Kloster Marmoutier (Elsass)

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Westfassade der Kirche und Hauptstraße des Dorfes
Seitenansicht

Das Kloster Marmoutier (lat. Mauri Monasterium; deutsch Maursmünster) ist eine ehemalige Benediktinerabtei im Ort Marmoutier im Département Bas-Rhin in der französischen Region Grand Est.

Geschichte

Das Kloster wurde um 590 (nach anderen Quellen erst 659) wohl vom Hl. Leobard (Liebhard) († um 618 in Maursmünster), einem Schüler des Hl. Columban gegründet und nach der oberItalienischen Stadt Aquileia benannt. Maursmünster wird zu den merowingischen Klöstern gerechnet und war ein Reichskloster.

728 reformierte der Heilige Pirmin als Abt mehrere elsässische Klöster columbanischer Prägung im Sinne der Benediktsregel, darunter auch Maursmünster. Abt wurde Maurus, nach dem das Kloster bald benannt wurde. Maurus gilt daher auch oftmals als der eigentliche Gründer dieses Klosters.

Zusammen mit der Abtei Neuweiler bildete Maursmünster eine zu Metz gehörige Halbinsel inmitten des seit dem 8. Jahrhundert formierten Straßburger Bistums. Kaiser Ludwig der Fromme machte um 814 aus der pirminisch geprägten Abtei eine benediktinische Modellabtei im Elsass, wo er Benedikt von Aniane († 821) zum Abt ernannte. Auf das Jahr 828 wird ein Urbar (Güterverzeichnis) des Klosters Maursmünster datiert. Am 1. März 1096 weihte Papst Urban II. die neue Klosterkirche ein. Im 12. Jahrhundert wurde die Burg Groß-Geroldseck zum Schutz der Abtei errichtet.

Die Forstordnung des Klosters von 1144 mit der Anweisung, nicht mehr Holz zu schlagen, als nachwächst, wird gemeinhin als erste Formulierung eines Nachhaltigkeitsansatzes angesehen.

Das Kloster wurde im deutschen Bauernkrieg (1525) von den Protestanten geplündert und in Teilen zerstört, eine Brandschatzung konnte Anton von Lothringen mit seinen Truppen im letzten Moment verhindern.

Auch durch den Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster in Mitleidenschaft gezogen, allerdings blieb die Abteikirche ohne größere Schäden.

Abteikirche

Blick auf den Chor
Blick auf die Westempore
Orgelprospekt mit Rückpositiv in der Abteikirche

Im Untergeschoss der Kirche sind die Fundamente des vorkarolingischen Kirchenbaus freigelegt.

Von der staufischen Architektur der Stiftskirche sind heute noch die Westfassade (um 1140/1150), die Vorhalle und die Türme aus dem 11. und 12. Jahrhundert vorhanden. Die Fassade wird von drei Giebeln gekrönt und ist von zwei Achtecktürmen flankiert. Dazwischen erhebt sich ein viereckiger, 36 m hoher Hauptturm. Obwohl der Bau nur 20 m breit ist, macht er einen mächtigen Eindruck. Die Front mit ihrem reichen Figurenschmuck, aber auch der Säulen- und Bogenschmuck der Vorhalle zeugen von der romanischen Bildhauerkunst. Daher gilt diese romanische Abteikirche auch als eine der schönsten des Elsass überhaupt.

Das hinter dem Westwerk liegende Langhaus der Kirche wurde zwischen 1225 und 1301 in gotischen Formen neu erbaut. 1761–1769 wurde der Mönchschor im gotischen Stil wieder errichtet und mit einem bemerkenswerten Chorgestühl ausgestattet. Die 1788 geplante Ersetzung des romanischen Westwerks durch einen barocken Neubau verhinderte der Ausbruch der französischen Revolution und die Aufhebung des Klosters.
Die Außenlänge der Kirche beträgt insgesamt 74 m,[1] sie ist somit länger als das Basler Münster.

Orgel

Vor allem die Orgel aus der Werkstatt des Straßburger Orgelbauers Andreas Silbermann ist bemerkenswert. Das Instrument wurde in den Jahren 1709 bis 1710 erbaut. Johann Andreas Silbermann besetzte 1746 die leergelassenen Stöcke (Cromorne, Echo- und Pedalregister). 1789 wurde das Instrument von seinem ursprünglichen Standort auf einem Lettner auf die Westempore versetzt. Dabei wurde das Pedalwerk 3 m höher gesetzt, wodurch die großen Pedalpfeifen hinter dem Hauptgehäuse sichtbar wurden. Charles Wetzel setzte 1876 Nazard im Positiv zu Flöte 4’ um und entfernte die Terz im Hauptwerk. 1915 wurde die Pedalklaviatur erneuert. Bei der Restaurierung 1955 durch die Orgelbauer Alfred Kern und Ernst Mühleisen wurden der Nazard zurückversetzt und eine neue Terz eingebaut.[2] 2010 erfolgte eine erneute Restaurierung durch Quentin Blumenroeder.[3]

Die Orgel hat im Laufe der Zeit nur ganz wenige kleinere Änderungen erleiden müssen und zählt zu den am besten erhaltenen Orgeln der Barockzeit.

I Positif de Dos C–c3
1. Bourdon 8′
2. Prestant 4′
3. Nazard 223
4. Doublette 2′
5. Tierce 135
6. Fourniture III
7. Cromorne 8′
I Grand Orgue C–c3
8. Bourdon 16′
9. Montre 8′
10. Bourdon 8′
11. Prestant 4′
12. Nazard 223
13. Doublette 2′
14. Tierce 135
15. Cornet V ab c1 8′
16. Fourniture III
17. Cymbale III
18. Trompette B+D 8′
19. Clairon B+D 4′
20. Voix humaine 8′
III Echo c1–c3
21. Bourdon 8′
22. Prestant 4′
23. Cornet III
Pedale C-d1
24. Flûte 16′
25. Flûte 8′
26. Flûte 4′
27. Bombarde 16′
28. Trompette 8′
  • Manualschiebekoppel
  • Tremblant fort, Tremblant doux

Literatur

  • Das romanische Elsass. Einführung von Hans Haug, Texte von Robert Will. Dt. Ausgabe: Zodiaque. 1966, S. 143–211.
  • Walter Goldinger: Die Verfassung des Klosters Maursmünster im Elsaß. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 90 (1938).
  • E. Herr: Die Schenkung der Mark Maursmünster. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. 60 (1906), S. 527 ff.
  • August Hertzog: Rechts- und Wirtschaftsverfassung des Abteigebietes Maursmünster während des Mittelalters. X. Heitz, München 1888 (= Beiträge zur Landes- und Volkskunde von Elsass-Lothringen. 9).
  • Paul Smets: Orgel-Monographien 10 - Die Orgelwerke der Abteien Maursmünster und Ebersmünster. Rheingold-Verlag, Mainz 1956.

Einzelnachweise

  1. Grundriss mit Maßstab auf der Webseite des Centre de documentation pédagogique (CRDP) de Strasbourg
  2. Nähere Informationen zur Orgel
  3. Beschreibung der Orgel, abgerufen am 20. Februar 2021.

Weblinks

Commons: Abtei von Marmoutier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 41′ 26″ N, 7° 22′ 56″ O