Knabenmusik Bern

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Knabenmusik Bern
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Allgemeine Informationen
Genre(s) Jugendmusik, Blasmusik
Gründung 1898
Website Knabenmusik Bern
Gründungsmitglieder
Korpschef
Bernhard Liechti (Büchsenmacher)
Musikalischer Leiter
Julius Feller (Drechsler)
Aktuelle Besetzung
13 Trommler, rund 50 Harmoniemitglieder
Musikdirektor (Dirigent Harmonie)
Cornelius Wegelin
Tambourenleiter
Remo Siegfried
Präsident
Beat Gutzwiller

Die Knabenmusik Bern (KMB), vormals Knabenmusik der Stadt Bern, ist die älteste Jugendmusik im Kanton Bern.

Sie wurde 1898 gegründet und entwickelte sich vom reinen Trommler- und Pfeiferkorps zum ausgebauten Jugendblasorchester (Mädchen und Knaben) mit Tambourenformation. 2010 spielen über 54 Musikantinnen und Musikanten in der Harmonie und 13 Trommlerinnen und Trommler bilden die Tambourengruppe. Seit dem Jahr 2008 arbeitet die KMB in der Instrumentalausbildung eng mit der städtischen Musikschule Konservatorium Bern zusammen. Im Crescendo (dem gemeinsamen Nachwuchsensemble) machen die jungen Musikanten erste Erfahrungen im Orchesterspiel.

Die Harmonie steht seit 2006 unter der Leitung von Musikdirektor Cornelius Wegelin, die Tambourenformation unter der Leitung des Tambourenleiters Remo Siegfried. Die Gesamt- und Registerproben finden wöchentlich statt. Jeden Frühling wird ein Musiklager an der Lenk veranstaltet.

Entstehungsgeschichte

Der Dreispitz der Knabenmusik Bern

In der Stadt Bern entstanden im 19. Jahrhundert verschiedene Jugendmusikkorps, von denen die heutige Knabenmusik der Stadt Bern als einzige fortbestehen konnte. Offiziell wurde das Knaben-Trommler- und Pfeiferkorps Lorraine-Breitenrain im Jahr 1898 gegründet. Aus dieser Vereinigung ging 1931 die heutige Harmonie der Knabenmusik der Stadt Bern hervor. Verschiedene Texte und Quellen belegen jedoch, dass ein Trommler-Pfeifer-Korps, eine Kadetten- und zwei Knabenmusiken dieser offiziellen Gründung der heutigen Knabenmusik der Stadt Bern vorausgegangen sind:

Die Häfelinsche Knabenmusik (1. Berner Knabenmusik)

In der Stadt Bern wurde die bläserische Ausbildung der Jugend in Verbindung mit der offiziellen Militärmusik, der sogenannten Garnisonsmusik, gefördert. Im Jahr 1824 wurde eine Musikschule gegründet, die ausschliesslich für den Militärmusikernachwuchs zu sorgen hatte. Am 29. Juli 1826 genehmigte der Bernische Kriegsrat das Reglement für die „Cadettenschule der Garnisonsmusik“. Dieses Institut schien sich jedoch nicht nach den Erwartungen entwickelt zu haben. Nach 1832 wird diese Garnisonsmusik nicht mehr erwähnt. Seit 1828 wirkte in Bern Johann Häfelin als Kavallerietrompeterinstruktor. Häfelin ging aus der Knabenmusik in Sumiswald hervor und musste ein sehr tüchtiger und begabter Bläser gewesen sein. 1830 gründete er in Bern eine Knabenmusik, die im Jahr 1832 einen Bestand von 55 Jungbläsern aufwies. Dieses militärisch organisierte Jugendmusikkorps konnte sich nicht lange halten. Trompetermajor Häfelin verliess 1837 Bern, nachdem er zum eidgenössischen Trompetermajor an die Militärschule in Thun berufen worden war. 1838 löste sich die Häfelinsche Knabenmusik auf.

Die Berner Kadettenmusik

In Akten aus dem Jahr 1862 bestehen Hinweise auf ein Berner Jugendmusikkorps, auf die Berner Kadettenmusik. Die Tambourengruppe übte eine Zeitlang an den Sonntagnachmittagen auf der Schützenmatte. Das Exerzieren im Freien wurde von den Anwohnern bald einmal als „unerträglicher Lärm“ empfunden, so dass sich die Polizeikommission im Juni 1870 gezwungen sah, der „Direktion des Schülercorps der Cantonsschule“ zu empfehlen, die Übungen anderswo abzuhalten. Die Kadettenmusik Bern wurde 1918 aufgelöst.

Die Knabenmusik Bern (2. Berner Knabenmusik)

Um das Jahr 1850 existierte eine zweite Knabenmusik Bern. Sie bestand aus einigen Pfeifern und Trommlern (zum Teil Erwachsene). Unter anderem eröffneten sie die Solennitätsumzüge an der Gedenkfeier zu der 1798 stattgefundenen Schlacht in Neuenegg. Dokumente und Zeitungsberichte aus dieser Zeit wiesen vielfach darauf hin, dass die Gruppe mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Im Jahr 1881 traten Gegner der Knabenmusik in der Tagespresse in Erscheinung. Sie äusserten sich gegen die Auftritte in Gasthäusern. 1885 verbot der Gemeinderat das Spiel der Trommler und Pfeifer auf öffentlichen Promenaden. Als Hauptgrund wurde die Nachlässigkeit der Mitglieder in der Schule genannt. Nachhaltiges Ersuchen um Bewilligung von Auftritten in Berns Gassen ergab keine guten Bescheide:

Der Vorstand der Knabenmusik war mit dem Gesuch eingekommen, es möchte ihm gestattet werden, von Zeit zu Zeit auf öffentlichen Promenaden konzertieren zu dürfen. Dieses wurde von der Polizeikommission, welche das öffentliche Auftreten von Knabenmusiken nicht billigen kann, abgelehnt…

1889 holte sich die Knabenmusik unter der Leitung vom Herrn Lampart am Eidgenössischen Musikfest in Luzern als einziger Stadtberner Musikverein den goldenen Lorbeer. Auf Höhepunkte folgten Tiefschläge. Die Umstände, warum der Dirigent Jäcklin ins Gefängnis musste und sein Nachfolger Herr Rauch kurz darauf hin „durchbrannte“, sind nicht bekannt.

Nachlassende Disziplin hatte zur Folge, dass nach und nach die musikalische Leistungsfähigkeit der Trommler und Pfeifer derart nachliess, dass nicht einmal mehr der Berner Marsch gespielt werden konnte. 1897 wurde in einem Zeitungsartikel darüber berichtet, dass die wenigen Musiker während eines Umzuges nur noch „Freut Euch des Lebens“ in einem „jämmerlichen Trauermarschtempo“ zu spielen vermochten.

Es blieb jedoch der Wunsch, Umzüge durch kostümierte Knaben und Pfeifenspiel eröffnen zu lassen. Dazu wurde der Unterricht im Flötenspiel vorgesehen. Für die Rekrutierung gedachte man, Mitglieder aus der noch bestehenden Kadettenmusik zu entnehmen. Dieses Vorhaben zerschlug sich und man schritt im Frühjahr 1898 zur Gründung einer völlig neuen Gruppe, des Knaben-Trommler- und Pfeiferkorps Lorraine-Breitenrain.

Vom Knaben-Trommler- und Pfeiferkorps zur Knabenmusik der Stadt Bern

Vom 13. bis 14. Juni 1931 feierte die Knabenmusik Basel 1841 bereits ihr 90-Jahr-Jubiläum. Das Trommler- und Pfeiferkorps der Stadt Bern wurde zu den Feierlichkeiten nach Basel eingeladen. Die „Nationalzeitung“ von Basel beschreibt den Auftritt der Berner wie folgt:

Eine grosse Überraschung für uns Basler, die wir immer glauben, dass nur bei uns richtig getrommelt wird, bedeutete das Auftreten des Knaben-Trommlerkorps der Stadt Bern. Die zehn Trommler, die allerdings nicht solch sonor klingende Instrumente besitzen, wie man sie in Basel kennt, bearbeiteten die Kalbsfelle mit grosser Geschicklichkeit und Präzision. Weniger erfreulich war das Spiel des aus Piccolos, Flöten, Klarinetten und Fagotten sowie Englischhörnern zusammengesetzten Pfeiferkorps, in dem die Flöten leider fast einen halben Ton höher klangen als die Klarinetten.

Die Kritik aus Basel bezüglich der Korpszusammensetzung bewegte zur Überdenkung der Vereinsstrukturen. Am 29. November 1931 wurde eine ausserordentliche Generalversammlung durchgeführt. Punkt 3 der Traktanden war der Ausbau zur Harmoniemusik. Dieses Traktandum erregte eine Diskussion über Sinn und Zweck einer Harmonie. Gewiss Kreise befürchteten den Verlust der altbewährten, guten Grundsätze des Trommler- und Pfeiferkorps und schlugen daher die Gründung einer unabhängigen Knabenmusik vor. Zudem wurde die Finanzierung einer Harmonie in Frage gestellt. Dem konnten die Befürworter nicht zustimmen. Sie waren zum Schluss gekommen, dass seit der Musikreise nach Basel ein Ausbau nötig sei – überzeugt vorab von den Leistungen der Knabenmusik Basel. Zudem war durch die Auflösung der Kadettenmusik Bern 1918 ein neues Bedürfnis in der Bevölkerung entstanden, Jugendlichen auch eine musikalische Ausbildung auf einem Blechblasinstrument anzubieten.

In der Schlussabstimmung wurde schliesslich der Ausbau zur Harmoniemusik angenommen. Dies unter der Bedingung, dass Trommler- und Pfeiferkorps getrennt von der Harmonieformation auftreten sollen. Das Korps wurde auf den Namen Trommler- und Pfeiferkorps und Knabenmusik der Stadt Bern erweitert. Die musikalische Leitung übernahm neu Anton Meier. Er leitete sowohl das Pfeiferkorps als auch die Harmonie, wo er sofort Blechblasinstrumente einführte.

Frauen in der KMB

Seit dem 1. Januar 1986 war Mädchen die Auswahl sämtlicher Instrumente möglich. Der Name Knabenmusik der Stadt Bern wurde auf Wunsch der Aktivmitglieder beibehalten. Zudem wurde für das Jahr 1988 Sybille Leuthold zur ersten Spielführerin der KMB gewählt. Das Jahr war zugleich geprägt vom 90-Jahr-Jubiläum, welches am 4. September im Kursaal Bern mit einem Jubiläumskonzert gefeiert wurde. Im weiteren investierte der Verein in eine Teilneuinstrumentierung und -neuuniformierung. In mehreren Abstimmungen unter den Aktivmitgliedern wurde das Thema der Namensänderung immer wieder thematisiert. Jedoch mit stets demselben Ergebnis: die Aktivmitglieder lehnten eine Änderung des Namens auf Grund des traditionellen Hintergrunds dieser Musik ab. Am 24. Februar 2009 wurde Anne-Denise Weibel anlässlich der Hauptversammlung durch Akklamation als erste Ehrenpräsidentin der Knabenmusik Bern gewählt. Sie war zudem die erste Präsidentin in der Geschichte der KMB und amtete von 1999 bis 2009.

Letzte Namensänderung

Die Tambouren und die Harmonie der Knabenmusik Bern im Dezember 2006 im Kultur-Casino in Bern

Am 29. März 2003, zeitgleich mit der Taufe der aktuellen CD der KMB, wurde die Knabenmusik der Stadt Bern auf den kürzeren Namen Knabenmusik Bern umgetauft. Gleichzeitig wurde der Knabe aus dem Markenzeichen der KMB entfernt und durch einen modernen, graphischen Dreispitz ersetzt. Die Abkürzung KMB blieb erhalten.

Diskographie

Bereits 1964 nahm die Knabenmusik Bern, damals unter der Leitung von Fritz Siegfried die erste Schallplatte auf. 13 Jahre später folgte eine erste Live-Aufnahme aus dem Kultur Casino Bern, auf Anregung des Dirigenten Paul Franz. Hugo Staudenmann war es schliesslich, der 1986 die Produktion einer dritten und letzten Schallplatte der KMB in die Wege leitete. Von da wurde es üblich, die Jahreskonzerte auf Tonbandkassetten aufzuzeichnen. 1997 ging die KMB noch einen Schritt weiter, um mit der Technik Schritt halten zu können: Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der KMB hatte sich der Verein zur Produktion der CD entschlossen. Im Juni 2002 folgten die Aufnahmen der zweiten CD, unter der Leitung des damaligen Dirigenten Max Schenk. Die CD wurde am 29. März 2003 auf den Namen "Sedona" getauft.

Weblinks