Kotányi (Unternehmen)

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Kotányi GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1881
Sitz Wolkersdorf,
Leitung Erwin Kotányi
Mitarbeiterzahl 600+[1]
Umsatz 150 Mio. € (2018)
Branche Gewürze und Kräuter
Website www.kotanyi.com
Der Begründer János Kotányi
Die Paprikafabrik von Kotányi in Szegedin (um 1910)
Werbesujet, Fassadenmalerei in der Nussdorfer Straße, Wien-Alsergrund (9.) aus Anfang der 1960er-Jahre; freigelegt Sept. 2016

Kotányi ist ein führender und traditionsreicher österreichischer Gewürzhändler mit Sitz in Wolkersdorf im Weinviertel in Niederösterreich.

In Österreich, wo Kotányi eigenen Aussagen zufolge 80 % Marktanteil innehat, werden nur 30 % des Umsatzes erwirtschaftet, während 70 % im Export in die ost- und mitteleuropäischen Länder erzielt werden. Allein in Russland beträgt der Anteil 20 % des Umsatzes mit einem Marktanteil von 13 bis 14 %.

Die Firmengruppe besteht aus sechs Tochterunternehmen in Osteuropa. Das Produktsortiment umfasst etwa 4.500 verschiedene Artikel.[2]

Geschichte

Das Unternehmen wurde von dem aus Szeged in Ungarn nach Wien zugewanderten János Kotányi im Jahr 1881 gegründet. Verheiratet war Kotányi mit Sophie Sonnenfeld. Ursprünglich verarbeitete er in seiner Heimatstadt den ungarischen Paprika zu Paprikapulver. In Wien-Döbling gründete er ein Handelshaus und eine Spedition, wo er zusätzlich mit Weinessig, Cognac und Sliwowitz handelte. Im Jahr 1887 wurde die Firma János Kotányi in Wien im Handelsregister registriert, nachdem János Kotányi bereits ein Jahr zuvor das Unternehmen Kotányi & Oberländer mit einem Partner gegründet, aber bald darauf wieder liquidiert hatte.[3] Speziell durch seine Paprikamischungen wurde er bekannt und 1912 zum K.u.k. Hoflieferanten.[4]

In den 1920ern erweiterte er die Erzeugungspalette vom Paprika auch auf andere Gewürze und errichtete weitere Filialen in Budapest, Berlin, München, Boston und New York. Der Firmenwortlaut wurde um den Zusatz Erste österreichische Paprikamühle erweitert. 1925 übernahm der Sohn Hans Kotányi (* 1888), der jüngere Bruder von Marianne Kotányi, nach dem Besuch einer Handelsakademie[3] das Unternehmen. Von den drei jüngeren Schwestern trat niemand in die Firma ein. 1928 starb János Kotányi.

Das Unternehmen selbst war eines der ersten in Österreich, das 1938 arisiert wurde. Hans Kotányi verkaufte an Georg Kohl am 16. März 1938 und wurde bereits eine Stunde später verhaftet. Er wurde in einem der ersten Transporte, dem sogenannten Prominententransport, in das KZ Dachau deportiert, wo er sich am 28. April 1938 das Leben nahm.[5] Die Familie emigrierte nach England. Das Unternehmen firmierte vorerst mit dem Zusatz Inhaber Georg Kohl, später direkt unter diesem Namen.

Nachdem der Ariseur Georg Kohl ab 1945 nicht mehr in Wien war, führte der ehemalige Prokurist Theodor Rabner das Unternehmen. Obwohl die Witwe von Hans Kotányi Charlotte sowie deren Sohn Friedrich Walter erst in den Jahren 1954 und 1955 aus England zurückkamen, wurde das Unternehmen bereits 1948 restituiert und firmierte ab diesem Zeitpunkt wieder als Erste österreichische Paprikamühle Johann Kotányi mit Charlotte, Friedrich Walter und seiner Schwester in der Kommanditgesellschaft.[3]

Neben ständiger Produktionsverbesserung waren auch erhebliche Fortschritte in der Verpackung zu verzeichnen. So wurde 1978 eine vollautomatische Folienverpackungsmaschine in Betrieb genommen.

Nach dem Tod Friedrich Kotányis 1981 übernahm der Neffe Erwin Kotányi (* 1957)[4] die Firmenleitung. Im selben Jahr erhielt das Unternehmen die Staatliche Auszeichnung und darf seither das Bundeswappen im Geschäftsverkehr verwenden.

1989 übernahm das Unternehmen die Firma Mickstötter (Linz, Wien) und übersiedelte mit ihrem Firmensitz von Wien nach Wolkersdorf in das Industriezentrum Nord. Außerdem wurde in Ungarn ein Tochterunternehmen gegründet. 1994 wurde die Gewürzmarke Seybold aus Tirol übernommen.

1997 wollte Hannes Androsch den 25-%-Anteil übernehmen, den die Salinen Austria im Jahr 1989 erworben hatte, dies wurde aber von der Eigentümerfamilie abgewehrt.[4] Im Jahr 2009 kaufte die Familie den Salinen-Anteil wieder komplett zurück, sodass das Unternehmen vollständig in Familienbesitz ist.[6]

In den 1990er und 2000er Jahren wurden in weiteren ost- und mitteleuropäischen Ländern Niederlassungen gegründet und andere Handelsmarken übernommen. Der Exportanteil liegt bei 60 %. In Österreich selbst hält das Unternehmen einen Marktanteil von 80 %. Nach eigenen Angaben ist Kotányi in 20 Ländern mindestens die Nummer Zwei in der Branche.[6]

Mit Stand 2017 werden jährlich 10.000 t Gewürze umgesetzt. Mengenmäßig führt Pfeffer mit 2500 t, es folgt Paprika. Brathuhnsalz ist die bedeutendste Gewürzmischung.

Verpackungsformen sind:

  • Briefe – Flachbeutel aus Verbundfolie (Polyethylen, Aluminium und Papier), rundum verschweißt. Diese macht den größten Umsatzanteil aus.[7]
  • Faltbeutel – Verbundfolie aus Polyethylen und Aluminium
  • Gläser
  • PET-Dosen mit Schraubverschluss
  • Einwegmühlen aus Glas
  • Dosen, tailliert mit Verschlussklappe – insbesondere zum Grillen

Die Marke Mickstötter wird – für eine Produktlinie – heute noch verwendet.[8]

Weblinks

Commons: Kotányi (Unternehmen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. kotanyi.com: Über uns
  2. Niederösterreichische Nachrichten. Woche 07/2013: Interview mit Erwin Kotányi.
  3. a b c Sonja Niederacher: Eigentum und Geschlecht. Eine sozialhistorische Studie über Vermögensbildung, NS-Verfolgung und Restitution in Wien. (PDF) Dissertation an der Universität Wien, Wien 2009, abgerufen am 29. September 2010.
  4. a b c Der Herr der Würze (Memento vom 16. Januar 2016 im Internet Archive) Wirtschaftsblatt. 27. November 1999, abgerufen 29. September 2010.
  5. Transporte österreichischer Juden in Konzentrationslager 1938/39: Die ersten Ermordeten (Memento vom 11. Mai 2009 im Internet Archive) auf DÖW
  6. a b Scharfer Rückkauf: Kotányi wieder in Familienhand Presse, 2. November 2009, abgerufen 29. September 2010.
  7. Krönung zum Gewürzkaiser nachrichten.at, OÖN, 25. Mai 2013, abgerufen 12. Jänner 2019.
  8. at.kotanyigourmet.com