Kongress von Frauen in Naturwissenschaft und Technik

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Datei:14. Nationaler Kongress.pdf Der Kongress von Frauen in Naturwissenschaft und Technik (kurz FiNuT-Kongress) ist ein autonomer Kongress, der seit mehr als 35 Jahren jedes Jahr über vier Tage am Himmelfahrtswochenende stattfindet und von und für Frauen in Naturwissenschaft und Technik organisiert wird.

Geschichte

Mit dem ersten, von Christiane Erlemann und Margarete Pauls ins Leben gerufenen Kongress (damals Treffen) 1977 in Aachen begann in Deutschland die Naturwissenschaftlerinnen- und Technikerinnen-Bewegung. Viele Ideen und Ansätze, die heute gängige (und institutionalisierte) Praxis bei der Förderung von Frauen in Naturwissenschaft und Technik sind, wurden von Frauen beim Kongress entwickelt. Darüber hinaus sind viele formelle und informelle Netzwerke und Organisationen auf den Kongressen entstanden, zum Beispiel der deutsche ingenieurinnenbund, der Verein von Frauen in Naturwissenschaft und Technik (NUT) e.V.[1] und die Zeitschrift Koryphäe – Medium für feministische Naturwissenschaft und Technik.

Der Kongress fand das erste Mal als Treffen von Frauen in Naturwissenschaft und Technik statt, danach zunächst halbjährlich und später jährlich in wechselnden Städten. Beim ersten Treffen nahmen ca. 40 Frauen teil. Die Teilnehmerinnenzahl stieg sehr schnell an und erreichte in den frühen 1990er Jahren mit 700–800 Teilnehmerinnen ihren Höhepunkt. In den 2000er Jahren hatte sich die Teilnehmerinnenzahl auf 300 bis 400 eingependelt. Viele Jahre war der Kongress an Universitäten und Hochschulen angesiedelt und die Vorbereitungsgruppen waren universitär verankert.

Seit 2010 findet die Veranstaltung in deutlich kleinerem Rahmen in Tagungshäusern statt.

Themen

Die Themen spannen sich vom Erfahrungsaustausch über Fachvorträge bis zu politischen Diskussionen. Jeder Kongress hat ein Schwerpunktthema, das von der Vorbereitungsgruppe ausgesucht wird (zum Beispiel „Nachhaltig vorsorgen“, „GeZeitenwechsel“, „Wissen schaf(f)t Widerstand“). Zusätzlich gibt es in der Regel Veranstaltungen zu den folgenden Themen:

Teilnehmerinnen und Chronik

Die Teilnehmerinnen kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, zum Teil aber auch außerhalb von diesem. Das Spektrum der Teilnehmerinnen reicht dabei von der Schülerin bis zur Rentnerin, und von der Professorin bis zur Handwerkerin.

Kongresschronik[2]
Tagung Zeit Ort Anzahl Titel Schwerpunktthemen Dokumentation ISBN
1. 16. bis 19. Juni 1977 Aachen 60
2. 6. bis 8. Januar 1978 Hamburg 200
3. 1978 Frankfurt am Main 150
4. 9. bis 11. Februar in 1979 Göttingen 270
5. 1979 Stuttgart
6. 1980 Darmstadt 80
7. 1981 Hannover 250
8. 1982 Berlin 230
9. 1983 Aachen
10. 1984 Stuttgart
11. 1985 Gießen
12. 1986 Oldenburg (Oldenburg)
13. 1987 Erlangen
14. 1988 Göttingen 500
15. 1989 Bonn 500
16. 1990 Münster
17. 1991 Kiel 500
18. 1992 Bremen 700 Lesben – Rassismus und Antisemitismus
19. 1993 Berlin 700
20. 1994 Gießen 300
21. 25.–28. Mai 1995 Karlsruhe Frauen im Nationalsozialismus und Naturwissenschafts- und Technikkritik Frauen im Nationalsozialismus und Naturwissenschafts- und Technikkritik ISBN 3-9804855-0-1
22. 16.–19. Mai 1996 Braunschweig ca. 480 Kommunikation und Informationsgesellschaft Auswirkungen der Atompolitik ISBN 3-9804855-8-7
23. 8.–11. Mai 1997 Hannover ca. 500 Arbeits(t)räume – Lebens(t)räume Schülerinnenprojekte ISBN 3-9804855-7-9
24. 21.–24. Mai 1998 Mainz ca. 400 Frauen macht Europa Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten im "neuen" Europa ISBN 3-933611-24-5
25. 13.–16. Mai 1999 Darmstadt 400 Frauenmehrwert – Eine Bilanz am Ende des Jahrtausends Frauenmehrwert – Eine Bilanz am Ende des Jahrtausends ISBN 3-933611-25-3
26. 1.–4. Juni 2000 Hamburg ca. 400 Fließende Grenzen Migration und Wasser ISBN 3-933611-26-1
27. 24.–27. Mai 2001 Wien 400 Wissen_schaf(f)t Widerstand ISBN 3-85286-100-4
28. 9.–12. Mai 2002 Kassel ca. 400 Alles unter einen Hut Splitter zum Ganzen fügen und Vielfalt der Perspektiven ISBN 3-933611-28-8
29. 29.5. – 1.6.2003 Berlin 350 standard:abweichung Standard und Abweichung ISBN 3-929120-18-6
30. 2004 Winterthur 500 no limits!? ISSN 1424-3342
31. 5.–8. Mai 2005 Bremen 230 gezeitenwechsel Internationalisierung und Frauenräume ISBN 3-8142-0995-8
32. 2006 Köln Bilanzraum:Gerechtigkeit
33. 2007 Lüneburg Nachhaltig Vorsorgen ISBN 978-3-00-024256-4
34. 2008 Bonn Ge-wissen-los, Gen-Wissen-los,
Geh-Wissen-los!
35. 2009 Trier Sicherheit
36. 2010 Altenkirchen Umbenennung
zur Tagung
Online[3]
37. 2011 Altenkirchen Online[3]
38. 2012 Altenkirchen Energiewende Online[3]
39. 2013 Altenkirchen Online[3]
40. 2014 Altenkirchen Online[3]
41. 2015 Altenkirchen Online[3]
42. 2016 Altenkirchen Online[3]
43. 25.–27. Mai 2017 Berlin feministisch_4.0 Feierliche Tagung zum 40-jährigen Jubiläum im Deutschen Technikmuseum Berlin (DTMB) ISBN 978-3-89376-182-1
44. 10.–13. Mai 2018 Darmstadt Online[3]
45. 30. Mai – 2. Juni 2019 Darmstadt Frauen wirtschaften: Frauenbetriebe – Frauengenossenschaften – Frauenprojekte Online[3]
46. 31. Oktober 2020 online Nachhaltigkeit Online[3]
47. 10.–12. September 2021 hybrid - in Berlin sowie online Klimakrise und Klimagerechtigkeit - ein feministischer Blick! Online[3]

Gestaltung und Ablauf

„Autonom“ bedeutet, dass hinter dem Kongress kein Verband oder Verein steht. Bei jedem Kongress gibt es ein Plenum, auf dem alle Kongressteilnehmerinnen stimmberechtigt sind. Die Vorbereitungsgruppe eines Kongress wird jeweils auf dem Kongress zwei Jahre vorher von diesem Plenum bestimmt. Die Vorbereitungsgruppe organisiert den Kongress eigenständig und selbstverantwortlich, wobei sie aber an die demokratisch gefassten Beschlüsse der vorhergehenden Kongresse gebunden ist.

Der Kongress lebt von der Vielzahl der angebotenen Veranstaltungen, bei denen es sich um Vorträge, Workshops, Exkursionen, Ausstellungen, Gruppentreffen u.v.m. handeln kann. In der Regel wird im Oktober des Vorjahres ein Call for Paper für den Kongress versandt. Der Kongress wird am Donnerstag mit dem Eröffnungsplenum eingeleitet und mit dem Abschlussplenum am Sonntag beendet.

Literatur

  • Helene Götschel: Die Geschichte des Kongresses von Frauen in Naturwissenschaft und Technik 1977 bis 1989. Schriftenreihe / NUT – Frauen in Naturwissenschaft und Technik e.V., Band 8, 2002, Talheimer, Mössingen-Talheim, ISBN 3-89376-095-4.
  • Dokumentationen der Kongresse von Frauen in Naturwissenschaft und Technik erschienen im FiT-Verlag (zum Beispiel Kassel 2002 ISBN 3-933611-28-8).
  • Verein FLuMiNuT (Hrsg.): Wissen_schaf(f)t Widerstand, Dokumentation des 27. Kongresses von Frauen in Naturwissenschaft und Technik, Reihe Dokumentation Band 25, Milena Verlag 2002, ISBN 3-85286-100-4.
  • Heidi Rebsamen, Sandra Gloor, Anita Huber, Nicole Näf, Christa Schmid, Sabine Schweizer (Hrsg.): FINUT04 no limits?, Dokumentation des 30. Kongress von "Frauen in Naturwissenschaft und Technik" vom 20. bis 23. Mai 2004 an der Zürcher Hochschule Winterthur ZHW in Winterthur, Staatssekretariat für Bildung und Forschung SBF, 2005. ISSN 1424-3342.
  • TechNaM e.V. (Hrsg.): Nachhaltig Versorgen, 33. Kongress Frauen in Naturwissenschaft und Technik, 17. bis 20. Mai 2007 in Lüneburg, Dokumentation, v. Stern'sche Druckerei, Lüneburg, 2008. ISBN 978-3-00-024256-4.
  • Corinna Bath, Smilla Ebeling, Melanie Nowak: 4. Feministische Naturwissenschaftsforschung und FiNuT-Kongresse seit den 1980er Jahren: Strukturen, Individuen, Themen in Barbara Paul, Corinna Bath und Silke Wenk (Hrsg.): Geschlechterwissen in und zwischen den Disziplinen: Perspektiven der Kritik an akademischer Wissensproduktion, transcript Verlag, Bielefeld 2020, S. 97–132. ISBN 978-3-83945-237-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. nut.de Vereinsauftritt Frauen in Naturwissenschaft und Technik NUT e.V.
  2. Tagung FiNuT – Geschichte. Abgerufen am 30. April 2019.
  3. a b c d e f g h i j k FiNuT - Dokumentation. Abgerufen am 30. Januar 2020.