Kollegienkirche (Jena)
Die Kollegienkirche in Jena war bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg die Universitätskirche der Universität Jena. Vor der Reformation war sie Klosterkirche des Jenaer Dominikanerklosters. Ihr Patrozinium war St. Paulus.
Geschichte
Kloster
Das Kloster des Predigerordens in Jena wurde 1286 von den Brüdern Albert und Hermann von Lobdeburg in der Südwestecke des ummauerten Stadtrechtecks gestiftet oder erneuert.[1] Die Klosterkirche entsprach dem Typ der schmuck- und turmlosen gotischen Bettelordenskirche mit nur einem Seitenschiff auf der Nordseite und einem dreijochigen, polygonal schließenden Chor im Osten. Zu den Einkünften des Konvents zählten Erträge eines Weinbergs. Der Prior Johannes Oerter ließ 1506 in die Stadt und zum Kloster eine Wasserleitung legen. 1524 lebten im Kloster noch 30 Mönche.
Die Auflösung der Dominikanerniederlassung begann mit dem Bauernkrieg 1525, als viele Mönche das Kloster verließen. Im selben Jahr inventarisierte der Amtsschösser Sebastian Wölner im Auftrag Friedrichs des Weisen die beweglichen Besitztümer der Jenaer Kirchen und Klöster und notierte für das Dominikanerkloster:
- „400 fl. an Gelde und Munze haben die Pauler Mönche vor den Aufruhr selbst bey dem Rath zu getreuer Hand hinderleget und dem Rath zugesaget, sie sollen ihnen die vier Jahr lang jedeß Jahr mit 16 fl. verzinsen. 180 fl. sind im Aufruhr aufß Rathhauß geantwurt, durch die Burger vnd Einwohner, die die Mönche vnd daß Kloster gestürmet. Bericht der Rath, sie haben sollich Geld zur Heerfarth gebraucht, den Söldnern ins Heer geschickt“.[2]
Von den verbliebenen Konventualen wurde einer, Caspar Busch, 1540 lutherischer Pfarrer in Isserstedt; einer starb 1545. Die letzten drei wurden 1548, bei der Gründung des Collegium Jenense in den Konventsgebäuden, mit einer Rente abgefunden.
Collegium und Universität
Johann Friedrich I. von Sachsen verlor 1547 als Folge des Schmalkaldischen Kriegs große Teile seines Herrschaftsgebiets, darunter Wittenberg mit seiner Universität. Als Ersatz plante er eine neue Landesuniversität in Jena. Dafür wurde das Dominikanerkloster ausgewählt und nach bescheidenen Anfängen 1557/58 grundlegend umgebaut. Die Kirche wurde mit Zwischendecken und Trennwänden in 36 Wohnräume für Studenten aufgeteilt. Im Westen wurde ein Treppenturm im Renaissancestil angebaut.[3]
Unter dem Theologieprofessor und Superintendenten Georg Mylius erfolgte 1592–1595 die Wiederherstellung des Kirchenraums für Gottesdienste und Festakte der Universität[4] und als Grablege der Professoren.[5] In dieser Funktion, auch als homiletischer Übungsraum, wurde die Kirche in den folgenden Jahrhunderten genutzt.
Zwischen 1673 und 1683 wurde die Kirche gründlich saniert. Zur Wiedereinweihung verfasste der Jenaer Historiker Caspar Sagittarius eine lateinische Monographie über die Geschichte der Kirche und ihre Grabdenkmäler.[6]
Bei den Luftangriffen auf Jena im Frühjahr 1945 wurde die Kollegienkirche bis auf wenige Außenmauerteile zerstört. In der Nachkriegsbebauung des Collegiumsbezirks war die Kirche nicht mehr vorgesehen.
Luther-Epitaph
1571 entschied Johann Wilhelm von Sachsen-Weimar, das ursprünglich für die Schlosskirche Wittenberg bestimmte bronzene Luther-Epitaph an die „Nachfolgerin“ der Universität Luthers, die Universität Jena, zu geben. Als Aufstellungsort war die Universitätskirche vorgesehen, die jedoch noch in profanem Gebrauch war, sodass das Epitaph zunächst und schließlich für immer in der Michaeliskirche Aufstellung fand.
Antependium
Im Jahr 2015 wurde ein aus der Kollegienkirche stammendes besticktes Antependium, das im Krieg in die USA gelangt war und dort von einer lutherischen Gemeinde in Dearborn genutzt wurde, an die Universität Jena zurückgegeben.[7]
Koordinaten: 50° 55′ 40,3″ N, 11° 35′ 5,5″ O
Literatur
- Jonathan Karl Zenker: Das Paulinerkloster. In: Ders.: Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena und seiner Umgebung. Jena 1836, S. 39–43
- Caspar Sagittarius: Momenta historica et monumenta templi Ienensis academici. Jena 1685, 3. Auflage 1720
Einzelnachweise
- ↑ In den alten Quellen finden sich beide Angaben (Zenker S. 39).
- ↑ zitiert nach Zenker S. 40
- ↑ Umbau der Kirche (mit Grundriss)
- ↑ Die Universitätskirche
- ↑ dazu ausführlich Sagittarius (lat.)
- ↑ s. Lit.
- ↑ Rückgabe eines Altartuches aus den USA an die Kollegien-Kirche in Jena (Memento des Originals vom 11. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (germany.info, 15. Juni 2015)
Weblinks
- Das Collegium Jenense (kollegienhof.uni-jena.de)