Klimawandel-orientierte Bildung

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Klimawandel-orientierte Bildung oder Klimawandel-orientierte Erziehung (im Englischen „Climate change education“) zielt darauf ab, Bewusstsein und Aufmerksamkeit für den Klimawandel zu schaffen. Sie vermittelt Lernenden Ursachen und Folgen des Klimawandels, bereitet sie darauf vor, mit den Auswirkungen des Klimawandels zu leben und befähigt zum Engagement für Klimaschutz sowie zur Übernahme von nachhaltigen Lebensstilen.[1]

Grundlegendes

Klimawandel-orientierte Bildung basiert auf dem Konzept von "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE).[1]

Die politischen Entscheidungsträger können durch Klimawandel-orientierte Bildung verstehen, wie dringend und wichtig es ist, Mechanismen zur Bekämpfung des Klimawandels auf nationaler und globaler Ebene einzurichten. Die Kommunen erfahren, wie sich der Klimawandel auf sie auswirkt, was sie tun können, um sich vor negativen Folgen zu schützen und wie sie ihren eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren können. Klimawandel-orientierte Bildung trägt insbesondere dazu bei, die Widerstandsfähigkeit bereits gefährdeter Gemeinschaften zu erhöhen, die vom Klimawandel betroffen sind.[1]

Klimawandel-orientierte Bildung im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015

Das im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedete Übereinkommen von Paris hebt Klimawandel-orientierte Bildung als zentrale Maßnahme hervor, um die Abschwächung einer gefährlichen anthropogenen Störung des Klimasystems zu erreichen. Einen ähnlichen Stellenwert hat Klimawandel-orientierte Bildung in den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen.

UNESCO Programm Climate Change Education for Sustainable Development

Das 2010 ins Leben gerufene UNESCO-Programm „Climate Change Education for Sustainable Development“ (Klimawandel-orientierte Bildung für nachhaltige Entwicklung) soll den Menschen helfen, den Klimawandel zu verstehen, indem die Klimabildungs-Aktivitäten im Bereich der formalen und non-formalen Bildung durch Medien, Vernetzung und Partnerschaften ausgeweitet werden.

Das Programm basiert auf dem ganzheitlichen Ansatz "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE), der Schlüsselthemen der nachhaltigen Entwicklung, wie Klimawandel, in die Bildung einbezieht und die gegenseitige Abhängigkeit von ökologischer Nachhaltigkeit, wirtschaftlicher Lebensfähigkeit und sozialer Gerechtigkeit berücksichtigt. Es fördert partizipative Lehr- und Lernmethoden, die die Lernenden motivieren und befähigen, ihr Verhalten zu ändern und Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung zu ergreifen. Die UNESCO arbeitet mit den nationalen Regierungen zusammen, um Klimawandel-orientierte Bildung in die nationalen Bildungsstandards und Lehrpläne zu integrieren und dafür innovative Lehr- und Lernansätze zu entwickeln.[1]

Klimawandel-orientierte Bildung in Deutschland

Klimawandel-orientierte Bildung spielt im deutschen Bildungssystem noch keine tragende Rolle. Im Bereich Schule ist es bislang nicht gelungen, Klimawandel-orientierte Bildung systematisch in den Bildungsstandards, Bildungsplänen und Lehrplänen der Bundesländer zu verankern.[2] Eine Nachhaltigkeitspädagogik wird erst angedacht, ist noch nicht entwickelt.[3] Zahlreiche Angebote wie Unterrichtsmaterialien, Projekte und Wettbewerbe platzieren das Lerngebiet weitgehend in den fakultativen Bereich. In einigen Bundesländern ist Klimawandel-orientierte Bildung allerdings in Gesetzen und Klimaschutzplänen festgeschrieben, so bereits seit 2013 im Klimaschutzgesetz NRW[4] und – als prioritäres Handlungsfeld – im „Integrierten Klimaschutzplan Hessen“[5].

Auch in außerschulischen Bildungseinrichtungen ist Klimawandel-orientierte Bildung, etwa im Vergleich zu klassischer Natur- und Umweltpädagogik, unterrepräsentiert.[6] Auf lokaler Ebene existieren hingegen zahlreiche Projekte und Programme für unterschiedliche Zielgruppen. Beispiele hierfür sind das Netzwerk „16 BildungszentrenKlimaschutz“, die Klimawandel-orientierten Bildungsprojekte im Rahmen des Klimaschutzplanes Hessen sowie die umfangreichen Klimawandel-orientierten Bildungsprogramme des „NaturGut Ophoven“ und von „Umweltlernen“ in Frankfurt.

Auch die Ebene der Kommunen gewinnt für die Bewältigung des Klimawandels zunehmend an Aufmerksamkeit. Dazu bedarf es der Kooperation von Akteuren von Klimawandel-orientierter Bildung in allen Bildungsbereichen, des Klimaschutzes und der politischen Strategien auf lokaler Ebene.[7] Die Förderung der Zusammenarbeit in den Bildungslandschaften haben auch das Projekt „Kommune als Lernort für den Klimaschutz“[8] sowie das Projekt „Kooperation Klimabildung & Energieberatung“[9] zum Inhalt.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d UNESCO: Not Just Hot Air: Putting Climate Change Education into Practice. Paris, UNESCO, 2015, ISBN 978-92-3-100101-7, S. 6, 8, 10, 32, 40, 44, 46, 48, 58.
  2. Holst, J., & Brock, A.: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Schule. Strukturelle Verankerung in Schulgesetzen, Lehrplänen und der Lehrerbildung. 2020, S. 14.
  3. Martin Hellwig: Nachhaltigkeitspädagogik: Kompetenzen, Inhalte und Lehr-/Lernmethoden einer neuen erziehungswissenschaftlichen Fachrichtung. ecotransfer-Verl., Münster 2008 [zugl. Diss. Univ. Münster], ISBN 978-3-939019-06-0.
  4. Klimaschutzgesetz Nordrhein-Westfalen. Abgerufen am 19. Dezember 2020.
  5. Integrierter Klimaschutzplan Hessen 2025. Abgerufen am 19. Dezember 2020.
  6. Potenzialanalyse: Bildungsangebote zum Klimaschutz. Abgerufen am 19. Dezember 2020.
  7. Dr. Gerhard Becker: Bildung für nachhaltige Entwicklung in urbanen Bildungslandschaften. Osnabrück 2020.
  8. Lernfeld Kommune für Klimaschutz. Abgerufen am 19. Dezember 2020.
  9. Zwischenbericht „Kooperation Klimabildung & Energieberatung“. Abgerufen am 19. Dezember 2020.