Kraftfahrzeugdiebstahl

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Schlosskernzieher – zum illegalen Öffnen von Autotüren

Kraftfahrzeugdiebstahl ist ein Diebstahl, bei dem ein Kraftfahrzeug durch Wegnahme gestohlen wird.

Seit 1993 fiel die Häufigkeit dramatisch auf nur noch 10 %.[1] Dieser Rückgang folgt dem Trend, der in allen westlichen Ländern zu beobachten ist.[2]

Überwindung der elektronischen Wegfahrsperre

Seit 1. Januar 1998 müssen neu zugelassene Pkw in Deutschland mit einer elektronischen Wegfahrsperre ausgestattet sein. Diese wurde durch die Hersteller im Laufe der Jahre fortentwickelt. Zum Diebstahl der Fahrzeuge führen die Täter Geräte zur Überwindung der Sicherung mit. Häufig werden neue Schlüssel angelernt. Bei Fahrzeugen bei denen ein Keyless Go oder ein gleichartig funktionierendes System verbaut ist, erfolgt der Diebstahl mittels eines Relaisattacks.[3] Hierzu wird mittels Funkstreckenverlängerer (Key-Scanner) das Schlüsselsignal verstärkt und zum Car-Scanner geleitet. So lässt sich das Fahrzeug öffnen und starten, ohne den Schlüssel im Besitz zu haben. Eine Möglichkeit der Sicherung gegen diesen Angriff ist die Abschirmung des Pkw-Schlüssels mittels geeigneter Behältnisse aus Metall oder einer vom Hersteller vorgesehenen Deaktivierung des Systems.

Besondere Begehungsformen

Wird vor dem Diebstahl in eine Wohnung oder Haus oder in ein Geschäft eingebrochen, um den Kfz-Schlüssel zu entwenden und so das Fahrzeug wegfahren zu können, spricht man von Home- bzw. Geschäftsraum-Jacking oder Showroomjacking bei vorangegangenen Einbruch in Werkstätten und Verkaufsräumen von Autohäusern. Von Relay Attack spricht man, wenn das Signal des Schlüssels verlängert wird, um das Fahrzeug zu öffnen und wegzufahren[4].

Motive für den Kfz-Diebstahl

Verkauf des Fahrzeugs als Gebraucht- oder Neuwagen

Meist werden die Fahrzeuge nach dem Diebstahl ins Ausland verbracht und dort an Hehler oder an gutgläubige Kunden verkauft. Hier handelt es sich meist um neue Modellreihen. Oft werden die Fahrzeuge vor dem Verkauf umfrisiert, dabei erhalten sie zum Teil die Identität eines in einem anderen Land zugelassenen Kfz oder die eines verunfallten Fahrzeugs.[5]

Verwerten der Teile

Nach dem Diebstahl werden die Fahrzeuge zerlegt, die Teile gehen in den Ersatzteilmarkt. Der Vertrieb erfolgt dabei auch über Onlineauktionshäuser wie Allegro.[6]

Verwendung als Tatmittel

Der Diebstahl des Fahrzeugs erfolgt nur, um dieses vorübergehend für eine Straftat zu nutzen. Dies geschieht häufiger bei Einbrüchen bei denen das Kfz nur entwendet wird um das Diebesgut abtransportieren zu können. Ein Phänomen ist hier ebenfalls der Diebstahl, um ein Fahrzeug zur Verfügung zu haben, bei dem kein Rückschluss auf den Besitzer möglich ist, beispielsweise das Fluchtauto bei einem Bankraub. Dies kommt auch bei sogenannten Blitzeinbrüchen in Betracht, bei denen der Pkw oder Lkw teilweise benutzt wird um in ein Schaufenster zu fahren oder sonst die Sicherung der Waren zu zerstören oder zu entfernen.

Gebrauchsdiebstahl

Fahrzeuge wurden in der Vergangenheit häufig entwendet um von A nach B zu kommen. Nach dem Gebrauch wurden diese dann einfach stehen gelassen. Nach Einführung der Wegfahrsperre ging diese Erscheinungsform des Diebstahls immer mehr zurück und spielt heute keine Rolle mehr.

Strafrecht

Im deutschen Strafrecht ist der Kraftfahrzeugdiebstahl kein eigener Tatbestand einer Straftat, sondern fällt allgemein unter den Diebstahl gemäß §§ 242 ff. StGB.

Abgrenzung zu anderen Delikten

Kennzeichnend für einen Diebstahl ist die Wegnahme, d. h. der Bruch fremden Gewahrsams. Dies geschieht entweder durch mechanische (z. B. Lenkradsperre) oder elektronische (z. B. Wegfahrsperre) Überwindung der Sicherungseinrichtungen eines Kraftfahrzeugs durch den Täter.

Abgrenzungsfälle

Beim Carjacking liegt demgegenüber eine Räuberische Erpressung oder ein Raub vor, da die Weggabe des Kraftfahrzeuges durch Gewalt oder Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben erzwungen, oder die Wegnahme mit Gewalt durchgeführt wird.

Statistik

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Erfasste Fälle von „Diebstahl insgesamt von Kraftwagen einschl. unbefugte Ingebrauchnahme“ in den Jahren 1987–2021 als Häufigkeitszahl (pro 100.000 Einwohner).[1]

Die jährlich vom Deutschen Bundeskriminalamt herausgegebene polizeiliche Kriminalstatistik weist Fälle von Diebstahl von Kraftwagen separat aus. Die Aufklärungsquote dieser Delikte liegt bei ca. 30 %.

Während sich die Häufigkeit von Ende der 1980er Jahre nach Öffnung des Eisernen Vorhangs bis zum Höhepunkt 1993 mehr als verdoppelte, fielen die Zahlen bis 2021 dramatisch auf nur noch 10 % des Werts von 1993. 1993 waren es 214.836 Fälle, 2021 nur noch 21.584. Damit war der Rückgang der Kraftfahrzeugdiebstähle sehr viel größer als der der Straftaten insgesamt, die nur um 27 % sanken.[1] Das Muster eines Rückgangs der Häufigkeit von Diebstahl seit Anfang der 1990er Jahre findet sich in allen westlichen Ländern. Es ist Teil eines allgemeinen Kriminalitätsrückgangs.[2]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Polizeiliche Kriminalstatistik. Bundeskriminalamt, abgerufen am 17. April 2022.
  2. a b Michael Tonry: Why Crime Rates Are Falling Throughout the Western World, 43 Crime & Just. 1 (2014). S. 5, abgerufen am 6. Juni 2019 (englisch).
  3. swr.de SWR - Autodiebstahl in Sekunden
  4. [1] Video einer Relay Attack
  5. vdpolizei.de (PDF) Internationale Kfz-Verschiebung Punkt 2
  6. Beweise auf dem Silbertablett. In: Märkische Onlinezeitung. 2. April 2013, archiviert vom Original;.