Kraftwerk Lucendro

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kraftwerk Lucendro
Airolo im Jahr 1967, während des Baus des Ausgleichbeckens unter der Zentrale Lucendro in Airolo
Lage
Koordinaten 688922 / 153462
Land SchweizSchweiz Schweiz
Kanton Tessin Tessin
Gewässer Reuss, Ticino
Daten
Typ Speicherkraftwerk
Primärenergie Wasser
Leistung 58 MW (Zentrale Lucendro)
Eigentümer Azienda Elettrica Ticinese (AET)
Projektbeginn 1942
Betriebsaufnahme Zentrale Lucedro: 1945
Kleinkraftwerk Sella: 1991
Eingespeiste Energie 2017 100 GWh
Website ATEL: Impianto idroelettrico Lucendro
Stand 2018

Das Kraftwerk Lucendro (italienisch Impianto idroelettrico Lucendro), manchmal auch nach dem Standort der Hauptzentrale Kraftwerk Airolo genannt, ist ein Speicherkraftwerk im Gotthardraum. das auf dem Gebiet der Gemeinde Airolo im Kanton Tessin liegt.

Geschichte

Die Atel erhielt 1942 von den Kantonen Uri und Tessin die Konzession zur Nutzung der Gewässer im Gebiet des Gotthardpasses. Die erste Konzession lief am 31. Dezember 1984 ab und wurde bis 31. Dezember 2024 verlängert. Der Kanton Tessin und auch der Kanton Uri haben beschlossen, den Heimfall auszurufen. Ein kantonales Gesetz verpflichtet den Kanton Tessin bei Ablauf jeder Wasserrechtskonzession, den Heimfall geltend zu machen und das Kraftwerk selber zu betreiben.[1] Dies ist auch der Grund, warum im Jahr 2015 die Alpiq Holding die Tochterfirma Alpiq Hydro Ticino AG an die Azienda Elettrica Ticinese (AET) verkaufte.[2]

Anlage

Das von der Alpiq Hydro Ticino SA betriebene Kraftwerk wurde in den Jahren 1942 bis 1948 gebaut und nahm 1945 teilweise den Betrieb auf. Zuerst lief das Kraftwerk nur vom 29. Januar bis am 13. April 1945, dann vom 3. Januar bis zum 13. April 1946 und im Winter 1946/47, bevor es permanent in Betrieb ging. Die Schlussrechnung vom 31. März 1949 wies für die Erstellung eine Gesamtsumme von 65'200'00.- Schweizer Franken aus.[3] Die Stromproduktion gehört zu 55 % dem Kanton Uri und zu 45 % dem Kanton Tessin.[4]

Das Werk nutzt das mit den Stauseen Lucendro, nördlich der Gotthard-Passhöhe im Einzugsgebiet der Reuss, und Sella im Einzugsgebiet des Ticino. Das gesamte Einzugsgebiet der beiden Seen ist 23,3 Quadratkilometer gross.

Das Wasser aus dem Stausee Lucendro wird durch ein 4,8 km langen Einlaufstollen einer 1,9 km langen Druckrohrleitung zugeführt, die mit 996 Meter Gefälle die Zentrale Lucendro in Airolo mit Wasser versorgt.[5] In dem vom Tessiner Architekten Carlo Tami und Rino Tami geplanten Maschinenhaus treiben zwei Peltonturbinen zwei elektrische Generatoren mit einer installierten Leistung von je 29 MW an. Jährlich werden rund 100 GWh elektrischer Strom erzeugt.[5]

Der Stausee Sella ist über eine 1 km lange Druckleitung mit der Zentrale Sella verbunden, welche das Wasser in den Einlaufstollen vom Stausee Lucendro abgibt.[6] In diesem 1990 bis 1991 gebauten Kleinkraftwerk wird das Wasser von einer Francis-Turbine genutzt, die einen 2 MW Generator antreibt.[5]

Das Pumpwerk Tremola fördert Wasser aus dem Lago dei Morti und aus einer Wasserfassung an der Sella in den Einlaufstollen.[5] Es sind zwei Pumpen mit einer Leistung von je 470 kW installiert.[7]

Anlage Namen Lage Inbetriebnahme Maschinenhaus
[m. ü. M.]
el. Leistung in MW Turbinen Maximale Rohfallhöhe in m Ausbaudurchfluss in m³/s Bemerkung
Zentrale Lucendro 688922 / 153462 1947 1139 58 2 Pelton-Turbinen 996 7,0 Lucendro ist die Eigenbezeichnung der Zentrale von Azienda Elettrica Ticinese, in [8] wird die Zentrale mit Airolo bezeichnet, das ganze Kraftwerk aber mit Lucendro bezeichnet.
Zentrale Sella 688040 / 156334 1991 2139 2 Francis-Turbine 117 2,0
Pumpwerk Tremola 686934 / 156288 1947 2041 1 2 Speicher-pumpen 89 1,2 Tremola ist die Eigenbezeichnung des Pumpwerks von Azienda Elettrica Ticinese, in [8] wird das Pumpwerk mit Tremola/Sella bezeichnet.

Lagekarte

Kraftwerk Lucendro

Literatur

Einzelnachweise

  1. Landrat Uri (Hrsg.): Bericht und Antrag des Regierungsrates vom 13. Februar 2001 an den Landrat zur Übertragung der Lucendrokonzession von der Atel auf die Atel Hydro Ticino SA. 13. Februar 2001 (ur.ch [PDF]).
  2. Alpiq veräussert Alpiq Hydro Ticino SA. Alpiq, 31. August 2017;.
  3. „Führer durch die schweizerische Wasser- und Elektrizitätswirtschaft“ 1949 Band 2 Seite 620
  4. Bundesamt für Energie BFE (Hrsg.): Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz. 1. Januar 2018 (admin.ch – Anlagennummern 600100 und 600200). Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz (Memento des Originals vom 9. Dezember 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfe.admin.ch
  5. a b c d Wasserkraftwerk Lucendro. Azienda Elettrica Ticinese, abgerufen am 9. Dezember 2018.
  6. Impianto idroelettrico Lucendro. Azienda Elettrica Ticinese, abgerufen am 9. Dezember 2018 (italienisch).
  7. Eidg. Amt für Wasserwirtschaft (Hrsg.): Statistik der Wasserkraftanlagen in der Schweiz. 1. Januar 1973.
  8. a b Bundesamt für Energie BFE (Hrsg.): Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz. 1. Januar 2018 (admin.ch). Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz (Memento des Originals vom 9. Dezember 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfe.admin.ch