Kommandantenhaus (Göttingen)
Das Göttinger Kommandantenhaus war bis zu seinem Abbruch Wohnhaus und Stabsquartier der Stadthauptleute und später der Stadtkommandanten der Stadt Göttingen. Es stand auf der Weender Straße 32/34 und war ein spätgotisches Fachwerkhaus.
Geschichte
Das Haus wurde um 1500 von einem Gabriel von Schneen errichtet. Nach der Schlacht bei Lutter im Dreißigjährigen Krieg wohnte hier ab 3. August 1626 Tilly nach der Einnahme der Stadt. Neue Bedeutung erlangte das Kommandantenhaus im Zuge der Gründung der Georg-August-Universität 1734 bis 1737 und als Bleibe der Regierungsbeamten aus Hannover. Es war in den Jahren 1730–31 von Grund auf saniert worden, das Hinterhaus wurde sogar völlig neu errichtet und so galt es in den Jahren der Gründung der Universität als das komfortabelste Haus am Platz. Erhalten ist das Bild eines Aufzuges der Göttinger Studenten vor dem von Schildwachen gesicherten Kommandantenhaus für den Minister und Universitätsgründer Gerlach Adolph von Münchhausen aus Anlass der Inauguration der Universität Göttingen um den 16. September 1737 auf der Weender Straße 32/Barfüßerstraße. Rechts auf der anderen Ecke die bis 2014 bestehende Rats-Apotheke. Das Hannoversche Militär in Göttingen stand zu dieser Zeit in der Stadt unter dem Kommando des Obersten und späteren Generals, Stadt- und Festungskommandanten Johann August von Druchtleben. Das Bild zeigt die permanenten Schildwachen mit ihren Wachhäuschen vor dem Haus und vier Abgesandte der Studenten vor der Tür. Weiter mit Abstand in der Mitte des Halbkreises eine Musikkapelle und Fackelträger im inneren Halbkreis. Die Studenten tragen Uniformen des Rokoko, angelehnt an Offiziersuniformen in den Farben ihrer Landsmannschaften. Für die Zeit vor 1750 sind in Göttingen Landsmannschaften der Hannoveraner (rot/blau), Braunschweiger (blau/schwarz) und Westfalen (grün/schwarz) bekannt, erst nach dem Siebenjährigen Krieg kamen weitere Landsmannschaften wie Mecklenburger und Kurländer hinzu. Die Generaladjutanten in weißen Hosen tragen eine Art Marschallstab und sichern den Aufzug. Da v. Münchhausen hannoverscher Minister war, deuten die roten Uniformen der Adjutanten auf eine Hauptverantwortung der Hannoverschen Landsmannschaft hin.
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts war das Kommandantenhaus durch eine Neubebauung ersetzt, die später noch aufgestockt wurde.
Literatur
- Himme: Stichhaltige Beiträge zur Geschichte der Georgia Augusta in Göttingen, Göttingen 1987, S. 29
- Ralf Pröve: Stehendes Heer und städtische Gesellschaft im 18. Jahrhundert: Göttingen und seine Militärbevölkerung 1713 - 1756. 1996 ISBN 3-486-56060-3
Koordinaten: 51° 32′ 0,2″ N, 9° 56′ 7,1″ O