Koechlin (Familie)
Die Elsässer Familie Koechlin hat seit dem 16. Jahrhundert immer wieder außergewöhnliche Persönlichkeiten hervorgebracht als Unternehmer, Wissenschaftler, Techniker und hohe französische Beamte.
Zitat von La Fayette (1757–1834) „Un Koechlin par département, et la France est sauvée“ (Ein Koechlin pro Département und Frankreich ist gerettet).[1]
Historische Persönlichkeiten
Erster Nachweis der Familie ist ein Hartmann Koechlin, geboren ca. 1595, der aus der Schweiz nach Mühlhausen (Elsass) ausgewandert und ebendort im April 1659 gestorben war.[2] Mühlhausen gehörte damals nicht zu Frankreich, sondern war eine freie Reichsstadt, die mit der Eidgenossenschaft verbündet war. Samuel Koechlin (1719–1776) gründete mit anderen 1746 die Textilfirma DMC (Dollfus-Mieg et Compagnie) in Mühlhausen.
Nikolaus Koechlin, geboren 1781, gründete mehrere Textilfabriken. Die Firma Nicolaus Koechlin & Brüder beschäftigte zur Zeit ihrer Blüte nach 1820 über 5000 Arbeiter; sie hatte Filialen in mehreren französischen Städten und eigene Niederlagen an den Haupthandelsplätzen Europas, Amerikas und des Orients.[3] Die Firma Koechlin war auch unter den Gründern der ersten Fachhochschule für Chemie in Mühlhausen am 1. März 1822. Die Textilindustriellen wollten die Färbekunst auf eine wissenschaftliche Grundlage stellen.[4] Nikolaus Koechlin gründete 1834 den ersten Kindergarten in Mühlhausen.[5] Er baute auch zusammen mit anderen Industriellen die erste Arbeitersiedlung in Mühlhausen. Er finanzierte zu großen Teilen die Bahnlinien Mühlhausen-Than und Strasbourg-Basel aus eigenen Mitteln (1838–1841).[6] 1820 kaufte Nicolaus Koechlin das verlassene Schloss in Hombourg (Haut-Rhin) und experimentierte mit dem Anbau von Maulbeerbäumen für die Seidenzucht und Zuckerrüben. Dies war der erste Versuch, im Elsass Zucker aus Rüben zu produzieren, eine kleine Zuckerraffinerie begann 1829 mit der Produktion.[7]
Daniel Koechlin, Sohn von Nikolas, wurde Chemiker und verbesserte zusammen mit Johann Michael Haußmann den Färbeprozess in den Textilfabriken. Viele seiner Erfindungen stiftete er dem Gemeineigentum.[3]
Andreas Koechlin, geboren 1789, gründete 1826 in Mühlhausen die Eisen- und Maschinenfabrik André Koechlin & Cie, um Textilmaschinen zu bauen. 1872 fusionierte sie zur „Elsässischen Maschinenbau-Gesellschaft“ in Strasbourg.[3]
Joseph Koechlin-Schlumberger, geboren 1796, machte zunächst in der Textilindustrie ein Vermögen, wurde dann Bürgermeister von Mühlhausen und widmete sich der Geologie der Vogesen. Er veröffentlichte zusammen mit anderen Wissenschaftlern zwei Bände zu diesem Thema.[3]
Jules Camille Daniel Koechlin (1845–1914) war ein Maler, der 1874 im Salon von Paris ausstellte.[8] Sein Bruder Charles Koechlin (1867–1950) war ein Komponist mit beträchtlichem Einfluss auf moderne französische Komponisten.[9]
Maurice Koechlin (1856–1946) entwarf die Konstruktionsidee für den Eiffelturm, René Koechlin (1866–1951) entwarf das Kraftwerk Kembs und den zugehörigen Rheinseitenkanal.
20. Jahrhundert
Hartmann Koechlin, 1919 geboren, war Präsident der Universität Basel, sein Bruder Samuel (1925–1985) war ab 1972 Präsident der Firma CIBA-Geigy.
Pierre Koechlin, 1906 geboren, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Direktor der Électricité de France. François Koechlin, geboren 1936, arbeitet bei der französischen Atombehörde in der Forschung, Jean-Claude Koechlin, 1927 geboren, hatte dort eine leitende Management-Position inne.[10]
Gründe für den langanhaltenden Erfolg der Familie
Nachdem Max Webers Buch Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1904) erschienen war, nahm man an, dass die protestantische Religion der Koechlins die Ursache für den Erfolg der Familie sei. Die moderne Soziologie sieht dies etwas anders, nach ihr ist der Protestantismus nicht die Ursache des Erfolgs, aber er ist dafür hilfreich. Zusätzlich stärkt die Sorge um das Gemeinwohl die Gesellschaft und damit auch die herrschende Klasse.
Wichtig war auch die gute Ausbildung der Kinder. Die Koechlins schickten, wie die meisten reichen Mühlhauser Familien, ihre Kinder oft in Internate in der Schweiz, wo unter dem Einfluss von Johann Heinrich Pestalozzi die moderne Pädagogik entstanden war. Danach wurden die Kinder zu befreundeten Industriellen oder Händlern in die Lehre geschickt, oft ins Ausland. Der Kinderreichtum der Familien hat auch zur Langlebigkeit beigetragen, so hatte Andreas Koechlin 13 Geschwister.[11]
Weblinks
Literatur
- Michel Hau, Nicolas Stoskopf: Ésprit d’Entreprise in Les Saisons d’Alsace, Nr. 56 Mai 2013, DNA, Strasbourg, 2013.
- Michel Hau: Une Parfaite Alchemie in Les Saisons d’Alsace, Nr.56 Mai 2013, DNA, Strasbourg, 2013.
Einzelnachweise
- ↑ Les Saisons d’Alsace, Nr. 56, S. 32
- ↑ Geneanet Susan Koechlin: Stammbaum Samuel Koechlin. Abgerufen am 25. Dezember 2021
- ↑ a b c d Deutsche Biographie - Koechlin
- ↑ J. Meybeck, J-M. Dolle: Histoire de l'École Nationale Supérieure de Chimie de Mulhouse. In: Services des Archives UHA. UHA - Université de Haut Alsace, 1972, abgerufen am 27. Februar 2022 (französisch).
- ↑ Les Saisons d’Alsace, Nr. 56, S. 65
- ↑ Les Saisons d’Alsace, Nr. 56, S. 67
- ↑ Arnaud Bruckler: LE CHATEAU DE HOMBOURG. In: Website der Gemeinde Hombourg. 2022, abgerufen am 21. August 2022 (französisch).
- ↑ Exposant 1874. Musée d'Orsay, abgerufen am 26. Februar 2022 (französisch).
- ↑ Charles Koechlin. In: Britannica. Encyclopædia Britannica, 2022, abgerufen am 24. Mai 2022 (englisch).
- ↑ Les Saisons d’Alsace, Nr. 49, S.
- ↑ Les Saisons d'Alsace, Nr. 49, S. 52f