. De Gruyter, Berlin/New York 2009, ISBN 978-3-11-020845-0, S. 108 (Seitenansicht in der Google-Buchsuche).
  2. Wilfried de Nève, Wolfgang Presber (Hrsg.): Ergotherapie: Grundlagen und Techniken. Urban & Fischer, Elsevier 2003, S. 384.
  3. Wilfried de Nève, Wolfgang Presber (Hrsg.): Ergotherapie: Grundlagen und Techniken. Urban & Fischer, Elsevier 2003, S. 387.
  4. Remo H. Largo: Babyjahre. Piper 2008, S. 344.
  5. Wolfgang Butzkamm, Jürgen Butzkamm: Wie Kinder sprechen lernen: Kindliche Entwicklung und die Sprachlichkeit des Menschen. Francke 2008, S. 103.
  6. Kersting M, Clausen K.: Schlussbericht - Ernährungsphysiologische Auswertung einer repräsentativen Verzehrsstudie bei Säuglingen und Kleinkindern VELS mit dem Instrumentarium der DONALD Studie. Hrsg.: Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund. 2003 (ble.de).
  7. Hilbig A, Alexy U, Drossard C, Kersting M. GRETA: Ernährung von Kleinkindern in Deutschland (German Representative Study of Toddler Alimentation). Aktuelle Ernährungsmedizin. 2011; 36:224-231.
  8. Yannis Manios, Evangelia Grammatikaki, Stalo Papoutsou, Thodoris Liarigkovinos, Katerina Kondaki: Nutrient Intakes of Toddlers and Preschoolers in Greece: The GENESIS Study. In: Journal of the American Dietetic Association. Band 108, Nr. 2, Februar 2008, ISSN 0002-8223, S. 357–361, doi:10.1016/j.jada.2007.10.042 (englisch).
  9. Basisliteraturbericht zur Ernährung für ein – bis dreijährige Kinder. (richtigessenvonanfangan.at [PDF]).